Perfekt
dessen Gartenzaun gerade eine Horde kleiner Jungen ihre Fahrräder bestiegen und davonstrampelten. »Wenn er sich solche Sorgen um sie macht, muß er ganz schön viel für sie empfinden, Matt.«
»Er hat einfach ein schlechtes Gewissen«, konstatierte Matt kategorisch und stieg aus. »Und er will sich nicht vor der Verantwortung drücken. Zack hat schon immer alles sehr ernst genommen.« Während sie den Bürgersteig überquerten, kamen zwei kleine Jungen in Rollstühlen aus einer Seitentür geschossen und rasten über eine Rampe in Richtung Straße. Ihnen folgte eine hübsche junge Frau. »Johnny!« rief sie und rannte lachend hinter dem einen Kind her. »Gib das sofort wieder her!« Der Junge namens Johnny vollführte eine geschickte Rollstuhldrehung und schwenkte ein Heft mit Spiralbindung durch die Luft. Sein Freund kurvte in seinem eigenen Rollstuhl zwischen den beiden hin und her, so daß sie Johnny nicht zu nahe kommen konnte. Matt und Meredith blieben stehen und sahen dem übermütigen Spiel zu.
»Okay!« rief Julie schließlich, ohne ihre Zuschauer bemerkt zu haben, und stemmte ihre Hände in die Hüften. »Ihr habt gewonnen, ihr Monster! Kein Test morgen. Aber jetzt gebt ihr mir mein Notenheft zurück.« Triumphierend grinsend, händigte Johnny ihr das Heft aus. »Danke«, sagte Julie, nahm es und zog ihm liebevoll-scherzhaft die Mütze über die Augen, während er sie lachend abzuwehren versuchte. Dann bückte sie sich zu dem anderen Jungen hinunter, zog den Reißverschluß seiner Jacke bis zum Hals hinauf und zerzauste ihm dann das rote Haar. »Du wirst allmählich verdammt gut in diesen Abwehrmanövern, Tim. Ich hoffe, du setzt sie bei dem Spiel am nächsten Samstag genauso gekonnt ein, okay?«
»Okay, Miß Mathison.«
Julie drehte sich um, um ihnen nachzublicken, wie sie die Straße entlang davonfuhren, als sie das gutgekleidete Paar vor ihrem Haus stehen sah. Die beiden kamen auf sie zu, und Julie verschränkte die Arme vor der Brust, um sich gegen den eisigen Wind zu schützen, während sie höflich lächelnd auf sie wartete. Irgendwie kamen ihr die Gesichter entfernt bekannt vor.
»Miß Mathison«, sagte der Mann und erwiderte ihr Lächeln. »Ich bin Matthew Farrell, und das ist meine Frau Meredith.« Aus der Nähe betrachtet war Meredith Farrell ebenso wunderschön wie ihr Mann gutaussehend, ebenso blond wie er dunkelhaarig, und ihr Lächeln stand seinem an Wärme in nichts nach.
»Sind Sie allein?« fragte er mit einem Seitenblick auf das Haus.
Julie erstarrte: »Sind Sie Reporter? Wenn Sie nämlich von der Presse sind, habe ich ...«
»Ich bin ein Freund von Zack«, unterbrach er sie ruhig.
Julies Herz hämmerte. »Bitte«, sagte sie rasch, »kommen Sie doch herein.« Vor Aufregung wurde ihr ganz schwindlig.
Sie führte sie zur Hintertür und durch die Küche, in der kupferne Töpfe und Pfannen an den Wänden hingen, in das Wohnzimmer.
»Sie haben es sehr hübsch hier«, sagte Meredith Farrell, während sie ihren Mantel auszog und sich in dem freundlichen Zimmer umsah, dessen helle Polstermöbel maigrüne und blaue Kissen zierten. Viele üppig gedeihende Grünpflanzen lockerten das Ganze zusätzlich auf.
Julie versuchte zu lächeln, während sie Matt den Mantel abnahm, doch dann platzte sie einfach heraus: »Ist mit Zack alles in Ordnung?«
»Soweit ich informiert bin, geht es ihm gut.«
Sie entspannte sich etwas, doch es war nicht leicht, die höfliche Gastgeberin zu spielen, wenn sie es kaum erwarten konnte, den Grund dieses Besuches zu erfahren. Auf jeden Fall wollte sie versuchen, die beiden so lange wie möglich dazubehalten - weil Matt Farrell Zacks Freund war und seine Gegenwart ihn ihr irgendwie näherbrachte. »Darf ich Ihnen ein Glas Wein oder einen Kaffee anbieten?« fragte sie über ihre Schulter hinweg, während sie die Mäntel ihrer Gäste in den Garderobenschrank hängte und die beiden auf dem Sofa Platz nahmen.
»Ich hätte sehr gerne eine Tasse Kaffee«, sagte die Frau, und ihr Mann nickte zustimmend.
Julie setzte in Rekordzeit Kaffee auf, stellte Tassen und Unterteller auf ein Tablett und kehrte so schnell in das Wohnzimmer zurück, daß ihre Gäste unwillkürlich lächeln mußten, so als ob sie ihr Dilemma verstehen würden. »Ich bin schrecklich nervös«, gestand Julie hektisch lachend und stellte das Tablett vor ihnen auf den Tisch. »Aber ich ... ich freue mich sehr über Ihren Besuch. Der Kaffee wird bestimmt gleich fertig sein.«
»Sie waren überhaupt
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