Perfekt
besorgt.
»Sein Brief...«, flüsterte sie, Tränen in den Augen. »Mein Gott, Matt - du kannst dir nicht vorstellen, was er in diesem Brief geschrieben hat!«
Unsinnigerweise ärgerlich auf Zack, weil er seine Frau derart durcheinandergebracht hatte, legte Matt seinen Arm um sie, zog sie dicht an sich und hielt sie fest, während er selbst zu lesen begann. Allmählich ging seine Verärgerung in Überraschung über, und er las erst ungläubig und dann mit wachsender Ergriffenheit den Brief seines Freundes. Als Julie in der Küchentür auftauchte, war er gerade mit der letzten Zeile fertig. Meredith hörte sie kommen, wandte sich hastig zu ihr um und benutzte das Taschentuch, das Matt ihr gegeben hatte, während Julie sich ein Lächeln abrang und ihre Tränen mit den Fingerspitzen fortzuwischen versuchte.
»Dieser Tag«, sagte Matt, dessen Stimme vor Mitgefühl fast heiser klang, »hat es ganz schön in sich. Es ... es tut mir leid, Julie«, schloß er etwas lahm und musterte den seltsamen Ausdruck in ihren feuchten Augen. »Ich weiß, daß Zack Sie nicht unglücklich machen wollte.«
Ein letztes Mal ließ Julie alles an sich vorbeiziehen, was sie zurücklassen mußte, wenn sie ihren in aller Eile gefaßten Plan ausführen würde, aber ihr Entschluß hatte eigentlich schon im Eßzimmer festgestanden. Sie atmete tief durch und bemühte sich, ihre Stimme fest klingen zu lassen, als sie sagte: »Wenn Sie Zack erreichen können, seien Sie bitte so gut und erinnern Sie ihn daran, daß ich von meiner Mutter ausgesetzt wurde und daß ich nicht daran denke, ein Kind in diese Welt zu setzen, dem dann dasselbe Schicksal blüht« Mit einem wehmütigen Lächeln fügte sie hinzu: »Und bitte sagen Sie ihm auch, daß er, wenn er wirklich will, daß ich sein Baby bekomme, was ich mit Freuden täte, nichts weiter zu tun braucht, als mich zu sich zu holen.«
Der letzte Satz schlug wie eine Bombe ein, und in dem darauffolgenden Schweigen beobachtete Julie, wie sich auf Matt Farrells Gesicht zuerst Überraschung, dann Bewunderung abzeichneten, doch seine Worte waren dazu gedacht, ihren Enthusiasmus zu dämpfen: »Ich habe keine Ahnung, wann - oder ob überhaupt - Zack wieder Kontakt zu mir aufnimmt.«
Julie begann ein wenig hysterisch zu lachen. »O doch, das wird er - und zwar sehr bald!« sagte sie mit absoluter Bestimmtheit, da sie jetzt wußte, daß ihr Instinkt in bezug auf Zack immer richtig gewesen war und daß sie es, wenn sie von Anfang an auf diese innere Stimme gehört hätte, wahrscheinlich sogar geschafft hätte, ihn dazu zu überreden, mit ihr gemeinsam Colorado zu verlassen. »Er wird Sie umgehend kontaktieren, weil er es nicht erwarten kann, meine Antwort zu erfahren.«
Matt erkannte, daß sie vermutlich recht hatte, und brachte ein Grinsen zustande. »Gibt es sonst noch etwas, was ich ihm ausrichten soll, wenn er sich bei mir meldet?«
Julie nickte entschieden. »Ja. Sagen Sie ihm, daß er höchstens ... vier Wochen Zeit hat, um mich nachkommen zu lassen. Sonst werde ich andere Schritte einleiten. Und sagen Sie ihm auch, daß ...«, sie zögerte, weil ihr der Gedanke peinlich war, Zack etwas Derartiges durch einen Dritten übermitteln zu lassen, entschied dann aber, daß es keine Rolle spielte, solange Zack nur die Worte vernahm. Also fuhr sie mit leiser Stimme fort: »Sagen Sie ihm, daß auch ich ohne ihn nicht leben kann. Und - und sagen Sie ihm, daß ich sein ganzes Geld für fünfundzwanzigtausend Videokassetten von Kevin Costners neuem Film ausgeben und den Rest meines Lebens diesen Mann anhimmeln werde, wenn er mich nicht umgehend zu sich holt.«
»Ich denke«, sagte Meredith lächelnd, »das wird ihn überzeugen.« Zu Matt gewandt, fügte sie hinzu: »Kannst du dir das alles wortwörtlich merken, oder soll ich es aufschreiben?«
Matt warf seiner Frau, die jetzt genauso entschlossen schien, ihn in Zacks Angelegenheiten zu verwickeln, wie sie noch vor zwei Stunden dagegen gewesen war, einen überraschten Blick zu und wandte sich dann ab, um den Wein einzuschenken. »Ich finde, der Anlaß verdient einen Toast«, verkündete er, während er die Gläser austeilte. »Nur bin ich selber im Augenblick leider etwas sprachlos.«
»Ich nicht«, erklärte Meredith. Ihr Glas hebend, sah sie Julie an und sagte mit einem warmen Lächeln: »Auf alle Frauen, die so sehr lieben, wie wir es tun.« Dann wandte sie sich ihrem Mann zu und schloß leise: »Und auf die Männer, die wir lieben.«
Julie sah, wie er seine Frau
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