Perfekt
Dienstag früh steigst du in dein Auto und fährst nach Dallas. In Dallas mietest du auf deinen eigenen Namen einen Leihwagen und fährst damit nach San Antonio, wo du ihn aber nicht zurückgibst. Laß ihn einfach am Parkplatz des Flughafens stehen, sie werden ihn schon irgendwann finden. Wenn wir Glück haben, werden die Behörden denken, du fährst irgendwohin, um mich zu treffen, anstatt zu fliegen, und fahnden nicht gleich auf allen Flughäfen. Alles in allem sollte diese Herumfahrerei nicht länger als ein paar Stunden dauern. Ein Ticket für den Sechzehn-Uhr-Flug nach Mexico City wird am Schalter von Aero-Mexico für dich hinterlegt sein. Es ist auf den Namen Susan Arland ausgestellt. Irgendwelche Fragen, oder ist bis hierher alles klar?«
Julie mußte unwillkürlich darüber lächeln, daß er ganz offensichtlich damit gerechnet hatte, daß ihr Gespräch so enden würde; warum sonst hätte er sich die Mühe gemacht, den Plan so detailliert auszuarbeiten? »Eine Frage habe ich. Warum kann ich nicht eher zu dir kommen?«
»Weil ich vorher noch ein paar Dinge in die Wege leiten muß.« Julie akzeptierte diese Antwort, und er fuhr fort: »Wenn du Dienstag früh dein Haus verläßt, darfst du überhaupt nichts mitnehmen. Keinesfall darfst du einen Koffer packen oder irgend etwas tun, was jemand auf die Idee bringen könnte, daß du vorhast wegzufahren. Behalte den Rückspiegel im Auge und paß auf, daß dir niemand folgt.
Wenn dich jemand verfolgt, erledigst du irgendeine Besorgung, fährst dann wieder heim und wartest, bis du wieder von mir hörst. In der Zwischenzeit achte bitte genau auf deine Post, mach alle Briefe auf, auch Werbesendungen. Falls sich irgend etwas ändern sollte, wirst du es auf diesem Wege erfahren, oder jemand kontaktiert dich persönlich. Das Telefon bei dir zu Hause müssen wir vergessen, weil ich felsenfest davon überzeugt bin, daß es abgehört wird.«
»Wer wird Kontakt zu mir aufnehmen?«
»Ich habe nicht den blassesten Schimmer, aber wenn es jemand tut, solltest du nicht nach seinem Ausweis fragen.«
»Okay«, entgegnete Julie, die alle seine Anweisungen aufgeschrieben hatte. »Ich glaube nicht, daß ich überwacht werde. Paul Richardson und David Ingram - die beiden FBI-Agenten, die auf den Fall angesetzt sind und hier waren -haben endlich aufgegeben und sind letzte Woche nach Dallas zurückgefahren.«'
»Wie geht es dir?«
»Sehr gut.«
»Keine morgendliche Übelkeit oder so was?«
Bei dieser Bemerkung rührte sich ihr schlechtes Gewissen, und sie versuchte es zu beruhigen, indem sie ihre Antwort so formulierte, daß sie nicht wirklich gelogen war: »Ich bin eine völlig gesunde Frau. Ich glaube, mein Körper ist wie geschaffen für Babys. Und ich bin sicher, daß er für dich geschaffen ist.«
Bei dieser anzüglichen Bemerkung mußte er hörbar schlucken. »Paß auf, was du sagst - ich komme später darauf zurück«, drohte er zärtlich.
»Versprochen?«
Da lachte er, und sein tiefes, kehliges Lachen machte sie glücklich, doch weit mehr noch war sie glücklich über seine mit heiserer Stimme gesprochenen Worten: »Ich vermisse dich. Mein Gott, wie ich dich vermisse.« Und als fürchte er, sie sei sich nicht aller Konsequenzen bewußt, machte er sie nochmals darauf aufmerksam: »Du weißt, daß du dich nicht von deiner Familie verabschieden darfst? Du kannst ihnen einen Brief hinterlassen, den sie aber erst ein paar Tage, nachdem du weg bist, finden dürfen. Danach wirst du nie mehr zu ihnen Kontakt aufnehmen können.«
Sie schloß die Augen. »Ich weiß.«
»Und du bist bereit, das in Kauf zu nehmen?«
»Ja.«
»Ein verdammt mieser Start in eine gemeinsame Zukunft«, sagte er angespannt, »dich zu zwingen, jegliche Verbindung zu deiner Familie abzubrechen. Wenn das nur kein Unheil heraufbeschwört.«
»Sag nicht so was!« sagte Julie, doch sie mußte sich anstrengen, nicht zu zittern. »Ich werde es in meinem Brief so erklären, daß sie es bestimmt verstehen.« Um nicht nur ihn, sondern auch sich selbst abzulenken und auf fröhlichere Gedanken zu bringen, fragte sie: »Was machst du gerade? Stehst du oder sitzt du?«
»Ich bin in einem Hotelzimmer und sitze auf dem Bett.«
»Wohnst du in dem Hotel?«
»Nein. Ich habe das Zimmer nur genommen, um in Ruhe telefonieren zu können und eine einigermaßen gute Verbindung in die Staaten zu bekommen.«
»Wenn ich heute abend einschlafe, möchte ich gerne dasselbe sehen wie du, wenn du im Bett liegst. Beschreibe mir
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