Perfekt
Namen?«
»Der diensthabende Portier hat keinen Paß verlangt. Er hat ihn für einen Einheimischen gehalten. Warum auch nicht. Er ist ein dunkler Typ, war braungebrannt, hatte einen spanischen Namen und sprach fließend Spanisch - hat schon so seine Vorteile, wenn man in Kalifornien lebt. Übrigens hat er sich einen Bart wachsen lassen.«
»Ich nehme an, er ist bereits wieder abgereist?«
»Selbstverständlich. Er zahlte im voraus für eine Nacht und war schon am nächsten Morgen wieder weg. Das Bett in seinem Zimmer war unbenutzt.«
»Vielleicht kreuzt er noch mal dort auf, um wieder zu telefonieren. Laß das Hotel überwachen.«
»Habe ich bereits veranlaßt.«
Paul ging zurück zu seinem Schreibtisch und ließ sich in seinen Stuhl fallen.
»Sie hat zehn Minuten mit ihm gesprochen«, fügte Ingram hinzu. »Das ist allemal lang genug zum Pläneschmieden.«
»Es ist auch lang genug, mit jemand zu reden, für den sie Mitleid empfindet und von dem sie wissen will, ob es ihm gutgeht. Sie hat ein weiches Herz, und sie ist überzeugt, daß der Kerl ein Opfer widriger Umstände und eines Justizirrtums ist. Vergiß das nicht. Hätte sie mit ihm zusammenbleiben wollen, wären sie gemeinsam aus Colorado verschwunden.«
»Vielleicht wollte er sie nicht mitnehmen?«
»Ganz bestimmt«, sagte Paul sarkastisch. »Aber jetzt, nachdem er sie ein paar Wochen nicht gesehen hat, ist er plötzlich so verrückt nach ihr, daß er seine Deckung verläßt und sie zu sich holen will.«
»Scheiße«, sagte Ingram. »Diese Frau hat dich schon so um ihren kleinen Finger gewickelt, daß du völlig auf ihrer
Seite bist und sie auch noch verteidigst. Sie hat dich nach Strich und Faden angelogen im Hinblick darauf, was in Colorado passiert ist. Wir hätten ihr besser ihre Rechte vorgelesen und sie gleich verhaftet...«
Paul mußte sich sehr zusammenreißen und sich krampfhaft ins Gedächtnis rufen, daß Ingram ja sein Freund und hauptsächlich deshalb so verärgert war, weil er sich um ihn, Paul, Sorgen machte. »Wir haben überhaupt keinen vernünftigen Grund, ihr zu mißtrauen«, ermahnte er David strikt. »Geschweige denn irgendwelche Beweise.«
»Doch, seit fünf Minuten haben wir etwas gegen sie in der Hand. Den Anruf nämlich!«
»Wenn du mit deinen Vermutungen recht hast, wird sie uns direkt zu Benedict führen. Und wenn du dicht irrst, haben wir auch nichts verloren.«
»Bevor ich herüberkam, habe ich veranlaßt, daß sie vierundzwanzig Stunden am Tag überwacht wird, Paul.«
Paul biß die Zähne zusammen und verkniff sich einen sinnlosen Protest gegen Davids eigenmächtiges Vorgehen, murmelte aber sichtlich verärgert: »Darf ich dich daran erinnern, daß ich derjenige bin, der diesen Fall leitet, und solange man ihn mir nicht entzieht, möchte ich dich ersuchen, alle Aktionen vorher mit mir abzusprechen. Ist das klar?« schnappte er.
»Ja, Sir!« gab Dave nicht weniger ärgerlich zurück. »Hast du noch irgendwas über das Auto herausgefunden, das letzte Woche vor ihrem Haus geparkt hat?«
Paul schob ihm einen Bericht über den Schreibtisch hin und sagte: »Es war ein Mietwagen von Hertz, den ein Joseph A. O'Hara, wohnhaft in Chicago, am Flughafen in Dallas gemietet hatte. O'Hara scheint völlig sauber. Keine Vorstrafen. Ist als Chauffeur und Leibwächter beim Collier Trust angestellt.«
»Ist das eine Bank?«
»In Houston gibt es eine Collier Bank und Trust, mit einem ganzen Haufen Filialen.«
»Du hast deine kleine Miß Unschuld jetzt eben am Telefon nicht zufällig gefragt, was es mit ihrem Besuch aus Chicago auf sich hatte?«
»Damit sie den endgültigen Beweis dafür hat, daß sie beobachtet wird, und daß du mir dann wieder vorwerfen kannst, ich würde sie begünstigen und ihr alles verraten?«
Ingram schnaubte etwas besänftigt und warf den Bericht zurück auf Pauls Schreibtisch. »Tut mir leid, Paul. Ich möchte doch nur verhindern, daß du wegen einer Mieze mit großen blauen Augen und super Beinen deine Karriere aufs Spiel setzt.«
Sich langsam entspannend, beäugte Paul ihn mit einem grimmigen Lächeln. »Eines Tages wirst du sie auf Knien um Verzeihung bitten müssen, andernfalls werden wir nicht zulassen, daß du Taufpate bei unserem ersten Baby bist.«
Ingram entgegnete seufzend: »Ich hoffe wirklich, daß ich das eines Tages tun muß, Paul. Ganz ehrlich, ich hoffe es aus ganzem Herzen.«
»Gut. Dann hör aber auch endlich damit auf, ihre Beine anzustarren.«
Julie räumte die Küche fertig auf,
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