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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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einen einzigen Gedanken an ihn verschwendet!«

52
    Der Anruf, auf den Julie so sehnlichst gewartet hatte, kam vier Tage später und erreichte sie an dem Ort, wo sie ihn zuletzt erwartet hätte. »Oh, Miß Mathison!« rief die Sekretärin des Rektors, als Julie nach Schulschluß in ihrem Büro vorbeikam, um die Anwesenheitsliste abzugeben. »Ein Mr. Stanhope hat heute nachmittag für Sie angerufen.« Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Julie den Namen erkannte und dann erstarrte. »Was hat er gesagt?« fragte sie, entsetzt über die atemlose Verzweiflung in ihrer Stimme.
    »Er sagte, er wolle seinen Sohn für Ihr Behinderten-Sportprogramm anmelden. Ich habe ihm mitgeteilt, daß der Kurs voll sei.«
    »Warum um Himmels willen haben Sie das gesagt?«
    »Weil ich gehört habe, daß Mr. Duncan etwas Derartiges erwähnt hat. Aber wie auch immer, Mr. Stanhope hat gesagt, es sei so etwas wie ein Notfall, und er würde Sie heute abend um sieben nochmals anrufen. Ich habe ihn darauf hingewiesen, daß das keinen Zweck habe, weil unsere Lehrer nicht so lange hier im Haus sind.«
    Blitzartig wurde Julie klar, daß er sie nicht zu Hause anrufen wollte, weil er wohl befürchtete, ihr Telefonanschluß werde abgehört. Deshalb hatte er die Nummer der Schule gewählt, sie aber nicht erreicht, und jetzt hatte sie panische Angst, daß er es nicht noch einmal versuchen würde. Das einzige, was sie jetzt tun konnte, war, ihre Frustration vor der faulen, aber neugierigen Sekretärin des Rektors zu verbergen. »Wenn er schon gesagt hat, daß es ein Notfall wäre«, fuhr Julie sie trotzdem unabsichtlich scharf an, »warum haben Sie mich denn dann nicht ausrufen lassen?«
    »Lehrer sollen während der Unterrichtsstunden keine Privatgespräche entgegennehmen. Sie kennen doch Mr. Duncans Vorschrift. Und er nimmt es sehr genau damit.«
    »Es war doch wohl klar, daß es sich dabei nicht um ein Privatgespräch gehandelt hat«, sagte Julie, deren Handflächen schmerzten, so tief hatte sie ihre Fingernägel hineingegraben. »Hat er gesagt, ob er heute abend wieder hier oder bei mir zu Hause anrufen will?«
    »Nein.«
    Um dreiviertel sieben saß Julie allein im Büro der Schulverwaltung und starrte auf das Telefon auf dem Schreibtisch, wo das Lämpchen der Hauptleitung aufflackern würde, wenn ein Gespräch hereinkäme. Falls sie sich geirrt hatte und Zack sie bei sich zu Hause anstatt hier anrufen würde und dort niemand abhob, würde er vielleicht annehmen, daß sie es sich anders überlegt hätte und doch nicht zu ihm kommen wollte. Der Gedanke daran und die Möglichkeit, daß er sich dann vielleicht nie wieder bei ihr melden würde, jagten ihr schreckliche Angst ein. Die Räumlichkeiten jenseits der Glaswände des Büros waren dunkel und unheimlich, und Julie fuhr erschrocken und schuldbewußt zusammen, als der Hausmeister seinen Kopf durch die Tür steckte. »Sie arbeiten heute aber sehr lange«, sagte Henry Ruehearth mit einem Grinsen, das zeigte, daß einer seiner Schneidezähne fehlte.
    »Ja«, sagte Julie, zog hastig einen leeren Schreibblock zu sich heran und griff nach einem Stift. »Ich muß ein paar ... ein paar Berichte schreiben. Manchmal fällt mir hier mehr dazu ein als zu Hause.«
    »Sie schreiben aber nicht viel, so wie Sie die ganze Zeit in die Luft gestarrt haben«, sagte er. »Dachte, Sie warten vielleicht auf einen Anruf oder so was.«
    »Nein, wirklich nicht ...«
    Das Telefon neben ihrem Ellbogen klingelte schrill, und sie griff nach dem Hörer und drückte gleichzeitig den aufleuchtenden Knopf. »Hallo?«
    »Hallo, Schwesterchen«, sagte Carl. »Ich habe mehrmals versucht, dich daheim anzurufen, und dachte, ich probiere mein Glück jetzt mal in der Schule. Hast du schon zu Abend gegessen?«
    Julie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und versuchte sich zu besinnen, ob Zack ein Belegtzeichen hören würde. »Ich habe furchtbar viel zu tun«, sagte sie und blickte ärgerlich zu Henry hinüber, der beschlossen hatte, ins Büro zu kommen und sich damit beschäftigte, Papierkörbe auszuleeren, anstatt weiter den Fußboden in den Gängen zu wischen. »Ich versuche, ein paar Berichte fertigzukriegen, und komme nur sehr langsam voran.«
    »Ist alles in Ordnung?« hakte er nach. »Ich habe Katherine vor ein paar Minuten in der Stadt getroffen, und sie hat mir gesagt, daß du diese Woche jeden Abend allein daheimbleiben willst.«
    »Es ist alles in Ordnung! Einfach bestens! Ich stürze mich nur voll in die Arbeit, so

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