Perfekt
wie du es mir geraten hast, du erinnerst dich doch?«
»Nein.«
»Nun, dann muß es jemand anderer gesagt haben. Ich hatte gedacht, du wärst es gewesen. Ich muß jetzt Schluß machen. Danke für deinen Anruf. Schönen Abend«, sagte sie und legte auf. »Henry«, fuhr sie den Hausmeister irritiert an, »können Sie das Büro hier nicht als letztes saubermachen? Ich kann nicht klar denken, wenn Sie mit den Mülleimern einen solchen Lärm veranstalten«, fügte sie hinzu, was ausgesprochen unfair war, denn er erledigte seine Arbeit recht leise.
Er machte ein langes Gesicht. »Tut mir leid, Miß Mathison. Ich werde dann erst die Gänge fertigwischen. Ist das okay?«
»Natürlich ist es das. Tut mir leid, Henry. Ich bin etwas ... übermüdet.« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das alles andere als müde wirkte und ihre Worte Lügen strafte und sah zu, wie er auf den Gang hinausschlurfte und draußen das Licht einschaltete. Sie mußte ruhig bleiben, sagte sie sich; keinesfalls durfte sie etwas Ungewöhnliches tun oder sagen, das Argwohn wecken konnte.
Um Punkt sieben Uhr klingelte das Telefon erneut, und sie riß den Hörer von der Gabel und drückte hektisch den blinkenden Knopf.
Zacks Stimme war am Telefon noch dunkler, aber was er sagte, klang kalt, kurz angebunden und abgehackt. »Bist du allein, Julie?«
»Ja.«
»Gibt es irgend etwas, was ich tun kann, um dich von dieser verrückten Idee abzubringen, zu mir zu kommen?«»
Das war nicht das, was sie hören wollte, das war nicht die Art und Weise, wie er mit ihr hätte sprechen sollen, aber sie ignorierte seinen kühlen Ton und konzentrierte sich auf die Worte, die er in seinem Brief geschrieben hatte. Sie würde sich nicht noch einmal durch seine gespielte Kälte abweisen lassen. »Ja, das gibt es«, erwiderte sie sanft. »Du kannst mir sagen, daß alles, was du in deinem Brief geschrieben hast, gelogen war.« »In Ordnung«, sagte er. »Es war alles gelogen.«
Julie umklammerte den Hörer, preßte ihn noch dichter an ihr Ohr und schloß die Augen. »Und jetzt sag mir, daß du mich nicht liebst.«
Sie hörte, wie er tief Luft holte, und seine Stimme wurde zu einem gequälten Flehen: »Verlang nicht von mir, daß ich das tue. Bitte.«
»Ich liebe dich so sehr«, flüsterte Julie.
»Bitte tu mir das nicht an, Julie ...«
Der Griff, mit dem sie den Hörer umklammert hielt, lockerte sich, und sie lächelte, weil sie plötzlich spürte, daß sie gewinnen würde. »Ich kann nicht aufhören«, sagte sie zärtlich. »Ich kann nicht aufhören, dich zu lieben. Es gibt nur einen Weg für uns, und den habe ich dir bereits genannt.«
»Herrgott, das ist nicht...«
»Heb dir deine Gebete für später auf, Liebster«, flüsterte sie. »Du wirst deine Knie noch genug strapazieren können, wenn ich bei dir bin: darum betend, daß ich besser kochen lerne, daß ich dich zur Abwechslung mal eine Nacht durchschlafen lasse, daß ich aufhöre, dir jedes Jahr ein Baby zu schenken ...«
»Oh, Julie ... bitte nicht. Tu's bitte nicht.«
»Was soll ich nicht tun?«
Er holte tief und seufzend Luft und schwieg dann so lange, daß sie schon dachte, er würde ihre Frage überhaupt nicht beantworten.
Als Zachary dann endlich doch redete, klang es, als käme jedes Wort direkt aus seinem Herzen: »Hör bitte nie auf, mich zu lieben!«
»Ich werde dir vor einem Priester, einem Prediger oder einem buddhistischen Mönch mein Wort darauf geben.«
Diese Bemerkung entlockte ihm ein zögerndes Lachen, und die Erinnerung an sein verführerisches Lächeln ließ ihr das Herz bis zum Hals schlagen. »Reden wir hier von Heirat?« fragte er.
»Ich schon.«
»Ich hätte mir denken können, daß du auch darauf bestehst.«
Sein Versuch, verstimmt zu klingen, mißglückte gründlich, doch Julie ging auf das Spiel ein, und sei es nur, um ihn aufzuheitern. »Willst du mich etwa nicht heiraten?«
Seine Antwort darauf klang ebenso feierlich, wie sie ernst gemeint war: »Mehr als alles auf der Welt.«
»Wenn das so ist, dann erkläre mir jetzt bitte, wie ich zu dir komme und was für Ringe ich besorgen soll.«
Es folgte eine weitere qualvolle Pause, die ihre Nerven bis an den Punkt des Zerreißens spannte, doch dann begann er zu sprechen, und sie vergaß alles um sich herum, lauschte nur seinen Worten und gab sich ganz dem unglaublichen Glücksgefühl hin, das sie erfüllte, als er sagte: »Okay. Ich treffe dich heute in einer Woche, also Dienstag abend, am Flughafen von Mexico City.
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