Perfekt
und die Welt. Dann beendete sie das Gespräch und riß das Blatt ab, auf das sie Zacks Instruktionen geschrieben hatte. Dabei fiel ihr ein, daß sie im Fernsehen einen Krimi gesehen hatte, in dem der Fall durch den Abdruck einer handschriftlichen Notiz gelöst worden war, also packte sie den ganzen Block ein.
»Gute Nacht, Henry«, rief sie gutgelaunt.
»Gute Nacht, Miß Mathison«, sagte er, den Gang entlangschlurfend.
Julie verließ die Schule durch einen Nebeneingang. Henry benutzte dieselbe Tür drei Stunden später - nachdem er ein R-Gespräch mit einer Nummer in Dallas geführt hatte.
53
Julie warf eine Reisetasche auf den Rücksitz ihres Autos, blickte kurz auf ihre Uhr, um sicherzugehen, daß sie noch ausreichend Zeit hatte, die Mittagsmaschine zu bekommen, und ging ins Haus zurück. Sie räumte gerade ihr Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine, als das Telefon an der Küchenwand klingelte. Sie hob ab. »Hallo, meine Schöne.« Paul Richardsons Stimme klang warm und doch irgendwie kurz angebunden, eine seltsame Mischung, fand Julie. »Ich weiß, es ist sehr kurzfristig, aber ich würde Sie am Wochenende gerne sprechen. Ich könnte von Dallas rüberfliegen und Sie morgen abend zu einem Valentinstag-Dinner einladen. Oder noch besser: Warum kommen Sie nicht hierher, und ich koche für uns?«
Julie war zu der Ansicht gelangt, daß ein keiner, »harmloser« Wochenendtrip wie der, den sie vorhatte, mögliche Verfolger ablenken und dazu führen würde, daß diese - sofern sie tatsächlich beschattet wurde - sie danach weniger scharf beobachteten. »Ich kann nicht, Paul. Leider. Ich muß in einer halben Stunde am Flughafen sein.«
»Und wohin geht die Reise?«
»Ist das eine offizielle Frage?« erkundigte sich Julie, klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter und spülte ein Glas aus.
»Wenn es offiziell wäre, würde ich dann nicht persönlich vor Ihnen stehen?«
Die Sympathie und das Vertrauen, die sie instinktiv für ihn empfand, rangen mit dem Argwohn, den Zack ihr eingepflanzt hatte, doch bevor sie nicht in ihr Auto stieg, um Keaton endgültig und für immer zu verlassen, schien es ihr am klügsten, ganz bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich weiß nicht, ob Sie das würden«, gestand sie.
»Julie, was soll ich nur tun, damit Sie mir vertrauen?«
»Wie wär's, wenn Sie sich einen anderen Job suchen?«
»Es sollte doch einen einfacheren Weg geben.«
»Ich habe vor meinem Abflug noch viel zu erledigen. Reden wir weiter darüber, wenn ich zurück bin.«
»Wann - und wohin fliegen Sie?«
»Ich besuche die Großmutter eines Freundes in einer Kleinstadt in Pennsylvania - Ridgemont, um genau zu sein. Und ich komme morgen spät abends zurück.«
Er seufzte. »Okay. Ich melde mich nächste Woche, machen wir dann was aus?«
»Mmm. Okay«, sagte sie geistesabwesend, während sie Spülmittel in die Geschirrspülmaschine schüttete und die Klappe zumachte.
In seinem Büro legte Paul Richardson den Hörer auf die Gabel, um jedoch gleich darauf einen zweiten Anruf zu tätigen. Mit den Fingern auf die Schreibtischplatte trommelnd, wartete er auf die Antwort. Beim ersten Klingeln riß er den Hörer ans Ohr und hörte eine Frauenstimme sagen: »Mr. Richardson, Julie Mathison hat eine Reservierung für einen Flug von Dallas über Philadelphia nach Ridgemont, Pennsylvania, gebucht. Brauchen Sie noch weitere Informationen?«
»Nein«, sagte er und seufzte erleichtert. Er stand auf, ging zur Fensterfront hinüber und blickte stirnrunzelnd auf den spärlichen Wochenendverkehr hinab, der den Dallas Boulevard entlangrollte. »Nun?« fragte Dave Ingram, der aus dem angrenzenden Büro kam. »Was hat sie dir über den Koffer gesagt, den sie in ihr Auto gepackt hat?«
»Die Wahrheit, verdammt noch mal! Sie hat mir die Wahrheit gesagt, weil sie nichts zu verbergen hat.«
»Quatsch. Du hast anscheinend den Anruf aus Südamerika völlig vergessen, auf den sie vor ein paar Tagen abends in der Schule gewartet hat.«
Paul fuhr herum. »Aus Südamerika? Ihr habt ihn also zurückverfolgen können?« »Du hast es erfaßt. Vor fünf Minuten hab' ich's erfahren. Der Anruf kam aus einem Hotel in San Lucia del Mar.«
»Benedict!« rief Paul, und seine Miene verhärtete sich. »Unter welchem Namen ist er dort abgestiegen?«
»Jose' Feliciano«, sagte Ingram. »Dieser arrogante Mistkerl hat sich doch tatsächlich als Jose' Feliciano eingetragen!«
Paul starrte ihn ungläubig an. »Hatte er denn einen Paß auf diesen
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