Perfekt
sie. »Ich muß es dir endlich klarmachen! Ich habe drei Jahre lang versucht, zu vergessen, was ich uns beiden angetan habe. Drei Jahre lang habe ich nach einem Weg gesucht, für all das zu büßen, was ich getan und doch nicht gewollt habe.«
»Schluß jetzt. Ich will nichts mehr davon hören!« Er versuchte an ihr vorbeizukommen, doch sie wich keinen Millimeter zur Seite.
»Was zum Teufel willst du von mir?« fragte er wütend. Er würde sie nicht zum Nachgeben bewegen können, das war ihm inzwischen klar. Und brutale Gewalt anzuwenden war nicht seine Art.
»Ich will, daß du mir glaubst, wenn ich sage, daß es ein Unfall war«, schluchzte sie.
Ted kämpfte gegen die Überzeugungskraft ihrer Worte und die Wirkung ihres wunderschönen, tränenüberströmten Gesichts an. In all den Jahren, in denen er sie kannte, hatte er sie niemals weinen gesehen. Sie war maßlos verwöhnt, stolz und eigensinnig gewesen, aber niemals, niemals hatte sie auch nur eine einzige Träne vergossen. Dennoch hätte er ihr möglicherweise widerstehen können, hätte sie nicht just in diesem Moment ihren tränenverschleierten Blick gehoben und wehmütig geflüstert: »Wir waren doch beide all die Jahre so unglücklich über die Art und Weise, in der unsere Ehe kaputtging. Jetzt halt mich bitte fest, damit das ein für allemal vorbei ist.«
Wider seinen eigenen Willen lockerten seine Finger den Griff um ihre Arme, sie drückte ihr Gesicht gegen seine Brust, und plötzlich hielt er sie umarmt. Das Gefühl, das ihn überkam, als er ihren Körper so gegen seinen preßte, überwältigte ihn fast. Es kostete ihn viel Kraft, seine Stimme ruhig klingen zu lassen, als er ihr und sich selber einzureden versuchte: »Es ist vorbei, Katherine. Unsere Beziehung ist vorbei.«
»Dann hör mir jetzt bitte zu und laß mich dir die Dinge sagen, die zu sagen ich nach Keaton zurückgekommen bin, damit wir als Freunde und nicht als Feinde auseinandergehen können.« Seine Hand strich nicht länger über ihren Rücken, und Katherine hielt den Atem an, weil sie befürchtete, er würde sich weigern; doch er schwieg, und so sah sie ihm in die Augen und sagte: »Kannst du dich vielleicht dazu überwinden zu glauben, daß die Chancen, daß ich unser Baby nicht absichtlich verloren habe, zumindest fifty-fifty stehen?« Bevor er etwas dagegen ein wenden konnte, fuhr sie mit gepreßter Stimme fort: »Wenn du zurückdenkst, wirst du zugeben müssen, daß ich niemals den Mut aufgebracht hätte, mein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen. Ich war so ein Feigling, vor was hatte ich nicht alles Angst - vor Blut, Spinnen, Schlangen ...«
Auch Ted war älter und klüger geworden; er erkannte die zwingende Logik ihres Arguments, doch was noch mehr zählte: Er las die Wahrheit in ihren Augen, und die Wut und der Abscheu, die ihn jahrelang beherrscht hatten, begannen sich ganz allmählich aufzulösen. Er fühlte sich seltsam erleichtert. »Du hattest sogar vor Motten Angst.«
Katherine nickte und bemerkte, wie zum ersten Mal seit Jahren die Feindseligkeit aus seinem Gesicht wich. »Es tut mir so unendlich leid, daß ich aus rücksichtsloser, egoistischer Dummheit heraus unser Baby verloren habe. Es tut mir so unendlich leid, daß ich unsere Ehe derart verpfuscht habe, daß dein Leben zu einem Alptraum wurde ...«
»So schlimm war's nicht«, widersprach er zögernd, »wenigstens nicht die ganze Zeit.«
»Du brauchst mich nicht mehr in Schutz zu nehmen. Ich bin inzwischen erwachsen geworden, und ich habe gelernt, die bittere Wahrheit zu ertragen. Und die Wahrheit ist, daß ich als Ehefrau eine Versagerin war. Nicht genug, daß ich mich wie ein verzogenes, verwöhntes Gör aufgeführt habe, ich war auch vollkommen nutzlos. Ich habe nicht gekocht, ich habe die Wohnung nicht geputzt, und wenn ich meinen Kopf nicht durchsetzen konnte, habe ich auch nicht mit dir geschlafen. Ich hätte dir das alles schon vor Jahren sagen sollen und dir auch die Wahrheit gestehen müssen - unsere Ehe ist nicht ohne Grund gescheitert, du hast nicht versagt -, die Schuld liegt ganz allein bei mir.«
Zu ihrer Verblüffung schüttelte er den Kopf und seufzte: »Du bist schon immer so verdammt hart mit dir selber ins Gericht gegangen. Das hat sich nicht geändert.«
»Ich hart gegen mich selbst?« wiederholte Katherine kopfschüttelnd. »Du machst wohl Witze! Wie auch immer, jedenfalls bringst du da einiges durcheinander. Ich war diejenige, die dich die wenigen Male, die ich mir die Mühe machte zu
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