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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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deinen Namen hören.«
    Wäre da nicht dieser kurze Augenblick gewesen, in dem sich sein Kiefer anspannte, Margaret hätte annehmen müssen, ihre Worte seien wirkungslos verhallt. Er fragte nicht nach einer Erklärung, denn es war keine nötig. Es schien ihr sogar, als habe er von dem Moment an, in dem sie seiner Schwester ihr Ultimatum stellte, diese Reaktion erwartet. Wortlos richtete er sich auf und streckte seine Hand nach den Autoschlüsseln aus, die er achtlos auf den Tisch geworfen hatte. Doch Margarets Stimme ließ ihn in der Bewegung innehalten. »Laß sie liegen! Du wirst nur das mitnehmen, was du auf dem Leib trägst.« Er zog seine Hand zurück und sah seine Geschwister an, als erwarte er irgendein Zeichen von ihnen. Doch die beiden waren entweder zu sehr damit beschäftigt, sich selbst zu bedauern, oder aber sie fürchteten sich davor, im Falle einer Einmischung sein Schicksal teilen zu müssen.
    Margaret verachtete ihre beiden jüngeren Enkel für deren Feigheit und Illoyalität. Um einem späteren Sinneswandel vorzubeugen, fügte sie noch hinzu: »Wenn einer von euch Kontakt zu ihm aufnimmt oder zuläßt, daß er sich an euch wendet, könnt ihr sicher sein, daß euch das gleiche Schicksal treffen wird. Ist das klar?« Ihrem ältesten Enkel schickte sie noch eine andere Warnung hinterher: »Zachary, solltest du Vorhaben, einen deiner Freunde um Hilfe zu bitten - vergiß es! Stanhope Industries ist der größte Arbeitgeber der Region, und die Firma gehört jetzt mir allein. Glaubst du, daß dir jemand auch auf die Gefahr hin weiterhilft, seinen Job zu verlieren?«
    Ihre Worte schienen ihn getroffen zu haben. Er blieb abrupt stehen und wandte sich ihr zu. Sein eisiger und verächtlicher Blick machte ihr klar, daß er niemals einen anderen um einen Gefallen bitten würde. Was sie jedoch am meisten interessierte, war jener Ausdruck, den sie in seinen Augen las; kurz bevor er sich endgültig abwandte. War es Verzweiflung, was sie gesehen hatte? Oder war es Wut? Oder Angst? Sie hoffte von ganzem Herzen, daß alles ein wenig zutraf.
    Der Lastwagen verlangsamte seine Fahrt und kam ein kurzes Stück vor der einsamen Gestalt zum Stehen. Es war ein junger Mann, ein Sportjackett über der Schulter und den Kopf wie gegen den Sturm gebeugt, der am Rand des Highway entlangging. »Hey«, rief Charlie Murdock ihm zu, »wollen Sie mitfahren?«
    Bernsteinfarbene Augen blickten Charlie an, und einen Moment lang sah der junge Mann völlig verwirrt aus, als sei er halb im Schlaf den Highway entlanggeschlendert. Dann nickte er. Während sein Fahrgast in den Wagen kletterte, bemerkte Charlie die teuren braunen Hosen, die glänzend polierten Schuhe, die farblich darauf abgestimmten Socken und den modischen Haarschnitt. Er schloß daraus, einen College-Studenten aus reichem Hause aufgelesen zu haben, der aus irgendeinem Grund eine Mitfahrgelegenheit benötigte. Charlie sah keinen Grund, warum seine Intuition und seine Beobachtungsgabe nicht stimmen sollten, und fragte deshalb im Plauderton: »Auf welches College gehen Sie?«
    Der junge Mann schluckte, als sei sein Hals zugeschnürt, er wandte den Kopf ab und sah zum Seitenfenster hinaus. Nach einer Weile antwortete er mit ruhiger Stimme: »Ich gehe nicht aufs College.«
    »Hatten Sie eine Autopanne?«
    »Nein.«
    »Lebt Ihre Familie hier in der Gegend?«
    »Ich habe keine Familie.«
    Charlie, der selber drei Söhne großgezogen hatte, ließ sich von den barschen Antworten nicht beirren. Er fühlte, dieser Junge brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um keine Emotionen zu zeigen. Charlie wartete ein paar Minuten und fragte dann: »Verraten Sie mir Ihren Namen?«
    »Zack ...«, antwortete er und fügte nach kurzem Zögern hinzu: »Benedict.«
    »Wohin wollen Sie?«
    »Wo Sie hinfahren.«
    »Ich fahre an die Westküste. Los Angeles.«
    »Gut«, sagte der junge Mann in einem Ton, der jede weitere Unterhaltung abblockte. »Ist mir recht.«
    Stunden später öffnete sein Fahrgast zum ersten Mal freiwillig den Mund. »Können Sie in Los Angeles jemanden brauchen, der Ihnen beim Ausladen des LKWs hilft?«
    Charlie sah ihn von der Seite her an und änderte seine ursprüngliche Meinung über diesen Zack Benedict. Er war angezogen wie ein reicher Knabe, doch war er offensichtlich mittellos, aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen und vom Glück verlassen. Darüber hinaus schien er sich nicht zu fein zu sein, körperliche Arbeit zu verrichten, was Charlie in Anbetracht der Umstände

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