Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
für ausgesprochen clever hielt. »Sie sehen so aus, als könnten Sie bei schweren Sachen mit anpacken«, sagte er und warf einen kurzen, anerkennenden Blick auf Zacks muskulösen Körper. »Haben Sie mit Gewichten trainiert?«
    »Ich habe geboxt, als ich im ... Ich habe früher geboxt«, korrigierte er sich.
    Als ich im College war, ergänzte Charlie den Satz in Gedanken und beschloß, ihm Arbeit zu geben. Nachdem dieser Entschluß feststand, streckte er seine Hand aus. »Ich heiße Murdock, Charlie Murdock. Viel kann ich Ihnen nicht zahlen, aber Sie bekommen so wenigstens Gelegenheit, hinter die Kulissen von Hollywood zu sehen, wenn wir in Los Angeles sind. Mein Laster ist voll mit Requisiten der Empire Studios. Ich habe den Auftrag, das Zeug dorthin zu transportieren.«
    Die Tatsache, daß Benedict diese Information überhaupt nicht zu interessieren schien, verstärkte Charlies Eindruck, daß dieser junge Mann nicht nur völlig pleite war, sondern offenbar auch überhaupt keine Ahnung hatte, was er in nächster Zukunft dagegen unternehmen sollte. »Wenn Sie fleißig arbeiten, könnte ich vielleicht bei der Personalabteilung von Empire's ein gutes Wort für Sie einlegen - daß heißt natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben, auch mal einen Besen in die Hand zu nehmen oder schwere Sachen zu schleppen.«
    Sein Mitfahrer hatte das Gesicht wieder abgewandt und starrte zum Seitenfenster hinaus. Charlie war schon fast soweit, seine Meinung über ihn erneut zu ändern, als der junge Mann sprach. Seiner Stimme war die Erleichterung und verschämte Dankbarkeit anzuhören: »Danke. Das wäre wirklich sehr nett.«

1
    1978
    »Ich bin Mrs. Borowski vom LaSalle-Waisenhaus«, verkündete die Frau mittleren Alters, während sie, eine Plastiktüte von Woolworth in der Hand, über den Perserteppich auf die Sprechstundenhilfe zuging. Sie deutete auf das elfjährige Kind, das hinter ihr hertrottete, und fügte kühl hinzu: »Und das ist Julie Smith. Sie ist zu Dr. Theresa Wilmer bestellt. Ich gehe jetzt einkaufen und hole sie anschließend wieder ab.«
    Die Sprechstundenhilfe lächelte das Mädchen an. »Dr. Wilmer wird bald Zeit für dich haben, Julie. Inzwischen kannst du dich dort drüben hinsetzen. Bitte fülle das Formular hier aus, soweit du kannst.«
    Julie fühlte sich in ihren abgetragenen Jeans und der schmuddeligen Jacke ausgesprochen unwohl, als sie sich in dem eleganten Wartezimmer umsah. Antike Möbel, zarte Porzellanfiguren und wertvolle Bronzeskulpturen, die auf Marmorsäulen standen, schmückten den Raum. Julie machte einen großen Bogen um die zerbrechlichen Gegenstände und wählte einen Stuhl neben dem riesigen Aquarium, in dem zwischen dekorativen Grünpflanzen prachtvolle exotische Zierfische umherschwammen. Hinter ihrem Rücken steckte Mrs. Borowski noch einmal kurz den Kopf durch die Tür, um die Sprechstundenhilfe zu warnen: »Julie stiehlt alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie ist raffiniert und ausgesprochen flink, also lassen Sie sie ja nicht aus den Augen.«
    Zutiefst beschämt setzte Julie sich auf den Stuhl und streckte die Beine von sich. Sie war bemüht, den Anschein zu erwecken, daß Mrs. Borowskis boshafte Bemerkung sie nicht im geringsten berührt habe. Allerdings straften ihre schamgeröteten Wangen diese gespielte Gleichgültigkeit Lügen, und die Tatsache, daß ihre Füße nicht auf den Boden reichten, trug auch nicht gerade dazu bei, den gewünschten Eindruck zu vermitteln.
    Einen Moment später gab das Mädchen diese unbequeme Haltung auf und blickte ängstlich und gequält auf das Formular, das ihr die Sprechstundenhilfe zum Ausfüllen gegeben hatte. Obwohl sie wußte, daß sie nicht in der Lage sein würde, auch nur ein einziges Wort davon zu lesen, wollte Julie es trotzdem versuchen. Konzentriert starrte sie auf die gedruckten Buchstaben und biß sich vor Eifer auf die Zunge. Das erste Wort fing mit einem N an, wie das Wort auf den NICHTRAUCHER-Schildern, die man überall sah. Sie kannte diese Schilder, weil ein Freund sie ihr erklärt hatte. Der nächste Buchstabe war ein a, wie das a in Katze, aber das Wort hieß nicht Katze. Ihre Finger verkrampften sich um den gelben Bleistift, während sie das bekannte Gefühl von Frustration und Unfähigkeit zu bekämpfen versuchte, das sie jedesmal überfiel, wenn sie etwas lesen sollte. Das Wort Katze hatte Julie in der ersten Klasse gelernt, aber es kam niemals vor. Verbissen konzentrierte sie sich wieder auf die unverständlichen

Weitere Kostenlose Bücher