Perfekt
lag. »Das Vorstellungsgespräch war in Amarillo, und ich weiß nicht genau, wo die Baustelle liegt«, fügte er hinzu, um weiteren Fragen ihrerseits vorzubeugen.
»Ich glaube nicht, daß ich von Ellerton schon mal gehört habe.« Mehrere Minuten später, als er die Landkarte wieder ordentlich zusammengefaltet und das Blatt Papier mit den getippten Anweisungen daraufgelegt hatte, erkundigte sich Julie: »Haben Sie Ellerton gefunden?«
»Nein.« Um sie daran zu hindern, weitere Fragen über die genaue Lage einer nicht existenten Stadt zu stellen, wedelte er mit dem beschriebenen Papier, bevor er beides wieder zurück in seinen Beutel steckte. »Aber ich habe hier eine genaue Beschreibung, wie man hinkommt.«
Sie nickte, den Blick auf eine vor ihnen liegende Autobahnausfahrt gerichtet. »Ich glaube, es ist besser, ich verlasse hier die Autobahn und versuche, den Unfall auf Nebenstraßen zu umgehen.«
»Gute Idee.« Die nächste Ausfahrt war eine Landstraße, die ein Stück weit parallel zur Interstate verlief und dann nach rechts abbog. »Vielleicht war es doch keine so gute Idee«, sagte sie einige Minuten später, als die Straße immer schmäler wurde und immer weiter von der Autobahn wegführte.
Zack antwortete nicht sofort. An der Kreuzung, die vor ihnen lag, befand sich eine verlassene Tankstelle, und nicht weit davon entfernt, gleich neben der Straße, stand eine leere Telefonzelle. »Ich würde gerne mal kurz telefonieren, wenn es Ihnen nichts ausmacht, ein paar Minuten anzuhalten. Es dauert nicht lange.«
»Es macht mir überhaupt nichts aus.« Julie lenkte den Blazer an den Straßenrand und brachte ihn unter einer Straßenlaterne nicht weit von der Telefonzelle zum Stehen. Dann beobachtete sie Zack, wie er im Licht der Scheinwerfer zum Telefon ging. Die Dämmerung hatte noch früher als sonst eingesetzt, und der Sturm schien sie eingeholt zu haben. Selbst für diese wetterunbeständige Gegend war der immer heftiger werdende Schneefall überraschend. Julie beschloß, ihren Mantel gegen eine warme Wolljacke zu vertauschen, was zum Fahren wesentlich bequemer sein würde, stellte, in der Hoffnung auf einen günstigen Wetterbericht, das Radio an, stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Heckklappe.
Durch die offene Klappe hörte sie den Sprecher des Senders Amarillo beredt dafür werben, das nächste Auto bei Ford-Wilson zu kaufen:
»Bob Wilson hat supergute Preise, superguten Service ...«, schwärmte er.
Während sie auf eine Wettermeldung wartete, zog Julie ihren Mantel aus, nahm einen braunen Mohairpulli aus ihrem Koffer und sah die Landkarte, die ein Stück weit aus seiner Nylontasche herausragte. Da sie keinen Straßenatlas dabeihatte und sich nicht sicher war, wohin die Straße, auf der sie sich jetzt befand, genau führte, beschloß sie, einen Blick auf seine Karte zu werfen. In der Absicht, die Karte hochzuhalten und gestikulierend seine Erlaubnis einzuholen, schaute sie zur Telefonzelle hinüber, doch er drehte ihr den Rücken zu und schien ganz auf sein Telefonat konzentriert. Da sie nicht annahm, daß er ernstlich etwas dagegen haben würde, legte Julie die getippte Beschreibung beiseite und breitete die Karte auf der Ladefläche des Wagens aus, wobei sie alle Mühe hatte, sie gegen den stärker werdenden Wind glattzustreichen. Es dauerte eine volle Sekunde, bis sie merkte, daß es keine Landkarte von Texas, sondern eine von Colorado war. Verwirrt blickte sie auf die säuberlich getippten Anweisungen auf dem Blatt Papier: »Genau 26,4 Meilen hinter der Stadt Stanton«, stand da zu lesen, »kommen Sie zu einer unausgeschilderten Kreuzung. Halten Sie dahinter Ausschau nach einem schmalen, unbefestigten Privatweg, der nach rechts abzweigt und ungefähr fünfzehn Fuß von der Straße entfernt im Wald verschwindet. Das Haus liegt am Ende dieses Weges, gut fünf Meilen von der Straße entfernt, und kann weder von der Straße noch von irgendeinem Berg aus eingesehen werden.«
Julie öffnete überrascht den Mund. Er war nicht unterwegs zu einem Job in irgendeiner texanischen Stadt, sondern zu einem Haus in Colorado?
Die Werbung im Radio war beendet, und der Sprecher sagte: »Bevor wir das Neueste über den Schneesturm berichten, der immer näher auf uns zukommt, hier noch eine Meldung der Polizei...«
Julie hörte kaum zu, sie starrte den großen Mann in der Telefonzelle an, und wieder überkam sie dieses seltsame Gefühl, daß sie ihn vor. irgendwoher kannte. Er wandte ihr noch immer die
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