Perfekt
was in beunruhigte, sondern blickte ihn durchdringend an, was ihn noch mehr beunruhigte. »Mauern?« fragte sie, und das klang verwundert. Dann erklärte sie: »Ich meinte, ob Sie irgendein Spezialgebiet haben?«
»Ja, Mauern«, antwortete Zack kurz. Er ärgerte sich über sich selbst, weil er diese Unterhaltung angefangen hatte. »Das ist mein Spezialgebiet. Ich errichte Mauern.«
Julie dachte, daß sie ihn beim erstenmal wohl nicht richtig verstanden hätte. »Trockenmauerwerk!« rief sie. »Natürlich. Sie sind Spezialist für Trockenmauern?«
»Genau.«
»In dem Fall wundert es mich aber, daß Sie Schwierigkeiten haben, Arbeit zu finden. Gute Trockenmaurer sind selten.«
»Ich bin kein guter«, konstatierte Zack kurz und machte damit klar, daß er kein Interesse daran hatte, diese Unterhaltung fortzusetzen.
Julie unterdrückte ein verwundertes Lachen über seine Antwort und den kühlen Ton und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Er schien ein wirklich ungewöhnlicher Mann zu sein. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie ihn mochte und sich über seine Gesellschaft freute ... oder nicht. Und da war dieses seltsame Gefühl, daß er sie an irgend jemand erinnerte. Sie wünschte, sie würde sein Gesicht ohne diese Sonnenbrille sehen, damit sie herausfinden könnte, an wen. Die Gegend hinter ihnen versank im Rückspiegel, und der Himmel zeigte jenes düstere, unheilvolle Grau eines aufkommenden Sturmes und verfrühter Dämmerung. Im Wagen herrschte Schweigen. Dicke Schneeflocken trafen auf die Windschutzscheibe und wurden von den Wischerblättern an die Seite geschoben, wo sie sich langsam anhäuften. Sie waren ungefähr eine halbe Stunde unterwegs, als Zack in den rechten Außenspiegel blickte - und das Blut in seinen Adern erstarrte. Eine halbe Meile hinter ihnen, und rasch aufholend, fuhr ein Polizeiauto. Die roten und blauen Lichter auf dem Dach blinkten wie wild.
Eine Sekunde später setzte auch das Heulen der Sirene ein.
Die Frau neben ihm hörte sie auch. Sie blickte in den Rückspiegel und nahm den Fuß vom Gaspedal. Der Wagen wurde langsamer, und sie lenkte ihn auf den rechten Seitenstreifen.
Zack faßte in seine Jackentasche. Seine Hand schloß sich um den Griff der Pistole, obwohl er im Augenblick nicht die geringste Ahnung hatte, wie er sich verhalten sollte, wenn der Polizist versuchen sollte, sie zum Anhalten zu zwingen.
Der Streifenwagen war jetzt so nahe, daß er sehen konnte, daß nicht einer, sondern zwei Polizisten darin saßen. Sie überholten den Blazer ...
Und fuhren weiter.
»Da vorne scheint es einen Unfall gegeben zu haben«, sagte sie, als sie die Hügelkuppe erreichten und vor sich auf der verschneiten Interstate einen kilometerlangen Stau erblickten. Einen Moment später fuhren zwei Krankenwagen an ihnen vorbei.
Zacks Adrenalinstoß ebbte langsam ab, doch er fühlte sich ausgelaugt und erschöpft. Seine Nerven waren nicht mehr die besten, was vermutlich damit zusammenhing, daß er seit zwei Tagen versuchte, einen sorgfältig durchdachten Plan auszuführen, der allein schon seiner Einfachheit halber hätte gelingen müssen. Wenn Hadley seine Fahrt nach Amarillo nicht verschoben hätte ... Alles, was schiefgegangen war, hing allein damit zusammen. Jetzt konnte er nicht einmal mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, daß sein Kontaktmann noch in seinem Detroiter Hotel auf seinen Anruf wartete, um dann ein Auto zu mieten und nach Windsor zu fahren. Und bevor Zack nicht weit genug von Amarillo entfernt war, wagte er nicht anzuhalten, um zu telefonieren. Außerdem war Colorado zwar lediglich rund 130 Meilen von Amarillo entfernt, getrennt von Texas nur durch ein kurzes Stück des Staatsgebiets von Oklahoma, doch hätte er dazu in nordwestliche Richtung fahren müssen. Statt dessen war er nun in Richtung Südosten unterwegs. Vielleicht war auf der Landkarte von Colorado, die er bei sich hatte, ja auch ein Stück Oklahoma und Texas verzeichnet, dachte er und beschloß, die Zeit nutzbringend zu verwenden, indem er sich eine neue Route von hier nach dort suchte. Er drehte sich um und sagte: »Ich glaube, ich sehe mal auf die Karte.«
Julie nahm selbstverständlich an, er wolle nachschauen, wie er am besten zu jener texanischen Stadt komme, in der sein neuer Job auf ihn wartete. »Wohin müssen Sie?« fragte sie.
»Nach Ellerton«, antwortete er und lächelte sie kurz an, während er über die umgeklappte Rückbank nach seinem Nylonbeutel griff, der in der Nähe der Heckklappe
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