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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Ende des Parkplatzes zu fahren, doch an der Hauptstraße hielt sie an. Ihre Gedanken waren vor Furcht wie gelähmt, so daß sie nicht die passenden Worte für die naheliegende Frage fand.
    »Ich habe gesagt, Sie sollen fahren!«
    »In welche Richtung?« hörte sie sich fragen und haßte den eingeschüchterten, flehenden Ton in ihrer Stimme nicht weniger, als sie die Bestie neben sich verabscheute, der sie dieses Gefühl unkontrollierbarer Panik verdankte.
    »Zurück, wo wir hergekommen sind.«
    »Z-zurück?«
    »Sie haben gehört, was ich gesagt habe.«
    Der Stoßverkehr geriet auf der schneebedeckten Interstate um so mehr ins Stocken, je näher sie der Stadt kamen. Die Anspannung und das Schweigen im Auto waren fast unerträglich. Mit dem verzweifelten Versuch, ihre flatternden Nerven zu beruhigen, und gleichzeitig auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit, hob Julie zitternd die Hand, um im Radio einen anderen Sender zu suchen. Sie wartete darauf, daß er es ihr untersagte, doch er blieb stumm, und sie drehte an dem Knopf, bis sie die Stimme eines Discjockeys hörte, der enthusiastisch den nächsten Country/ Western-Song ankündigte. Gleich darauf erfüllten die fröhlichen Klänge von »All My Ex's Live in Texas« den Wagen.
    Während George Strait sang, sah Julie sich die Fahrer der anderen Autos an, die nach einem langen Arbeitstag auf dem Nachhauseweg waren. Der Mann in dem Jeep neben ihr hörte offenbar denselben Radiosender, seine Finger trommelten den Takt auf dem Lenkrad mit. Er sah sie kurz an, nickte freundlich und blickte dann wieder nach vorne. Sie wußte, daß er nichts Ungewöhnliches bemerkt hatte. Alles wirkte ganz normal. Nichts sah anders aus als sonst. George Strait sang, wie gewöhnlich, die Autobahn war verstopft, wie gewöhnlich, und der frisch gefallene Schnee war wunderschön, wie gewöhnlich. Alles war wie gewöhnlich.
    Mit einer Ausnahme.
    Ein entflohener Mörder saß neben ihr und bedrohte sie mit einer Waffe. Es war dieser krasse Widerspruch zwischen der scheinbaren Normalität und der verrückten Realität ihrer Situation, der Julie plötzlich aus ihrer Gelähmtheit riß, der nach irgendeiner Aktion verlangte. Der Verkehr floß langsam, und in ihrer Verzweiflung fiel ihr etwas ein: Sie hatten bereits mehrere Autos passiert, die von der Straße abgekommen waren. Wenn es ihr nun gelang, vorzutäuschen, daß sie ins Schleudern geriet, daß der Wagen dann rechter Hand im Straßengraben landete, und wenn sie dann noch rechtzeitig das Lenkrad wieder nach links herumreißen konnte - dann bestünde die Möglichkeit, daß die Tür auf ihrer Seite weiterhin benutzbar blieb, während die Beifahrertür vermutlich blockiert wäre. Mit ihrem eigenen Auto hätte es sicher geklappt, aber sie wußte nicht, wie der Allradantrieb des Blazer reagieren würde.
    Zack bemerkte, wie ihre Blicke immer wieder nach rechts zum Straßengraben wanderten. Er spürte ihre wachsende Panik und ahnte, daß ihre Furcht sie jeden Moment dazu treiben konnte, etwas Unüberlegtes zu tun. »Entspannen Sie sich!« befahl er.
    Das machte das Maß voll. Julies Furcht hatte einen Punkt erreicht, an dem sie sich nicht mehr steigern ließ, und plötzlich verwandelte sich ihr Entsetzen in Wut. Sie explodierte: »Entspannen!« Noch zitterte ihre Stimme, doch sie fuhr zu ihm herum und blickte ihn wütend an. »Wie in Gottes Na-men soll ich mich entspannen, wenn Sie dasitzen und eine Waffe auf mich richten? Bitte erklären Sie mir das!«
    Sie hat ja recht, dachte Zack, und bevor sie einen Versuch startete, etwas zu tun, was ihn tatsächlich wieder hinter Gittern bringen könnte, wäre es für beide Beteiligten besser, wenn er ihr dabei half, sich zu beruhigen. »Bleiben Sie einfach ganz gelassen«, sagte er leise.
    Julie starrte geradeaus vor sich hin. Der Verkehr wurde jetzt etwas flüssiger, die Autos fuhren schneller, und sie überlegte, ob es sinnvoller wäre, einen anderen Wagen zu rammen und dadurch einen größeren Auffahrunfall zu verursachen. Eine solche Massenkarambolage würde dazu führen, daß jemand die Polizei riefe. Das wäre ausgesprochen vorteilhaft.
    Aber sie und die anderen unschuldigen Autofahrer, die in den Unfall verwickelt würden, dürften kaum eine Chance haben, das Ganze zu überleben. Zachary Benedict würde sie höchstwahrscheinlich alle erschießen.
    Das wäre ausgesprochen unvorteilhaft.
    Sie überlegte gerade, ob in seiner Pistole ein volles Magazin mit neun Patronen steckte und ob er tatsächlich

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