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Perfekt

Titel: Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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soweit gehen würde, unter unschuldigen Menschen ein Blutbad anzurichten, als er begann, beruhigend auf sie einzureden, mit einer Stimme, die Erwachsene bei hysterischen Kindern anwenden: »Ihnen wird nichts passieren, Julie. Wenn Sie genau das tun, was ich Ihnen sage, kommt alles wieder in Ordnung. Ich brauche jemand, der mich an die Grenze des Bundesstaats bringt, und Sie haben ein Auto. So einfach ist das. Und wenn dieses Auto Ihnen nicht so wichtig ist, daß Sie Ihr Leben dafür einsetzen würden, mich hinauszukatapultieren, brauchen Sie nichts weiter zu tun als einfach weiterzufahren und niemandes Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Wenn uns ein Polizist in die Quere kommt, wird es eine Schießerei geben, und Sie sind dann mittendrin. Also seien Sie ein braves Mädchen, und entspannen Sie sich.«
    »Wenn Sie wirklich wollen, daß ich mich entspanne«, konterte sie, auf äußerste gereizt durch seinen gönnerhaft-herablassenden Ton und ihre überstrapazierten Nerven, »dann geben Sie doch mir die Pistole, und ich zeige Ihnen, wie man sich entspannt!« Sie sah, wie er die Brauen zusammenzog, aber als er nichts weiter unternahm, war sie fast schon willens zu glauben, daß er wirklich nicht vorhatte, ihr etwas anzutun - wenigstens solange sie nicht seine Pläne durchkreuzte. Diese Überlegung wirkte sich seltsamerweise sehr beruhigend auf ihre Nerven aus, steigerte aber gleichzeitig ihre Wut darüber, was er ihr bereits alles angetan hatte. »Außerdem«, fuhr sie erzürnt fort, »verbitte ich mir, daß Sie mit mir reden wie mit einem kleinen Kind und daß Sie mich Julie nennen! Ich war Miß Mathison für Sie, als ich Sie noch für einen netten, freundlichen Mann hielt, der einen Job brauchte und der sich diese ver-verdammten Jeans gekauft hat, um seinem neuen Ar-Arbeitgeber zu imponieren. Wenn diese verdammten J-jeans nicht gewesen wären, säße ich jetzt nicht so in der Patsche ...« Zu Ihrem Entsetzen merkte Julie, daß ihr die Tränen in die Augen stiegen, und deshalb warf sie ihm schnell noch einen - hoffentlich - verächtlichen Blick zu und starrte dann stur geradeaus.
    Zack hob die Brauen und betrachtete sie schweigend und scheinbar gelassen, innerlich jedoch war er überrascht und widerstrebend beeindruckt von ihrem Mut. Soviel Courage hätte er ihr nicht zugetraut. Er wandte den Kopf und blickte auf den Verkehr vor ihnen, der nun zügig dahinfloß, und auf den Schnee, der in dicken Flocken fiel. Noch vor wenigen Stunden war er ihm wie ein Fluch erschienen, doch hatte er in Wahrheit die Aufmerksamkeit der Polizei von ihm abgelenkt, die jetzt hängengebliebenen und verunglückten Autofahrern helfen mußte, bevor die Beamten anfangen konnten, nach ihm zu fahnden. Und schließlich beglückwünschte er sich dazu, daß er jetzt nicht in dem kleinen Mietwagen saß, der vor seiner Nase abgeschleppt worden war, sondern in einem schweren Allradfahrzeug, das sich für die Fahrt auf den Nebenstraßen, über die er die Colorado Mountains erreichen wollte, wesentlich besser eignete. Alle Verzögerungen und Komplikationen der letzten Tage hatten sich letztlich als vorteilhaft erwiesen, das wurde ihm jetzt klar. Er würde es nach Colorado schaffen - dank Julie Mathison, dank Miß Mathison, korrigierte er sich selbst mit einem inneren Grinsen, während er sich entspannt in seinen Sitz zurückfallen ließ. Doch seine gute Laune ließ ebenso rasch wieder nach, wie sie gekommen war, denn etwas in den Nachrichten, die er vorhin gehört hatte, fing nun an, mit einiger Verspätung, ihm Sorgen zu bereiten: Dominic Sandini war als »zweiter entflohener Häftling« bezeichnet worden, der »inzwischen gefaßt werden konnte und sich wieder in Haft befindet«. Wenn Sandini sich an den Plan gehalten hätte, dann wäre Direktor Hadley bestimmt interessiert daran gewesen, die Presse über die Loyalität dieses Mannes zu informieren, anstatt Sandini als »wieder gefaßten Sträfling« zu bezeichnen.
    Zack sagte sich, daß die Nachrichtenredaktion die Informationen vermutlich durcheinandergebracht hatte, und zwang sich dazu, sich statt dessen auf die wütende junge Lehrerin zu konzentrieren, die neben ihm saß. Vermutlich wußte sie, daß er nach Colorado wollte; mehr noch, sie hatte vielleicht genug von der Karte gesehen und auch die Wegbeschreibung gelesen, um der Polizei einen Hinweis auf Zacks Versteck geben zu können. Wenn er sie an der Grenze zwischen Texas und Oklahoma oder etwas weiter nördlich, an der Grenze Oklahoma-Colorado,

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