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Performer, Styler, Egoisten

Performer, Styler, Egoisten

Titel: Performer, Styler, Egoisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Heinzelmaier
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Ansammlung von konkurrierenden Individuen wahrgenommen und nicht als ein Feld von unterschiedlichen Ideen, Programmatiken und Problemlösungsvorchlägen. Angeleitet vom Boulevard erscheint der Politiker in erster Linie als Privatperson (Familienmensch, Büchermensch, Freizeitsportler, Musikliebhaber, Modemensch, Sozialbetrüger, Finanzjongleur, Bankrotteur etc.), nur selten als Vertreter von politischen Ideen und Interessen.
    Der Boulevard verwandelt die politische Welt der allgemeinen und gegensätzlichen Interessen in eine von Gefühlen und Stimmungen bewegte Personality-Show. Der Gebrauchswert einer solchen Politik ist für das Wahlvolk nicht mehr erkennbar, da sie ihn nicht mehr hat (vgl. Haug 2008). Vielmehr ist sie eine weitgehend leere aufgeblasene Hülle aus mehr oder weniger schönem Schein, ein ästhetisches Ereignis, vergleichbar den Waren im Supermarkt, deren Verpackung auch dazu da ist, mehr zu versprechen, als der Inhalt bietet, oder die gar dazu da ist, davon abzulenken, dass der Inhalt weitgehend nichts davon halten kann, was versprochen wird. Die Politik und der Supermarkt funktionieren weitgehend nach demselben Prinzip. Sie sind nicht mehr und nicht weniger als warenästhetische Ereignisse.
    Gegenüber den politischen Parteien befindet sich die Bevölkerung in der Position eines ständig tagenden Untersuchungsausschusses. Grundlage dieser Haltung ist ein grundsätzliches Misstrauen, das für Gesellschaften typisch ist, in denen „der Tauschwert die Werte ersetzt hat“ (Martin Heidegger). Das sind Gesellschaften, die vom betriebswirtschaftlichen Denken geprägt sind, in denen „äußere Werte die inhärenten Werte“ (MacIntyre) nach und nach verdrängt haben. Weil sich die Menschen in solchen Gesellschaften keine an moralischen Ideen orientierte Lebensführung erlauben dürfen, trauen sie eine solche Lebensführung, und das mit gutem Recht, auch den PolitikerInnen nicht mehr zu. Das Wahlvolk lebt in der täglichen Erwartung des unterhaltsamen Sturzes eines Politikers, auf den es moralische Standards projiziert, nach denen es selbst nicht zu leben im Stande ist.
    Bildung und Ausbildung in einer Welt der äußeren Werte
    Was wertvolle Bildung ist, wird heute durch ihrenmarktwirtschaftlichen Tauschwert bestimmt. Der Überhang an technischem, betriebswirtschaftlichem und naturwissenschaftlichem Wissen geht auf die gewinnbringendere Verwertbarkeit dieser Wissensformen zurück. Im Gegensatz dazu ist Deutungswissen, reflektierendes Wissen und politische Urteilskraft unterrepräsentiert (vgl. Negt 2010). Dieses Wissen hat deshalb geringen Wert, weil es kaum ökonomisch relevante Werte hervorzubringen hilft.
    Im Gegenteil, der kritische Geist ist in der Lage, Zweifel an und Distanzierungseffekte von der kapitalistischen Produktionsweise zu produzieren. Es ist nur systemlogisch, dass in einer Gesellschaft, in der im Zuge der neoliberalen Landnahme Bildungseinrichtungen privatisiert werden und der Einfluss der Wirtschaft auf staatliche Bildungsinstitutionen immer größer wird, Forschung und Lehre im Feld der Humanwissenschaften immer stärker austrocknet, während systemneutrales, kritikfreies technisches Wissen boomt. Die Folge ist, dass eine „halbierte Vernunft“ (Oskar Negt) unsere Diskurse und Handlungsweisen prägt, eine Vernunft, die in erster Linie auf technische Rationalisierung und die Vereinfachung von Verfahren gerichtet ist.
    Wer die Produktion von Deutungswissen und reflektierendem Wissen unterbindet, der schädigt die Weiterentwicklung und den Bestand der demokratischen Gesellschaft. Betriebswirtschaftliche Rationalität macht für Unternehmen Sinn. Unser großes Problem aber ist, dass die „halbierte Vernunft“ über das Ganze herrschen will (vgl. ebd.). Um den Expansionismus der halbierten Vernunft im Sinne der Erhaltung wichtiger Qualitätsmerkmale der Demokratie zu bremsen, ist eine Veränderung der Prioritäten in den Lehrplänen und Curricula unserer Schulen und Universitäten notwendig. Dies bedeutet, dass Schulen und Universitäten nicht mehr länger in erster Linie Informationen vermitteln, sondern auch Menschen erziehen und bilden sollen. Schulen und Universitäten kommt in ihrem Bildungsauftrag vor allem die Aufgabe zu, Bindungsfähigkeit herzustellen, also Menschen dazu zu befähigen, neben ihren individuellen Interessen auch gemeinschaftliche Interessen erkennen und danach handeln zu können (vgl. ebd.).
    Eine praktisch wirksame Möglichkeit, die Leistungen der

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