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Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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klugenÜberlegungen. »Die fremde Mundart jedoch, von der Ihr erzähltet, zeigt, dass meine Vermutungen richtig waren.«
    »Welche Vermutungen?«
    »Möglicherweise liegt Adalberts Tod in einem Wissen begründet, das ein Zwiefaltener Abt mit Hildegard geteilt hat: das Wissen um die Lingua Ignota , eine geheime Sprache, die Hildegard niederschrieb und mit der sich nur Eingeweihte verständigen konnten.«
    Eine wahrlich bedeutsame Neuigkeit, die sogleich Elysas Interesse erregte. Sie beugte sich vor, den weiteren Erklärungen zu lauschen.
    »Jener Kanonikus, der gemeinsam mit Hildegards Bruder Hugo auf dem Rupertsberg als Seelsorger, Sekretär und Propst wirkte, war mein Großonkel«, fuhr Clemens fort. »Von ihm habe ich erfahren, dass der Codex, in dem sämtliche Werke Hildegards gesammelt wurden, Worte jener himmlischen Sprache enthält, die sie in ihren Visionen hörte.«
    »So hat vermutlich jemand den Mönch daran hindern wollen, sein Wissen zu teilen oder es zu nutzen …«
    »In der Tat, so könnte es gewesen sein«, sagte Clemens sorgenvoll. »Zumal man munkelt, dass jene Sprache für Eingeweihte weit umfassender war, als der Codex erahnen lässt. Denn dort findet man ausschließlich Substantive. Wichtige Teile fehlen, um die Sprache lebendig zu machen und ihren Sinn vollends zu verstehen.«
    Der Kanonikus wirkte bedrückt, als läge ihm noch etwas auf dem Herzen. Nur zögernd fuhr er fort. »Priorin Agnes hat sich geweigert, Adalbert in geweihter Erde beisetzen zu lassen. Sein Körper ist vor wenigen Tagen von einer Gesandtschaft des Klosters Zwiefalten abgeholt worden. Vielleicht ist unter den Brüdern einer, der imstande ist, uns Antwort zu geben.«
    »Das mag sein, doch wie wollt Ihr es in Erfahrung bringen?«
    Clemens von Hagen sah Elysa fest in die Augen. »Ich werde noch heute hinter der Gesandtschaft herreisen.«
    »Nach Zwiefalten? Aber das dauert Tage! Zehn, wenn man ein Pferd hat, das kräftig ist und ausdauernd.«
    Elysa spürte heftige Angst in sich aufsteigen. Sie betrachtete das Gesicht des Kanonikus, forschte nach Zweifeln an seinem Vorhaben, aber sie sah nur Entschlossenheit. »Am fünften Tag soll ich Novizin werden. Doch ich werde keinen falschen Eid schwören. Clemens, ich kann nicht länger im Kloster bleiben!«
    »Ich weiß, Elysa. Die Gesandten sind jedoch noch nicht lange unterwegs, und ein Pferdewagen ist langsamer als mein Ross. In ein, zwei Tagen werde ich sie sicher einholen können.« Clemens von Hagen ergriff ihre Hände. »Hildegard von Bingen pflegte eine intensive Freundschaft zum Kloster Zwiefalten. In ihren Briefen tauchten immer wieder Worte der Lingua Ignota auf, die der selige Abt Berthold auf seinen häufigen Besuchen im Rupertsberg erlernt hatte. Und auch Hildegard besuchte sein Kloster auf einer ihrer Predigtreisen. Warum also taucht plötzlich der Zwiefaltener Mönch Adalbert in ihrem Zweitkloster auf und spricht in einer Sprache, die ansonsten niemand versteht? Hatte er eine Botschaft zu überbringen? Oder suchte er etwas, das er nur hier finden konnte? Und was ließ ihn innerhalb kurzer Zeit um Jahre altern? Das herauszufinden ist nun meine Aufgabe und für die Mission von größter Wichtigkeit. In diesen Mauern kann ich nicht mehr viel tun. Als Mann sind mir weite Bereiche des Klosters verschlossen – es liegt bei Euch, zu ergründen, ob eine der Nonnen Anteil am Verrat hat.«
    Elysa fragte sich, was es wirklich war, das den Kanonikus antrieb. War es nur die Sorge um die Heiligsprechung der Prophetin? Was hatte es mit jener eigentümlichen Sprache auf sich, deren Geschichte sogleich Bilder von geheimen Treffen aufsteigen ließ,von der Verschwörung jener, die sich anschickten, das Böse zu besiegen.
    Elysa rang mit ihren Gefühlen. Trotz seiner gewiss hehren Überlegungen konnte sie nicht einsehen, warum Clemens sie einem derart ungewissen Schicksal überlassen wollte. Es musste andere Wege geben, die verborgenen Dinge ans Licht zu bringen, doch sie würde ihn nicht umstimmen können, das war offenbar.
    »Werdet Ihr rechtzeitig zurück sein können? Wenn nicht, so verlasse ich auf der Stelle das Kloster und verlange von Euch, mich zur Burg zu bringen. So, wie es vereinbart war.«
    Noch immer lagen ihre Hände in seinen. Er drückte sie, wie zur Bestätigung. »Ich schwöre beim Herrn, dass Ihr nicht in die Verlegenheit kommen werdet, ein falsches Gelübde abzulegen.« Dann ließ er ihre Hände los und erhob sich. »Mein Pferd steht bereit, ich werde mich

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