Perlentod
Einsatzwagen und nahmen dort seine Personalien auf. Auch Senta und Mo baten sie um ihre Daten.
Während die Polizisten sie befragten, spürte Senta, wie die Anspannung langsam von ihr abfiel. Immer stärker wurde der Schwindel in ihrem Kopf und sie war dankbar, sich an Mo festhalten zu können.
»Jetzt bringen wir dich erst einmal zur Untersuchung ins Krankenhaus«, ordnete einer der Polizisten an, dem Sentas Zustand nicht entgangen war. Dankbar atmete sie auf. Endlich kam sie von diesem Ort weg. Gemeinsam mit Mo kletterte sie auf den Rücksitz des Wagens. Während der Fahrt berichtete er lebhaft, wie Beule ihm bei der Suche nach dem zugewucherten alten Lüftungsschacht geholfen hatte.
»Gerade, als wir den Eingang entdeckt haben, ist Koschel mit seinem Geländewagen angefahren gekommen.«
»Oh Gott!«, entfuhr es Senta.
»Beule hat zum Glück sofort verstanden, was los ist. Ist total aus dem Häuschen gewesen und hat immer wieder gesagt, dass der Bürgermeister ein Mörder sei und ich ihn aufhalten müsse, während er dich befreit. Na ja. Und so habe ich mich an Koschel herangepirscht und getan, als ob ich ihn noch einmal wegen dem Bunker sprechen wollte. Der war supernervös und abweisend und wollte mich unbedingt loswerden. Aber ich habe erst lockergelassen, als mir Beule das Zeichen gegeben hat, dass du in Freiheit bist.« Senta hörte Mos Ausführungen gebannt zu.
»Mo, Koschel hätte bewaffnet sein können«, rief sie und der Gedanke an die Gefahr, der sie beide nur so knapp entkommen waren, versetzte sie nachträglich wieder in Panik.
»Aber mir ist doch nichts passiert«, wehrte Mo ab und griff beruhigend nach Sentas Hand. »Koschel konnte gar nicht so schnell schauen, wie ich die Bunkertür hinter ihm verrammelt habe.« Senta musste unwillkürlich lächeln, als sie den Stolz in Mos Stimme hörte. Fest umklammerte sie die Hand ihres Retters.
»Ist dir eigentlich klar, in welche Gefahr du dich da begeben hast?«, sagte sie ernst. »Koschel ist ein Mörder!«
Mo schüttelte den Kopf. »Wenn jemand in allergrößter Gefahr war, dann jawohl du«, erwiderte Mo und schaute Senta fest in die Augen. Im selben Moment hielten sie vor dem Haupteingang der Polizeiwache. Bevor Mo ausstieg, drückte er noch einmal ihre Hand.
»Seit du hier wohnst, klären sich alle alten Fälle auf!« Dann, als ob es das Normalste auf der Welt sei, küsste er Senta zum Abschied direkt auf den Mund. Senta, deren Ohren sich anfühlten, als würden sie leuchten, war überglücklich, dass der schrecklichste Tag in ihrem Leben ein solch gutes Ende nahm. Sie schloss die Augen und musste lächeln, als sie daran dachte, wie sie vor Kurzem noch gehofft hatte, die Zeit würde rasen, damit sie möglichst bald erwachsen wäre. Wenn sie jetzt an Mo dachte, wollte sie nur noch die Zeit anhalten.
26
Auch am nächsten Morgen hielten die guten Nachrichten an. »Bettina Horicek ist wieder da«, rief Frau Herzog und riss Sentas Tür auf. Verschlafen rieb sich Senta die Augen und versuchte, sich aufzusetzen. Ihr Kopf dröhnte. Im Krankenhaus hatte man eine leichte Gehirnerschütterung infolge des Schlages festgestellt.
»Oje, ich hätte dich nicht so aus dem Schlaf reißen sollen«, entschuldigte sich ihre Mutter sofort und ließ sich auf der Bettkante nieder. »Ich bin nur so wahnsinnig aufgeregt!«
»Bettina ist wirklich wieder aufgetaucht?«, staunte Senta.
»Ja, sie ist gestern Abend nach Hause zurückgekehrt. Stand einfach vor der Haustür und hat sich bei ihren Eltern entschuldigt.«
»Aber wo hat sie die ganze Zeit gesteckt? Hat Koschel sie etwa auch gefangen gehalten?«, fragte Senta noch immer nicht ganz wach.
»Koschel hat damit nichts zu tun«, Sentas Mutter schüttelte grimmig den Kopf. »Sie hat sich die ganze Zeit bei Herrn Ludwig versteckt gehalten.«
»Herr Ludwig? Wer ist das?«, wunderte sich Senta und fragte sich, ob sie bei dem Schlag auf den Kopf vielleicht doch ein paar Erinnerungen verloren hatte.
»Na, das ist doch der Mann, der bei deiner Befreiung mitgeholfen hat«, klärte sie ihre Mutter rasch auf.
»Beule? Bettina war die ganze Zeit bei Beule?« Senta schüttelte voller Verwunderung den Kopf und merkte sofort, wie ihr wieder schwindlig wurde.
»Bettina hat sich dort aus Angst vor Miriam und ihrer Clique versteckt gehalten. Die Clique muss ihr seit langer Zeit arg zugesetzt haben. Bettina hat sich aber nicht getraut, sich ihren Eltern oder jemand anderem anzuvertrauen. Das sagt jedenfalls die
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