Pern 01 - Die Welt der Drachen
ist, wie wir es uns vorstellten. Dennoch haben wir F'nor in die Vergangenheit geschickt.«
Er machte eine Pause. »Wir haben also gar keine andere Wahl, als das Experiment fortzusetzen.«
»Was könnte nur schiefgegangen sein?«
»Ich glaube, ich weiß es, aber es gibt kein Heilmittel dagegen.«
Er setzte sich neben sie und sah ihr in die Augen.
»Lessa, als du von deinem ersten Zeitsprung zurückkamst, warst du außergewöhnlich erregt. Ich bin jetzt nicht mehr der Meinung, dass es sich um einen Schock handelte, der durch deine Schuld-gefühle ausgelöst wurde. Ich glaube, es hat damit zu hm, dass man zugleich in zwei verschiedenen Zeiten ist.
Lessa sah ihn ehrfürchtig an.
»Ich stelle es mir entnervend vor, ein jüngeres Ich
betrachten zu müssen«, fuhr F'lar fort.
»Das hat F'nor gemeint, als er von Kylara sprach« rief Lessa, »Wahrscheinlich hat sie nichts anderes im Sinn, als zum Weyr zurückzukehren und sich als Kind zu beobachten.
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Oh, dieses Mädchen!«
Ihre Stimme klang erbittert.
»Sie wird mit ihrem Egoismus alles ruinieren!«
»Noch nicht«, erinnerte F'lar sie.
»F'nor berichtete zwar, dass die Lage sich verschlechtert habe, aber er erzählte nicht, was alles erreicht wurde. F'nors Wunde war völlig verheilt - also hat er sich doch ein oder zwei Planetendrehungen in der Vergangenheit aufgehalten. Selbst wenn Pridith nur ein einzigesmal Eier gelegt hat - oder selbst wenn nur die vierzig Jungen von Ramoth herangereift sind -
haben wir eine Menge gewonnen.«
Er richtete sich auf.
»Deshalb, Weyrherrin, dürfen wir F'nors Rückkehr nicht beachten. Erwähne die Angelegenheit mit keinem Wort, wenn du morgen zum Südkontinent fliegst.
Verstehst du mich?«
Lessa nickte ernst und stieß dann einen kleinen Seufzer aus.
»Ich weiß nicht recht, ob ich mich darüber freuen soll, dass der Südkontinent nun doch einen Weyr ernähren kann.«
»So oder so - unsere Probleme bleiben«, erwiderte F'lar.
»Bis auf Nummer Vier«, meinte Lessa lächelnd.
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Weber, Bergmann, Harfner, Schmied,
Gerber, Bauer und Baron.
Eilt herbei im Sturmesschritt,
Wenn die Silberfäden drohen.
Sie verrieten sich nicht, als sie das Problem am nächsten Morgen dem braunen Reiter vortrugen.
»Ich bin gern einverstanden, wenn du T'bor mitschickst«, meinte er. »Allein werde ich mit Kylara nicht fertig.
T'bor und sie... nun ja, die beiden kennen sich gut, man könnte sie fast als Paar bezeichnen ...«
Lessa wusste, dass er sich deutlicher ausgedrückt hätte, wenn sie nicht im Raum gewesen wäre. Kylara konnte es nicht ertragen, wenn ein Mann sie links liegen ließ, und da F'nor ihre Aufmerksamkeiten bisher abgewehrt hatte, setzte sie alles daran, die Festung zu stürmen.
»Ich hoffe, dass zwei Bronzedrachen reichen«, meinte F'lar lachend. »Pridith kann zwischen den Tieren von N'ton und T'bor wählen, wenn sie zum Paarungsflug aufsteigt.«
»Ach, hör zu grinsen auf!« fauchte F'nor und wirbelte wütendt herum. »Denk lieber darüber nach, was du den Baronen sagen willst.
Kommen Sie, Lessa, wir müssen nach Süden aufbrechen!«
Lessa verbiss sich mühsam das Lachen, warf ihren pelzge-fütterten Reitumhang über die Schultern und folgte ihm.
Während F'lar zum Beratungsraum ging, überlegte er, ob er den Baronen und Gildemeistern von diesem Abenteuer zum Südkontinent berichten sollte oder nicht. Kaum jemand wusste von der Fähigkeit der Drachen, die Zeit zu überbrücken. Wenn F'lar sicher sein konnte, dass das Unternehmen Erfolg brachte...
nun, es würde der Versammlung ein wenig Optimismus geben.
Ach was!
Vielleicht genügte es, wenn er ihnen die Karten zeigte.
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Die Besucher versammelten sich rasch. Nicht alle konnten ihr Entsetzen über den Einfall der Fäden verbergen. Mit einemmal war der Rote Stern zur Drohung für ganz Pern geworden. F'lar warf einen Blick auf die Gesichter und wünschte sich einen Moment lang selbst auf den Südkontinent.
Seufzend beugte er sich über die Karten.
Nach einer kurzen Wartezeit fehlten nur noch Meron von Nabol (den F'lar am liebsten ausgeschlossen hätte) und Lytol von Ruatha. F'lar hatte zuletzt nach Lytol geschickt, da er nicht wollte, dass der Mann mit Lessa zusammentraf. Sie hing immer noch an Ruatha und gönnte Gemmas Sohn das Erbe nicht. Zudem war Lytol ein ehemaliger Drachenreiter, und die Rückkehr in den Weyr fiel ihm vermutlich sehr schwer. Aber der Verwalter von Ruatha war neben dem jungen Larad von Telgar der wertvollste Verbündete des
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