Pern 01 - Die Welt der Drachen
Luft und vom Boden aus überwachen.«
Er bemerkte ihren erstaunten Blick.
»Nerat muss morgen Schritt für Schritt durchgekämmt
werden. Es wäre größenwahnsinnig, anzunehmen, dass wir sämtliche Fäden im Fluge abgefangen haben.«
»Überlass das den Baronen! Sie können sich nicht in ihren sicheren Burgen verkriechen und uns alle Arbeit überlassen.
Wenn sie sich nicht so idiotisch benommen hätten ...«
Er unterbrach sie mit einer Handbewegung.
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»Sie bekommen genug zu tun, verlass dich darauf!«
versicherte er ihr. »Ich berufe gleich morgen eine
Ratsversammlung ein, zu der alle Barone und Gildemeister geladen werden. Aber es handelt sich nicht nur darum, die Fäden zu markieren. Wie sollen wir sie ausrotten, sobald sie sich tief in den Boden gegraben haben? Der Flammenatem der Drachen dringt nicht weit genug.«
»Oh, daran hatte ich nicht gedacht.
Aber die Feuergruben ...«
»... befinden sich auf den Höhen und in der Nähe
menschlicher Siedlungen, aber nicht in Keroons Weidegebieten oder den Regenwäldern von Nerat.«
Lessa zuckte verlegen mit den Schultern.
»Unterbewusst habe ich die Drachen wohl immer für
allmächtig gehalten.«
»Es muss andere Methoden geben«, sagte F'lar verbissen.
»Die Schriften deuten es an, aber sie machen zu ungenaue Aussagen.«
Er setzte sich müde neben Lessa.
»Keine fünfhundert Drachen hätten die Fäden vernichten können, die heute fielen. Und doch gelang es unseren Vorfahren, Pern von dieser Plage freizuhalten.«
»Pern, ja, aber nicht den Südkontinent. Er ging verloren.«
F'lar winkte verächtlich ab.
»Seit mehr als tausend Planetendrehungen hat sich niemand mehr um den Südkontinent gekümmert.«
»Immerhin ist er auf den Karten verzeichnet«, widersprach Lessa.
F'lar zog die Stirn kraus und starrte die Aufzeichnungen an, die in hohen Stapeln auf dem Tisch lagen.
»Irgendwo da drinnen steckt die Lösung.
Irgendwo.«
Seine Stimme klang verzweifelt.
»Bis jetzt haben uns meist deine eigenen Ideen weiter-225
geholfen«, erklärte Lessa entschieden. »Du hast den Zeitplan ausgearbeitet, ohne den wir verloren wären ...«
Er lächelte schwach. »Ich weiß, du schätzt die Schriften nicht besonders.«
»Wir sind uns beide im klaren darüber, dass sie große Lücken aufweisen.«
»Gut, Lessa. Vergessen wir also die Schriften und überlegen wir gemeinsam, wie es weitergehen soll.
Erstens, wir brauchen Drachen.
Zweitens, wir brauchen die Drachen sofort.
Drittens, wir brauchen eine wirksame Waffe gegen die Fäden, die sich bereits in den Boden eingegraben haben.«
»Viertens, wir brauchen Schlaf, sonst können wir die ersten drei Probleme nicht lösen«, ergänzte Lessa.
F'lar lachte und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Ich weiß, woran du denkst!«
Er strich ihr über das Haar. Lessa versuchte sich
loszumachen, aber es gelang ihr nicht. Für einen verwundeten, müden Krieger war er bemerkenswert temperamentvoll. Kylara fiel ihr wieder ein. Eine Frechheit von dieser Schlampe, F'lars Wunden zu versorgen!
»Als Weyrherrin bin ich auch für das Wohl des Weyrführers verantwortlich.«
»Aber du hast dich stundenlang um ein paar blaue Reiter gekümmert und mich den ungeschickten Händen Kylaras überlassen.«
»Es sah nicht so aus, als hättest du etwas gegen sie einzuwenden.«
F'lar warf den Kopf zurück und lachte.
»Soll ich Kylara schon jetzt nach Fort schicken?«
»Ach, schick sie ins Dazwischen! fauchte Lessa.
F'lar versteifte sich. Seine Augen wurden groß. Dann sprang er auf.
»Das ist eine glänzende Idee!«
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»Was?«
»Wir schicken Kylara mit ihrer Königin und den
Jungdrachen ins Dazwischen - in die Vergangenheit!«
F'lar ging erregt auf und ab, während Lessa versuchte, seinen Gedankengängen zu folgen.
»Nein, ich schicke doch besser einen der älteren
Bronzereiter mit. Und F'nor ... F'nor soll die Führung übernehmen.
Diskret natürlich ...«
»Ich verstehe gar nichts. Du möchtest Kylara in eine andere Zeit schicken?
In welche denn?
Und wohin?«
»Eine gute Frage.«
F'lar glättete wieder die Karten.
»Eine sehr gute Frage. Wohin können wir sie schicken, ohne dass es zu Komplikationen kommt? Sie dürfen nicht an zwei Orten gleichzeitig auftauchen.«
Lessas Blicke wurden von den Umrissen des
vernachlässigten Südkontinents angezogen.
»Schick sie dorthin«, schlug sie vor. Sie deutete auf die Karte.
»Aber dort ist doch nichts!«
»Sie können Vorräte mitnehmen. Und Wasser gibt es sicher
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