Pern 02 - Die Suche der Drachen
zurück. Er zwang sich zur Ruhe. Der ganze Vorfall war lächerlich. Drachenreiter stritten nicht in der Öffentlichkeit. Ohne auf T’reb zu achten, sagte F’nor zu B’naj: »Geht jetzt besser! Der Grüne steht dicht vor dem Paarungsflug.«
Aber T’reb ließ sich nicht zur Vernunft bringen.
»Ich weiß selbst, wie ich meinen Drachen zu behandeln habe, Sie …«
Die Kränkung ging im Gebrüll der Drachen unter.
»Sei kein Narr, T’reb«, sagte B’naj. »Komm jetzt!«
»Vergiß nicht, daß ich nur hier bin, weil du es auf dieses Messer abgesehen hast! Hol es dir – dann verschwinden wir!«
Das Messer, das B’naj zuvor in der Hand gehalten hatte, lag 19
nun auf dem Boden zu Terrys Füßen. Der Schmiedemeister nahm es so rasch an sich, daß F’nor verstand, weshalb bei seinem Eintreten eine so angespannte Stille geherrscht hatte.
Die Drachenreiter waren im Begriff gewesen, sich das Messer anzueignen. Leider häuften sich in letzter Zeit solche Übergrif-fe.
»Ihr geht jetzt auf der Stelle!« erklärte er und stellte sich vor Terry.
»Das Messer lassen wir nicht hier«, rief T’reb. Mit einer unerwarteten Bewegung schob er sich an F’nor vorbei und riß Terry die Klinge aus der Hand. Ein Schnitt klaffte in der Handfläche des Schmiedemeisters.
Wieder packte F’nor den grünen Reiter am Handgelenk und zwang ihn, das Messer fallen zu lassen.
T’reb stieß einen erstickten Wutschrei aus, und bevor F’nor ausweichen oder B’naj eingreifen konnte, hatte er sein eigenes Messer aus dem Gürtel gerissen und stieß es dem braunen Reiter in die Schulter.
Plötzlich erfaßte F’nor ein Schwindel. Er begann zu schwanken.
Draußen trompetete Canth los. Der Grüne kreischte, und der fremde Braune stimmte in den Höllenlärm ein.
»Bringen Sie ihn hinaus!« keuchte F’nor. Er sah B’naj an.
Terry war neben ihn getreten und stützte ihn.
»Hinaus!« wiederholte der Schmied mit harter Stimme. Er winkte seinen Leuten zu, die nun entschlossen auf die Drache nreiter zukamen. Aber B’naj zerrte T’reb wütend aus der Halle.
F’nor wehrte ab, als Terry ihn zur nächsten Bank bringen wollte. Es war schlimm genug, daß Drachenreiter einander angriffen, aber es entsetzte ihn, daß ein Reiter sein Tier über einem armseligen Messer vergaß. In dem schrillen Toben des Grünen klang jetzt echte Not auf. F’nor zwang die beiden Fort-Reiter, ihre Drachen zu besteigen und aufzubrechen. Ein Schatten fiel über das große Portal. Es war Canth, der ängstlich 20
summte.
»Sind sie weg?« fragte er seinen Drachen.
Zum Glück, entgegnete Canth und reckte den Hals nach seinem Reiter. Du bist verletzt.
»Nur ein Kratzer«, log F’nor, doch dann wurde ihm schwarz vor den Augen. Er spürte, daß er hochgehoben und auf eine Bank gebettet wurde. Sein letzter Gedanke war, daß Manora ärgerlich sein würde, weil er Fandarel nicht aufgesucht hatte.
Als Mnementh das Dazwischen verließ, schwebte er hoch über den Klippen des Fort-Weyrs, ein schwacher dunkler Fleck gegen den Abendhimmel. Die dünne kalte Luft brannte in F’lars Lungen.
Du mußt ruhig und kühl bleiben, ermahnte der Bronzedrache seinen Reiter. Übernimm bei diesem Treffen von Anfang an die Hauptrolle!
Mnementh glitt in einer weiten Spirale auf den Weyr zu.
F’lar wußte, daß nichts half, wenn Mnementh einmal diesen strengen Ton anschlug. Außerdem – der Bronzedrache hatte recht.
F’lar konnte kaum etwas erreichen, wenn er mit zornerfüllten Anklagen über T’ron und die übrigen Weyrführer der Vergangenheit herfiel und Rache für seinen verletzten Reiter forderte. Oder wenn er sich über den Termin des Treffens beschwerte. T’ron hatte die Zusammenkunft absichtlich auf die erste Abendwache festgelegt, denn das bedeutete für Benden tiefste Nacht. Auch die übrigen östlichen Weyr – Igen, Ista und auch Telgar – hatten unter dieser ungünstigen Stunde zu leiden.
T’ron setzte also alles daran, um F’lar aus der Fassung zu bringen. Deshalb nahm sich der Drachenreiter fest vor, die Freundlichkeit selbst zu bleiben. Er wollte sich bei D’ram von Ista, R’mart von Telgar und G’narish von Igen dafür entschuldigen, daß er ihnen solche Ungelegenheiten bereitete, aber gleichzeitig durchblicken lassen, daß T’ron die Verantwortung 21
trug.
Es ging nicht in erster Linie um F’nor. Weit wichtiger war die Tatsache, daß einer von T’rons Reitern gegen die Weyr-Gesetze verstoßen hatte.
Grundsätzlich durfte sich kein Drachenreiter aus
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