Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
beansprucht ohnehin jeden Musiker, der seine schwierigen Kompositionen spielen kann. Und versäume keine Stunde bei Meister Shonagar, denn du solltest in der Lage sein, deine eigenen Balladen vorzutragen. Laß dich allerdings nicht von Brudegan wegen des Echsen-Chores drängen. Das hat Zeit, bis du dich besser in unsere Gilde eingelebt hast.
    Ich möchte auch gern, daß du dich auf deine Instrumente konzentrierst – so weit und so rasch es deine Hand gestattet.
    Wie geht es der Narbe denn?« Er drehte ihre linke Handfläche 191
    nach oben. »Hmm, den Rissen nach zu schließen, hast du zuviel geübt. Tut das weh? Ich will nicht, daß du dir aus Übereifer Schaden zufügst, Menolly, verstehst du?«
    Menolly schluckte und lächelte zögernd.
    »Man hat es nie leicht, wenn man echtes Talent besitzt, Kind.
    So etwas ist oft mit Verzicht auf die Annehmlichkeiten des Daseins verbunden.«
    Menolly war verblüfft über die Trauer, die tiefe Melancholie, die sich in seinen Zügen spiegelte. Robinton fuhr fort, und es klang, als spräche er zu sich selbst: »Wenn man nicht vorzeitig sein Ziel aufsteckt, führt man immer nur ein halbes Leben.«
    Doch dann warf er den Kopf zurück und lachte. »Ach was, heute ist ein Festtag, und wir wollen nicht in düstere Gedanken verfallen. Hier …« Er zog ein Schubladenfach auf und drückte ihr etwas in die Hand. »Genieß den Rummel! Ich nehme an, daß es in der Burg am Meer selten Zerstreuung gab. Kauf dir was Hübsches an den Ständen … einen neuen Gürtel vielleicht… und Pasteten. Piemur, das kleine Schleckermaul, führt dich sicher an die richtigen Buden.«
    Meister Robinton drohte ihr scherzhaft mit dem Finger.
    »Aber morgen geht es wieder an die Arbeit. Sebell sagt, daß du sauber kopierst. Bist du gestern abend noch dazugekommen, Brekkes Lied auszufeilen? Im vierten Satz klingt die Melodie ein wenig holprig, findest du nicht?« Er summte ihr die Zeile vor. »Nimm vielleicht eine der traditionellen Liedformen. Das ist zugleich eine gute Übung in Musiktheorie. Versteh mich recht, ich finde, daß deine Stärke im lockeren, weniger formel-len Stil liegt. Aber es gibt Puristen in unserer Gilde, die wir besänftigen müssen – zumindest, solange du noch Lehrling bist.«
    Zair hatte es sich in der Armbeuge des Meisters bequem gemacht und war eingeschlafen.
    »Kann der kleine Wicht eigentlich nur fressen und schlafen?«
    Die Stimme des Harfners klang ein wenig enttäuscht.
     
    192
    »Die erste Siebenspanne und vielleicht noch ein paar Tage länger«, erklärte Menolly, die immer noch über seine seltsame Philosophie nachdachte. »Danach entwickelt er rasch eine eigene Persönlichkeit.«
    »Wie schön.« Der Harfner seufzte erleichtert. »Ich hatte schon befürchtet, der lange Flug im Dazwischen könnte ihm geschadet haben.« Er lächelte sie strahlend an. »Siehst du, wenn es um die Echsen geht, bin ich dein Lehrling. So, und jetzt entlasse ich dich für das Fest. Könntest du so lieb sein und im Vorbeigehen das Tablett in die Küche bringen?«
    Menolly erfüllte seine Bitte, und Abuna meinte weniger mürrisch als sonst, daß sie rasch frühstücken solle, weil im Speisesaal bald die Tische abgeräumt würden.
    Während Menolly zum Speisesaal ging, warf sie einen Blick auf die Marke, die der Harfner ihr zugesteckt hatte. Anfangs dachte sie, das schwache Licht im Korridor habe sie getäuscht, aber im Eingang konnte sie klar erkennen, daß der Strich unter der Zwei stand; bei einer halben Marke wäre er darüber gewesen. Sie umklammerte das kostbare Plättchen. Zwei ganze Marken! Damit konnte sie die Welt kaufen!
    Halt, Meister Robinton hatte gesagt, sie solle sich nach einem hübschen Gürtel umsehen. Sicher war ihm nicht entga ngen, daß sie im Moment keinen trug. Sie hatte ihn Sebell geliehen, aber es war ohnehin ein schäbiges, ausgefranstes Stück gewesen. Einen neuen Gürtel hatte sie noch nie besessen –
    einen, den sie noch dazu selbst aussuchen durfte! Wie lieb von Meister Robinton! Sie warf einen Blick über die Tischreihen hinweg und suchte nach Piemurs Lockenschopf. Er war wie gewohnt in ein Gespräch mit seinen Nachbarn vertieft, und da die Jungen die Köpfe zusammensteckten, heckten sie sicher einen dummen Streich aus. Am Rundtisch saßen keine Meister, und die wenigen Gesellen, die zum Frühstück erschienen waren, drängten sich um Kimi, die friedlich auf Sebells Arm schlief.
     
    193
    »Sie könnte keine hergeben, selbst wenn sie es wollte«, sagte Piemur gerade

Weitere Kostenlose Bücher