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Pern 05 - Drachentrommeln

Pern 05 - Drachentrommeln

Titel: Pern 05 - Drachentrommeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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betrachteten.
    Wie recht hatte Meister Robinton gehabt, als er sagte, Piemur könne vielleicht in Versuchung kommen, Dinge preiszugeben, die besser ungesagt blieben! Ob dem Meisterharfner von Anfang an klar gewesen war, daß man ihm die Verschwiege nheit hier oben auf den Trommelhöhen schwer machen würde?
    Eine Möglichkeit begann sich in den Vordergrund zu schieben. Die Lehrlinge, selbst Gell, der schon am längsten an den Trommeln arbeitete, hatten selbst mit mittelschweren Schla gfolgen noch ihre Schwierigkeiten. Das bedeutete, daß sie nur einen Teil der Botschaften, die an die Harfnerhalle gesandt wurden, verstanden.
    Wenn nun Piemur die Rhythmen so perfekt lernte, daß er alles begriff, was hereinkam? Natürlich mußte er Lücken lassen, wenn er die Botschaften für Dirzan niederschrieb.
    Aber insgeheim würde er alles notieren. Und wenn wieder einmal das Gerücht aufkam, ein Trommler-Lehrling habe eine halbverstandene Nachricht ausgeplaudert, dann konnte er Dirzan beweisen, daß er die ganze Botschaft gekannt hatte –
    und nicht nur Bruchstücke wie die anderen.
    Um sein Ziel noch schneller zu erreichen, blieb Piemur auch während der Mahlzeiten auf den Trommelhöhen. Dabei achtete er darauf, daß ihn der Meister, Dirzan oder einer der anderen Gesellen sah. Wenn er nicht mit den anderen Harfnerlehrlingen sprach, dann konnte man ihm auch nicht den Vorwurf machen, er verrate Gildengeheimnisse. Selbst wenn man ihn auf Botengänge schickte, kehrte er ohne Umwege zurück an seinen Posten. Er betrat den Hof nur noch, um Menolly beim Füttern 72
    ihrer Echsen zu helfen. Botschaften kamen herein, manche davon so verlockend, daß Piemur inständig hoffte, einer der Lehrlinge werde sie weitererzählen. Aber nicht eine Spur von Tratsch belohnte sein Opfer. Verzweifelt gab er seinen Plan auf und zerriß die Notizen, die er sich gemacht hatte. Aber er hielt sich immer noch von den anderen fern.
    Als er schon glaubte, das alles nicht mehr aushallen zu können, tauchte eines Morgens gleich nach dem Frühstück Menolly auf.
    »Ich brauche heute einen Boten«, erklärte sie Dirzan.
    »Clell könnte …«
    »Nein, ich möchte Piemur.«
    »Ich sage ja nichts gegen kleinere Botengänge, Menolly, nur, er …«
    »Meister Robinton hat ausdrücklich nach Piemur verlangt«, unterbrach sie ihn achselzuckend, »und die Angelegenheit ist mit Meister Olodkey abgesprochen. Piemur, hol deine Reitsachen!«
    Piemur achtete einfach nicht auf die düsteren Blicke, die Clell ihm zuwarf, als er sich anschickte, den Aufenthaltsraum zu verlassen.
    »Menolly, Sie sollten Meister Robinton vielleicht einen Wink geben, daß Piemur nicht besonders zuverlässig ist …«
    »Piemur?
    Nicht zuverlässig?«
    Piemur hatte eben herumwirbeln und Dirzan widersprechen wollen, aber Menollys Herablassung war eine weit bessere Abwehr. Mit einer einzigen sanften Frage hatte Menolly Dirzan – und nicht nur ihm – einigen Grund zum Nachdenken gegeben.
    »Hat er etwa bei Ihnen gepetzt?«
    Piemur konnte den Spott in der Stimme des Gesellen hören.
    Er holte tief Luft und suchte weiter seine Sachen zusammen.
    »Wenn ich darüber nachdenke«, entgegnete Menolly verwun-73
    dert, »hat er in jüngster Zeit so gut wie gar nicht mehr mit mir gesprochen. Höchstens ein paar Worte über das Wetter und meine Echsen. Hat er denn Grund zum Petzen, Dirzan?«
    Piemur kam im Laufschritt zurück in den Aufenthaltsraum; er hielt es für besser, wenn Dirzan jetzt keine Erklärungen abgab.
    »Ich bin fertig, Menolly.«
    »Das ist gut. Wir haben es eilig.« Piemur merkte, daß sie dennoch einen Moment lang zögerte. »Wir sprechen noch über diesen Punkt, Dirzan. Komm jetzt, Piemur!«
    Sie sprang mit langen Schritten die Stufen hinunter, und erst nach dem ersten Absatz verlangsamte sie ihr Tempo.
    »Was hast du wieder angestellt, Piemur?«
    »Gar nichts«, entgegnete er mit solchem Nachdruck, daß Menolly ihn angrinste.
    »Aber genau das scheint mich in Schwierigkeiten zu bringen.«
    »Hat dich dein schlechter Ruf eingeholt?«
    »Mehr als das. Er wird gegen mich ausgespielt.« So gern sich Piemur den Kummer von der Seele geredet hätte, er beschloß, auch Menolly nur das Nötigste zu sagen. Das stärkte vielleicht seine Position.
    »Die anderen Lehrlinge sind gegen dich? Laß nur, ich habe ihre Gesichter gesehen. Was ist der Grund für ihre Abne igung?«
    »Offenbar lerne ich die Trommelrhythmen zu rasch.«
    »Bist du sicher, daß es nur daran liegt?«
    »Verdammt sicher, Menolly.

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