Pern 07 - Moreta, die Drache
flog niedrig über dem See herein und setzte Moreta direkt vor dem Eingang der Brutstätte ab. Die Weyrherrin gab dem blauen Drachen eine n liebevollen Klaps und rannte dann über den heißen Sand der Höhle auf Orlith zu. Es erstaunte sie nicht, Leris schmale 364
Gestalt neben ihrer Königin zu sehen.
Du bist da! Endlich! Orlith trompetete erleichtert und schlug so heftig mit den Flügeln, daß sie Leri mit Sand überschüttete.
»Schon gut, Orlith! Ich bin da. Nun mach keinen solchen Wirbel!« Moreta schlang die Arme um den Kopf ihrer Königin und strich ihr liebkosend über die Augenwülste.
»Beim Ersten Ei!« erklärte Leri mit einem Seufzer. »Bin ich erle ichtert über deine Heimkehr! Wo hast du nur gesteckt?
Holth konnte dich auch nicht finden. Ach, sei still, Orltih!
Holth!«
Das war aber höchste Zeit! Holth drückte die Vorwürfe aus, die Orlith niemals geäußert hätte.
»Habt ihr denn keinen Kontakt zu Nabeth aufgenommen?«
Moreta schaute von ihrer Königin zu Leri. Orliths goldener Glanz wirkte stumpf, und die alte Frau hatte graue, eingefalle-ne Züge. Die Weyrherrin von Fort machte sich bittere Vorwür-fe.
Ich wollte dich! entgegnete Orlith kläglich.
»Ich denke, du bist mir eine Erklärung schuldig«, sagte Leri mit brüchiger Stimme. Zerknirscht legte ihr Moreta eine Hand auf die Schulter. »Die vergangene Stunde war furchtbar. Ich hatte alle Mühe, Orlith zurückzuhalten. Sie wollte dich suchen, wo immer du warst.«
»Aber B'lerion sagte doch, daß Nabeth euch alles erklärt hätte.«
Leri winkte wütend ab. »Er sagte nur, daß du dringend fort müßtest und in spätestens einer Stunde wieder zurück wärst.«
»Wir waren nach einer Stunde wieder zurück!« Moreta
wußte, daß sie es dabei belassen mußte.
»Nach einer reichlichen Stunde«, entgegnete Leri fest. »Du hattest eine geheime Besprechung mit Capiam ...« Leri machte eine bedeutsame Pause. »... und dann brachte M'barak den Meisterheiler, Desdra und dich nach Ruatha. Und kurze Zeit später nahm dann B'lerions Nabeth mit uns Verbindung auf.«
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Während sie sprach, trat sie unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
»Der heiße Sand tut dir nicht gut, Leri. Komm, wir begeben uns zu meinem Wohnquartier. Ich habe dir eine Menge zu berichten. Nein, Orlith, ich bleibe in Sichtweite. Aber was deinen Eiern nützt, schadet deiner Reiterin.« Moreta führte Leri zu den Rängen und tätschelte Orlith noch einmal liebevoll die Schnauze.
Leri nahm auf dem bequemen Lager Platz, und Orlith begann sorgfältig das Königinnen-Ei zu wenden.
»Es fing damit an, daß Meister Capiam mir die gleiche Frage stellte wie zuvor Alessan«, erklärte Moreta, als sie neben Leri Platz genommen hatte. »Er erkundigte sich, ob man auch Renner impfen könne.«
Leri machte eine abfällige Handbewegung. »Hat er nicht genug damit zu tun, die Menschen wieder gesund zu machen?«
»Das schon. Aber die Epidemie beruht auf Zoonose. Mit anderen Worten: Die Viren werden von Tieren auf Menschen und andere Tiere übertragen.«
Leri starrte Moreta entsetzt an. »Zoonose? Schon das Wort klingt abstoßend.« Sie schob sich ein weiteres Kissen unter.
»So, nun sitze ich bequem. Meinetwegen kannst du jetzt mit den Einzelheiten herausrücken.«
Moreta berichtete von Capiams Besuch, von seiner Sorge, daß die Epidemie ein zweites Mal ausbrechen und den Kontinent erfassen könnte, und von seinem Vorschlag, eine Massenimpfung durchzuführen. Sie zeigte Leri die Karte, die der Meisterheiler mitgebracht hatte.
»Nach Capiams Plan benötigen wir nur ein Minimum an
Drachenreitern für die Verteilung des Serums ...« Sie sprach nicht weiter, als sie die Empörung in den Zügen der alten Frau bemerkte. Leri hatte sofort begriffen, auf welche Weise der Impfstoff verteilt werden sollte.
»Die Reiter könnten das Pensum nur mit Zeitsprüngen bewäl-366
tigen!« Ihre Nasenflügel zuckten. »Und du behauptest, daß Meister Capiam diesen unglaublichen Plan mitgebracht hat?«
Als Moreta nickte, zitterte Leris Stimme vor Zorn. »Woher, frage ich dich, woher wußte Meister Capiam, daß die Drachen in eine andere Ze it gelangen könnten? Ich drehe diesem K'lon den Hals um!« Leri schnellte von ihrem Lager hoch, und Holth begann erregt zu trompeten.
»K'lon war es nicht!« Moreta nahm Leris Hände und hielt sie einen Moment fest. »Beruhige Holth, sonst kommt noch Sh'gall angestürmt!«
»Wenn du Capiam Bescheid gesagt hast, Moreta ...« Leris Augen funkelten
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