Pern 07 - Moreta, die Drache
schnalzte mit der Zunge. »Wir verlassen Ruatha frisch und munter und kommen eine Stunde später erschöpft und ausgehungert zurück! Oklina, wo ist das Netz mit dem Abend-essen? Ah, da haben wir es schon! Bitte sehr, nehmt in einem schönen Halbkreis Platz! Nabeth hat nichts dagegen, wenn ihr euch anlehnt.«
Oklina reichte ihm ein Netz aus Gräsern, und er hielt es hoch, so daß alle die im Feuer gehärteten Lehmkugeln sehen konnten.
»Ich habe während unserer Ruhepause ein wenig geangelt«, erklärte B'lerion und sah sich herausfordernd um, ob jemand diese Darstellung bezweifelte. »Und Oklina fand eine Menge Knollen. Also hüllten wir sie in Lehm und buken sie. Auf den Felsen oberhalb der Schlucht war es mittags so heiß, daß man ein Drachenei braten könnte - Verzeihung, Moreta! Eine gute Mahlzeit stärkt das Gemüt. Ach ja, Alessan und Moreta könnten noch ein paar dieser herrlichen Melonen holen, ehe es ganz dunkel wird.«
Als sie später auf den warmen Felsen saßen und sich den Fisch und die mehligen Knollen schmecken ließen, merkten sie erst, daß der Hunger ein Teil ihrer Erschöpfung gewesen war.
Alle dankten B'lerion und Oklina für ihre weise Voraussicht.
»Oh, keine Ursache«, grinste B'lerion bescheiden. »Essen gehört zu den wenigen Lastern, die ich besitze. Obst mag ja ganz gut sein, um den Durst zu stillen, aber vor dem Schlafe ngehen sollte man doch etwas Warmes in den Magen bekommen.«
»Vor dem Schlafen!« riefen Capiam und Moreta gleichzeitig.
»Aber ja.« B'lerion warf Moreta einen strengen Blick zu. »Du mußt in spätestens vier Stunden bereitstehen, um die verwundeten Drachen zu betreuen. Das kannst du nur, wenn du ausgeruht bist.« Er deutete auf die Tragnetze, die im Schatten lagen. »Und Alessan wird alle Hände voll zu tun haben, um die Zuchtherde zu versorgen, die von den Bergen herunterkommt.
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Desdra und Capiam müssen die gesamte Impfaktion koordinie-ren. Also schlafen wir jetzt!« Der Bronzereiter legte eine Hand auf den Nacken seines Drachen. »Nabeth wird uns wecken, sobald Belior am Himmel steht, nicht wahr, mein Freund?«
Moreta schüttelte heftig den Kopf. »B'lerion, ich muß endlich zurück zu Orlith.«
»Orlith geht es prächtig. Ihr fehlt nicht das geringste. Für sie dauert deine Abwesenheit nicht länger als eine Stunde, vergiß das nicht. Und du siehst so aus, als könntest du etwas Schlaf gebrauchen.« B'lerion fuhr ihr wie in alten Zeiten durch das Haar, und Moreta spürte, wie Alessan sich anspannte. Die Weyrherrin trat unauffällig einen Schritt zur Seite. »Außerdem hast du gar keine Wahl«, fuhr B'lerion mit einem Lachen fort.
»Du bist auf Nabeth angewiesen, und Nabeth gehorcht mir.«
»Er hat vollkommen recht«, kam ihm Desdra zu Hilfe. »Ich fürchte mich schon vor dem Moment, da der Trubel in der Heilerhalle wieder losgeht. Ganz zu schweigen davon, wie ich das hier erklären soll.« Sie untersuchte ihre zerkratzten Hände.
»Wenn du die Leute so auf Trab hältst wie gewohnt, Mädchen, dann finden sie gar keine Zeit, darüber nachzudenken«, spottete Capiam gutmü tig.
»Hier, macht es euch an Nabeths Flanke bequem«, forderte B'lerion die Gruppe auf. »Die Brise vom Meer her wird die Mücken in Schach halten.«
Er schmiegte sich an die weiche Haut des Drachen, und die übrigen Teilnehmer der Expedition folgten seinem Beispiel.
»Wenn der Drache sich nun auf die andere Seite rollt?«
wisperte Alessan Moreta zu.
»Keine Sorge, er steht mit B'lerion in Verbindung.«
Die Tropennacht war lau und erfüllt von schweren Düften.
Moreta hörte, wie Capiams leiser Bariton nach einiger Zeit verstummte. Alessan schlief bereits, und sie wollte das gleiche tun, aber sie wurde wieder von jenem merkwürdigen Schwindel gequält, den sie bereits am Morgen gespürt hatte. Sie 360
schmiegte sich eng an die weichen Hautfalten des Drachen; der schwache Geruch nach Feuerstein beruhigte und tröstete sie.
Ihr kam zu Bewußtsein, daß sie erstmals seit zwanzig Planetenumläufen einen Tag ohne Orlith verbracht hatte.
Die Drachenkönigin fehlte ihr.
Sie hätte gern Alessans zärtliche Liebe mit Orlith geteilt. Nur das hatte zu ihrem vollkommenen Glück gefehlt. Bei dem Gedanken an Alessan schlief sie endlich ein.
*
Im gleichen Moment, da Nabeth über Ruatha auftauchte, spürte Moreta die erregten Gedanken Orliths.
Da bist du endlich! Woher kommst du?
Wo wart ihr so lange?
Auch Holths Frage klang besorgt.
Auf Ista. Hatte Nabeth euch das nicht
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