Pern 11 - Die Weyr von Pern
zu gehen, ist genauso gefährlich, und dort kann man sich nirgendwo festhalten. Meine Krallen sind stark genug für uns beide. Ich werde nicht loslassen.
»Ruth sieht keine Probleme. Andernfalls würde ich auf ihn natürlich hören«, sagte Jaxom, dem nur allzu klar war, daß 439
Sharra Piemurs Bedenken mit Sicherheit teilen würde.
»Ich weiß gar nicht, was dich an einem Raumspaziergang so aufregt. Ich hätte eher gedacht, du würdest als erster hinaus-wollen.«
Piemur rang sich ein mattes Lächeln ab. »Erstens habe ich keinen Drachen, der mich beruhigen könnte. Zweitens hasse ich es, in diesem Ding eingeschnürt zu sein.« Er deutete abfällig auf den Raumanzug. Dann verzog sich sein Gesicht zu einem frechen Grinsen. »Und drittens ist es durchaus möglich, daß ich zu den Menschen gehöre, die da draußen, eine Million Drachenlängen über dem festen Boden, in Panik geraten würden. Also«, er stand auf und griff nach Jaxoms Helm,
»wenn ich dir die Sache nicht ausreden kann, dann ab mit dir!
Sofort! Ehe ich noch durchdrehe vor Angs t!«
Jaxom faßte ihn an der Schulter. »Vergiß nicht, Akki ist gar nicht fähig, Menschenleben zu gefährden. Und wir haben Bänder von Raumfahrern gesehen, die Übungen im Weltraum machten.«
Dann fangen wir an . Ruth stieß sich mit einem genau dosier-ten Schwung vom Fenster ab, der ihn bis zu Jaxom trug, und betrachtete von oben Piemurs finsteres Gesicht. Sag Piemur, ich werde nicht zulassen, daß dir etwas passiert.
»Ruth läßt nicht zu, daß mir etwas passiert«, wiederholte Jaxom.
Um sein Herzklopfen zu überspielen, rückte Piemur unsanft den Helm seines Freundes zurecht, schloß die Befestigungen, überprüfte das Sauerstoffgerät und bedeutete Jaxom, das Helmmikrophon einzuschalten.
»Du hältst mich doch ständig auf dem laufenden?« fragte er.
»Nicke, wenn du mich hören kannst.« Der Klang seiner eigenen Stimme unter dem engen Helm kam Jaxom immer noch unnatürlich vor.
Piemur nickte mit ausdruckslosem Gesicht.
»Akki, zeig uns, wo wir hinsollen, damit Piemur uns beo-440
bachten kann.«
Jaxom gab seinem Freund noch einen Rippens toß, dann löste er erst einen, dann den zweiten Fuß vom Deck und schwebte zu Ruth hinauf. Er zog sich auf seinen Platz und band sich dann mit Seilzügen, die zur Befestigung von Ausrüstungs gegenständen für die Arbeit im Weltraum gedacht waren, am Sattel fest.
»Hast du auch das richtige Reitgeschirr genommen?« fragte Piemur gehässig.
»Das willst du heute schon zum zweiten Mal wissen.«
»Man kann es nicht oft genug wiederholen. Kannst du von da oben überhaupt den Monitor sehen?« Piemurs Tonfall wurde noch bissiger. Jaxom wünschte, der Harfner würde sich nicht ganz so viele Sorgen machen. Aber nur ein Drachenreiter hätte das unerschütterliche Vertrauen verstehen können, das er ganz zu Recht in seinen Drachen und dessen Fähigkeiten setzte.
Noch dazu war Ruth den meisten Drachen überlegen.
»Ich kann ihn sehen«, sagte er, und seine Stimme schrillte ihm blechern in den Ohren. Du weißt, wohin wir fliegen, Ruth?
Natürlich. Können wir?
Jaxom war an kurze Aufenthalte im Dazwischen gewöhnt, aber dies mußte der bisher kürzeste gewesen sein. Er hatte noch gar nicht bemerkt, daß sie die Brücke verlassen hatten, als sie auch schon in einer ganz anderen Finsternis schwebten.
Einen Herzschlag lang durchzuckte Jaxom eine Angst, wie er sie noch nie erlebt hatte. Aber Ruth sah sich mit hoch erhobenem Kopf neugierig nach allen Seiten um, und das genügte, um seinen Reiter zu beruhigen. Jaxom spürte - anders als im Dazwischen, wo einem jede Empfindung abhanden kam - seine Beine, die sich fest an Ruths Hals preßten, und sogar den Zug der Riemen an seinem Gürtel.
Ich lasse nicht los , sagte Ruth so ruhig wie immer. Ich könnte allein an meinen Krallen hängen. Das Metall ist so kalt, daß es sich heiß anfühlt.
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Jaxom spähte über den unteren Helmrand und sah, daß Ruth tatsächlich seine Krallen um die Stangen gelegt hatte - um zwei verschiedene Stangen. Der weiße Drache hatte vorsichtig die Krallen an den Vorderbeinen ausgefahren und damit die obere Stange umfaßt, dann hatte er, ein Hinterbein vor das andere gestellt, nach der unteren getastet, bis er dort Halt fand. Nun hing er ganz bequem dazwischen.
Ich muß den Atem anhalten, aber es macht mir nichts aus, fuhr Ruth fort und blickte sich wachsam um. Sein linkes Auge schillerte bläulich, ein Zeichen von Interesse. Über sich sah Jaxom
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