Pern 11 - Die Weyr von Pern
alle mit einem entschiedenen »Später, später«
vertröstet, und dann fiel die Tür ins Schloß.
Ehe Oldive zu Jaxom und Sharra ans Feuer trat, legte er seine Tasche ordentlich auf den breiten Tisch, hinter dem Jaxom gewöhnlich Platz nahm, wenn er sich mit Verwaltungsaufga-ben zu befassen hatte. Auch jetzt wartete ein ganzer Stapel Botschaften und Aufzeichnungen auf ihn. Es kratzte an der Tür, und dann trat der Verwalter persönlicn mit einem vollbe-ladenen Tablett ein.
»Oh, Brand, das ist wirklich nett von dir«, sagte Jaxom.
»Lessa hat uns nicht fortgelassen, ohne uns eine Mahlzeit 126
aufzunötigen, Sharra, aber einen Becher Klah können wir gut gebrauchen. Mit einem kräftigen Schuß von dem Branntwein, den Brand umsichtigerweise mitgebracht hat.« Jaxom lächelte dem untersetzten Mann, der ihm seit seiner Kindheit ein guter Freund und nun sein wertvollster Helfer war, dankbar zu.
»Nein, Brand, bleib hier! Schließlich hast du ein Recht darauf zu erfahren, was mich ständig von meinen eigentlichen Pflichten fernhält.«
Brand winkte protestierend ab und reichte dann zusammen mit Sharra die Getränke herum. Der scharfe Branntweingeruch überdeckte den Duft des Klah. Schon beim ersten vorsichtigen Schluck spürte Jaxom, wie wohltuend sich die Wärme in seinem ganzen Körper ausbreitete. Auch Meister Oldive schien wieder etwas aufzuleben und ließ sich in den Sessel sinken, den Brand für ihn ans Feuer gerückt hatte.
»Ihre Patientin leidet unter einer Funktionsstörung der Gal-lenblase, meine Liebe«, teilte der alte Heiler Sharra mit.
»Der Mann hat, wie wir ja bereits vermuteten, leider tatsächlich ein Krebsgeschwür. Der Frau können wir helfen, ich habe spezielle Medikamente bekommen, um den Grieß im Inneren des Organs aufzulösen, aber dem Mann können wir nur das Sterben erleichtern.« Meister Oldive hielt inne, seine erregt glänzenden Augen öffneten sich weit. »Akki verfügt über einen unglaublichen Vorrat an medizinischen Informationen, und er ist durchaus bereit, diesen Schatz mit uns zu teilen. Er kann uns sogar helfen, chirurgische Verfahren zur Korrektur von Mißbildungen wiederzubeleben, und Sie wissen ja, wie sehr mir das am Herzen liegt. Bisher mußte sich unsere Gilde mangels angemessener Schulung darauf beschränken, nur zur Beseitigung von Schäden zum Messer zu greifen, aber er kann uns helfen, große Teile dieser in Vergessenheit geratenen Kunst von neuem zu erlernen.«
»Das wäre großartig, Meister, aber können wir auch die Vorbehalte unserer Gilde gegen operative Eingriffe überwin-127
den?« rief Sharra, und die Hoffnung ließ ihre Augen erstrahlen.
»Mit einem Mentor, dessen Integrität keinem Zweifel unter-liegt, lassen sich diese Bedenken meiner Ansicht nach ausräumen, wenn wir erst einmal die Vorteile für diejenigen Patienten demonstriert haben, bei denen eine Heilung ohne radikale Maßnahmen nicht möglich ist.« Er leerte seinen Becher und stand entschlossen auf. »Ein paar Minuten auf Ihrer Krankenstation, meine liebe Sharra, und die Medizin für Ihre Gallen-blasenpatientin ist fertig. Der zweite arme Wicht ...«
Oldive zuckte die Achseln, in seinen Zügen spiegelte sich tiefes Mitgefühl.
»Kommen Sie, Sie müssen mir die medizinischen Zusammenhänge eingehend erklären, und Jaxom und Brand würden sich dabei zu Tode langweilen.« Sharra lächelte ihrem Gefährten liebevoll zu.
»Du hast mich noch nie« - Jaxom legte eine Pause ein, um dem Adverb genügend Nachdruck zu verleihen - »gelangweilt, Sharra.« Der zärtliche Blick, den sie ihm daraufhin zuwarf, heizte ihm mehr ein als der Klah.
»Du siehst müde aus, Jaxom«, sagte Brand, als die beiden die Tür hinter sich geschlossen hatten.
»Ich bin auch müde, Brand, und ich habe in den letzten zwei Tagen so viel gesehen und gehört, daß mir der Kopf zu zerspringen droht. Aber ich glaube ... ich glaube ...«
Jaxom hielt inne und ballte eine Hand zur Faust. »Auf Pern ist nichts mehr von vergleichbarer Bedeutung geschehen, seit«
- er lachte - »unsere Vorfahren hier gelandet sind.« Er lachte wieder, aber diesmal klang es nicht mehr so unbekümmert.
»Dabei ist mir klar, daß das nicht jedermann so sehen wird.«
»Es gibt immer Leute, die sich gegen Veränderungen wehren.« Brand zuckte ergeben die Achseln. »Hat dir das Akki genauer erklärt, wie es die Fäden auszurotten gedenkt?«
»Wir sind ahnungslos wie die Kinder, Brand, wir müssen hart arbeiten und viel lernen, ehe Akki uns Genaueres
Weitere Kostenlose Bücher