Pern 11 - Die Weyr von Pern
über so viel übertriebene Fürsorge, andererseits freute es ihn, daß Mnementh ihn angesprochen hatte. Er würde nie vergessen, wieviel er den Drachen verdankte, die ihn vor zwei Planetenumläufen an jenem Unglückstag im Ista-Weyr am Leben erhalten hatten, 131
als sein überlastetes Herz zu versagen drohte.
Als Robinton sein wunderschönes Haus endlich erreichte, konnte er nicht mehr umhin, sich seine Müdigkeit einzuge-stehen.
Obwohl er bis zur Treppe nur ein paar Schritte gegangen war, rang er nach Atem. Im großen Wohnraum brannte noch Licht: D'ram und Lytol warteten sicher auf ihn.
Zair bestätigte diese Vermutung mit einem neuerlichen Zirpen. Nun, die beiden würden ihn nicht übermäßig strapa-zieren, und sie hatten auf jeden Fall Anspruch auf einen kurzen Bericht über die Geschehnisse dieses Tages. Aber wie sollte er sich kurz fassen bei allem, was sich getan hatte, seit er heute morgen aufgestanden war? Wirklich erst heute morgen? Was er seither an Wissen und Erkenntnissen gewonnen hatte, wäre genug gewesen für mehrere Planetenumläufe.
Doch als er den behaglichen, hell erleuchteten Raum betrat, wollten D'ram, der ehrwürdige Ex-Weyrführer, und Lytol, ehemaliger Drachenreiter und später Jaxoms Mentor, kein Wort von ihm hören, sondern verfrachteten ihn ohne Umschweife in sein Zimmer und befahlen ihm, sich erst einmal auszuruhen.
»Alle bahnbrechenden Veränderungen, die sich seit meinem Weggang ergeben haben mögen, können auch bis morgen früh warten«, erklärte D'ram.
»Trinken Sie Ihren Wein«, fügte Lytol hinzu und reichte dem Harfner seinen prächtigen blauen Glaspokal. »Ja, ich habe etwas hineingetan, damit Sie schlafen können, weil ich nämlich auf den ersten Blick gesehen habe, wie dringend Sie Ruhe brauchen.«
Robinton schloß die Hand um den Pokal. Norist mochte ein engstirniger Gildemeister sein, aber wenn er seinen Stolz dareinsetzte, blies er erlesenes Glas und traf auch genau den richtigen Ton des Harfnerblau. »Aber ich habe doch so viel zu erzähle n«, protestierte der Harfner nach dem ersten Schluck.
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»Das können Sie sicher noch viel besser, wenn Sie ausgiebig geschlafen haben«, beharrte Lytol. Als er sich obendrein noch bücken wollte, um seinem alten Freund die Stiefel auszuziehen, schob ihn der empört zur Seite und erklärte sehr förmlich: »So müde bin ich nun auch wieder nicht, Lytol, vielen Dank.«
Lachend verließen D'ram und Lytol den Raum. Robinton nahm noch einen Schluck Wein, dann löste er die Schnürbänder seiner Stiefel. Einen dritten Schluck, ehe er sich die Tunika über den Kopf zog. Und einen vierten, während er mit der freien Hand den Gürtel öffnete. Das genügt, sagte er sich, leerte das Glas und legte sich zurück. Es kostete ihn Überwindung, die leichte Decke über sich zu ziehen, aber gegen Morgen wehte vom Meer her oft ein kühler Wind. Er nahm noch wahr, daß Zair sich auf dem zweiten Kissen zusammenrollte - und dann hörte und sah er nichts mehr.
Am nächsten Morgen wurde er nur langsam wach. Er wußte noch, daß er in der Nacht einen zugleich erfreulichen und verwirrenden Traum gehabt hatte, aber als er ihn in sein Bewußtsein holen wollte, verflüchtigte sich die Erinnerung.
Einen Moment blieb er noch liegen, um sich zu orientieren.
Morgens hatte er des öfteren Mühe, sich das Datum und seine Pläne für den jeweiligen Tag ins Gedächtnis zu rufen.
Heute traten diese Schwierigkeiten nicht auf. Alle Gesche hnisse des gestrigen Tages standen ihm erstaunlich klar vor Augen. Ah, das war gut. Die neue Herausforderung beflügelte seine schwindenden Kräfte. Und Corman wollte ihm Leichtgläubigkeit unterstellen! Von wegen! Zair, immer noch auf dem Kissen, grummelte ermunternd und rieb sein Köpfchen an Robintons Wange.
»Könntest du bekanntgeben, daß ich mich vollkommen
ausgeruht fühle?« bat er die Bronzeechse.
Zair betrachtete ihn mit schiefgelegtem Kopf und leicht grünlich schillernden Augen und zirpte befriedigt. Dann stand er auf, streckte sich, spreizte seine durchsichtigen Schwingen, 133
schüttelte sie schließlich aus und legte sie fest an.
»Ich möchte bald aufbrechen. Sind Tiroth und D'ram schon wach?«
Zair beachtete ihn gar nicht, sondern beschäftigte sich ange-legentlich mit den Krallen seines linken Hinterfüßchens.
»Soll das heißen, ich muß zuerst baden und essen?« Beim Aufstehen bemerkte Robinton, daß er in seiner Hose geschlafen hatte - schon die zweite Nacht. Er streifte sie ab, griff sich
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