Perry Clifton und das ungewöhnliche VErmächtnis
immer wieder herzerfrischend zu erleben, wie schnell man bei dir zur Sache kommen kann. Hör zu, George, ich habe da ein Problem, das eventuell auch dich interessieren könnte.
Hartley: Schieß los!
Clifton: Im September 1939 sank irgendwo vor Irland ein Schiff mit Namen „Lady Sarah“. Es kam aus Durban, und sein Zielhafen war London. Aus mir unbekannten Gründen hat das Schiff im letzten Moment den Kurs gewechselt. Könntest du herausfinden, für welche Linie die „Lady Sarah“ damals fuhr?
Hartley: Wenn sie bei uns versichert war, ist es eine Kleinigkeit. Wo kann ich dich telefonisch erreichen?
Clifton: Ich bin zu Hause, George!
Hartley: Okay, ich rufe im Laufe der nächsten Stunde zurück.
(35 Minuten später)
Clifton: Ja, bitte?
Hartley: Ich bin’s, Perry. Es ist erstaunlich, wie du selbst nach siebenunddreißig Jahren Fälle auskramst, die der Schein des Geheimnisvollen umgibt.
Clifton: (überrascht) Jetzt bleibt mir aber die Luft weg. Wieso kann die Versicherung von dem Geheimnis wissen?
Hartley: Na, hör mal, das ist schließlich eine Sache, die zwischen der Regierung, der Reederei und Lloyds ausgehandelt wurde.
Clifton: (verständnislos) Moment mal, was hat die Regierung damit zu tun?
Hartley: Aber sie hat doch die Verpflichtungen von Lloyds übernommen.
Clifton: Eines ist jetzt sicher, George, wir sprechen scheinbar vom gleichen Schiff, aber nicht vom gleichen Vorgang.
Hartley: (ungläubig) Willst du damit sagen, daß die „Lady Sarah“ mehrere Geheimnisse birgt?
Clifton: So sieht es aus.
Hartley: Erzähl mir Einzelheiten!
Clifton: Nicht am Telefon. Können wir uns treffen?
Hartley: Komm zu mir. Ich residiere zur Zeit allein in meinem Büro.
Clifton: Befindet sich unter deinen Unterlagen auch eine komplette Namensliste der damaligen Besatzungsmitglieder?
Hartley: Mit Sicherheit. Ist das dein Problem?
Clifton: Unter anderem, George. Ich bin in einer Stunde bei dir!
Hartley: Okay. Kaffee oder Tee?
Clifton: Guten Tee lasse ich nie stehen!
(1 Stunde und 15 Minuten später)
Hartley: Also, Perry, wie hört sich deine Geschichte an? Clifton: Die „Lady Sarah“ verließ irgendwann im September 1939 den Hafen von Durban und ging auf Kurs England. Bevor sie jedoch den Kanal passieren konnte, erhielt sie Anweisung, den Kurs zu ändern und, ich vermute das, einen irischen Hafen anzulaufen. In Sichtweite der irischen Küste ist dann etwas geschehen, was sich die Überlebenden nicht erklären konnten: Die „Lady Sarah“ explodierte und sank.
Es gab nur zwei Überlebende.
Ihre Namen waren David Maxwell und Jack Turner. Beide sind inzwischen verstorben. Ich bin nun an zwei Informationen interessiert: Wie lautete die Heimatadresse Jack Turners, und wo ist die „Lady Sarah“ gesunken? Ja, und nun bist du an der Reihe!
Hartley: (lächelnd) Warum und wozu du die Adresse brauchst, wirst du mir sicher noch verraten, nehme ich an. Wir suchen sie gleich heraus. Hör dir zunächst meinen Bericht an:
Als die „Lady Sarah“ nach Durban auslief, befand sich auch eine geheime Order mit an Bord. Eine Order, die nur dem Kapitän und dem Ersten Offizier bekannt war. Die „Lady Sarah“ sollte in Durban auch vierzehn Stahlkisten an Bord nehmen. Absender war die südafrikanische Regierung, Empfänger die britische Regierung.
Clifton: Und was enthielten diese Kisten?
Hartley: Über den Inhalt wurde nie etwas bekannt. In jedem Fall schienen die Stahlkisten hochbrisante Füllungen zu enthalten. Das jedenfalls muß man vermuten, wenn man die entsprechenden Versicherungsberichte liest.
An jenem verhängnisvollen Abend nun veranlaßte die britische Admiralität die Reederei, der „Lady Sarah“ Order zu geben, sofort den Kurs zu ändern und den Hafen von Dublin anzulaufen.
Man schien zu befürchten, deutsche U-Boote könnten vor der Kanaleinfahrt auf der Lauer liegen. Also ging die „Lady Sarah“ auf Nordwestkurs.
Aus den Unterlagen geht hervor, daß nie geklärt werden konnte, wie es zur Explosion kam.
Die Spekulationen reichten von einer bereits in Durban an Bord geschmuggelten Zeitzünderladung bis hin zur Treibmine, die zufällig den Kurs der „Lady“ kreuzte. Eine weitere Ungereimtheit betrifft den Ort, an dem laut Aussage der beiden Überlebenden das Schiff gesunken sein sollte.
Über acht Wochen lang haben erfahrene Froschmänner rund um die Uhr das Gebiet abgesucht, ohne auch nur auf ein einziges Krümelchen der „Lady Sarah“ zu stoßen. Und weil die Kursänderung und die
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