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Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Titel: Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Perry noch etwas erwidern kann, hat sich der fluchende Grauhaarige abgewendet und geht mit langsamen Schritten in Richtung Bahnhof.
    Dieser Billy Wark muß ein beachtlicher Gauner sein, überlegt Clifton. Wie sonst käme der Alte dazu, ihn so zu behandeln? Ohne Zweifel, er hält ihn, Perry, für einen Kumpan des Trödlers. Nun ja, in einigen Minuten wird er sich selbst ein Bild von den Qualitäten dieses Billy Wark machen können.

    Perry Clifton hat die bewußte Gasse mit dem irreführenden Namen Zum Hafen (es gibt weit und breit keinen) erreicht. Sie ist schmal und verkommen. Es stinkt nach Kochwäsche, Fäulnis, schimmelndem Obst und Unrat. In dem Kopfsteinpflaster klaffen Löcher. Von den Haustüren ist längst die Farbe abgeblättert, und das frühere Weiß der Fensterrahmen ist einem dunklen Grau gewichen. Riesigen Geschwüren gleich, bedecken feuchte Flecken, Risse und Blasen im Putz die Häuserwände. Die ganze Gegend hat etwas Trostloses an sich. Es ist eine Gasse, in der es nie nach Flieder duftet oder das Singen eines Vogels erklingt. Perry Clifton kann sich eines Fröstelns nicht erwehren, als er jetzt die glaslose Tür zu Warks Laden öffnet. Muffig schlägt es ihm entgegen. Es ist der typische Duft fast aller Trödlerläden der Welt. Innen herrscht ein zwielichtiges Halbdunkel.
    Noch bevor Perry Clifton ein paar Schritte tun kann, flammt eine Lampe auf, und wie aus dem Boden gewachsen steht plötzlich ein Mann vor ihm. Er trägt einen grauen, verschmierten Arbeitskittel; aber auch sonst macht er auf Perry einen ungepflegten und schmuddeligen Eindruck. Die stechenden Augen, die so gut zu dem verschlagenen Gesicht passen, versuchen jetzt unterwürfig dreinzuschauen, als der Mann eine Verbeugung macht und dazu mit unangenehmer Stimme fragt: „Na, Mister, haben Sie eine genaue Vorstellung von dem, was Sie kaufen wollen?“
    Perry Clifton, der vom ersten Moment an eine heftige Abneigung gegen den Mann verspürt hat, ist sich über die Methode seines Vorgehens klar. Und obwohl sich der andere noch nicht vorgestellt hat, ist er sicher, daß er es mit Billy Wark zu tun hat. Der Mann paßt zu gut in diese Umgebung.
    „Draußen steht, daß Sie nicht nur verkaufen — stimmt das nicht?“ erkundigt sich Perry mit eiskalter Stimme und beginnt gleichzeitig die im Laden herumstehenden Stücke zu besichtigen. Und bevor der andere etwas erwidern kann, setzt er fragend hinzu: „Oder sind Sie gar nicht Billy Wark?“ Der Gefragte hat seine zur Schau gestellte Unterwürfigkeit abgelegt und ist jetzt nur noch Geschäftsmann und — Hehler. Mit nur mäßigem Interesse fragt er: „Sie wollen also was loswerden, Mister?“
    „Wie war das doch gleich? Sind Sie Mister Wark — oder sind Sie es nicht?“
    „Natürlich bin ich Wark. Wer sonst sollte wohl hier im Laden die Geschäfte machen, he?“
    „Eben. Also, um auf Ihre Frage zurückzukommen, Mister Wark: Natürlich habe ich eine genaue Vorstellung von dem, was ich will.“
    Billy Wark ist mit einem Mal äußerst mißtrauisch. Er mustert den vermeintlichen Kunden und versucht, ihn irgendwo in seinem Gedächtnis unterzubringen. Doch anscheinend findet er dort keinen Platz. „Wer sind Sie eigentlich?“ fragt er deshalb.
    Perry Clifton lächelt ironisch. „Aber Wark, fragt man so einen anständigen Menschen? Vielleicht heiße ich Miller... Oder McIntosh... Vielleicht auch Parker. Suchen Sie sich einen Namen aus, der Ihnen gefällt. Sie sind jedenfalls Billy Wark und damit der richtige Mann für mich. Also, Mister Wark, ich interessiere mich für japanische Spieluhren. Aus Gold, versteht sich.“
    „Führe ich nicht“, erwidert Wark verkniffen.
    „Sie führen sie nicht? Oder wollten Sie sagen: nicht mehr?“
    „Also von der Polizei sind Sie; hätte ich mir gleich denken können. Sonst verirren sich auch nur ganz selten solche feinen Pinkel wie Sie in meinen Laden!“ Billy Wark gibt sich keine Mühe, seine Abneigung gegen die Hüter der Ordnung zu verbergen. Perry ist auf den Hehler zugetreten und stubst ihn mit dem Finger leicht in die Magengegend. Dazu flüstert er liebenswürdig: „Ich habe nur eine einzige Frage: Wie heißt der Mann, der Ihnen die Spieluhr verkauft hat? Nebenbei — ich bin nicht von der Polizei. Und noch etwas: Kommen Sie mir nicht mit dem Namen Paul Heartly. Darüber weiß ich Bescheid!“
    Billy Wark ist um einen Schein blasser geworden. Und seine Stimme klingt belegt, als er jetzt wütend hervorstößt: „Weiß der Teufel, warum sich alle

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