Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn
für einen Menschen«, hielt ich dagegen. »Selbst für einen Unsterblichen. Und außerdem sind wir nicht am Ende der Geschichte angelangt. Entgegen hartnäckigen Gerüchten existiert es nicht. Wir werden neue Antriebe entwickeln, wir werden wieder zu anderen Galaxien vorstoßen.«
»Mag sein. In Jahrhunderten oder Jahrtausenden. Du und ich könnten es noch erleben. Aber diese Männer und Frauen dort draußen, die ihre kurzen, sterblichen Leben für die Aufgabe geben, den Polyport-Hof zu entschlüsseln, sie werden es nicht. Wir stehen in ihrer Schuld.«
Ich zuckte die Achseln. »So ist das Leben.
Ab und zu läuft es so, wie du es dir vorstellst. Den Rest der Zeit stellt es mit dir an, was es will. Die Wissenschaftler werden neue Projekte finden, neue Ziele, neuen Lebenssinn. Wir ...«
Weiter kam ich nicht.
Der Vollalarm schrillte.
4.
6. Januar 1463 NGZ
Bericht: Perry Rhodan
Der Hof lebte.
Die Aktivität war überdeutlich zu spüren: Die SERUNS, die Mondra und ich angelegt hatten, bevor wir den Tender verließen, vermochten uns nicht abzuschirmen. Ein Vibrieren lag in der Luft, kitzelte in der Nase wie alter, aufgewirbelter Staub. Schloss man den Helm, war man das Kitzeln los, aber dafür wurde das Rumoren übermächtig. In Gedanken beschwor es unwillkürlich ein einziges Bild herauf: das Anlaufen von gewaltigen Maschinenanlagen.
Niemandem, der sich in dem Hof aufhielt, konnte es verborgen bleiben. Und niemand ignorierte es: Überall hasteten Techniker und Wissenschaftler aufgeregt hin und her, beugten sich über Schaltpulte, standen in kleinen Gruppen zusammen und debattierten. Die Männer und Frauen trugen ausnahmslos SERUNS.
Ich war an einen Ameisenhaufen erinnert. Steckt man einen Stock in die Ansiedlung von Ameisen, glaubt man, Panik auszulösen. Ameisen stieben nach allen Seiten davon, andere krabbeln auf den Punkt der Katastrophe zu, wieder andere finden sich in Klumpen zusammen.
Doch die Panik ist eine Täuschung. Tatsächlich folgen Ameisen ihren von den Jahrmillionen geschärften Instinkten, setzen sie – wenn auch unbewusst – ausgeklügelte Notfallpläne um. Ähnlich verhielt es sich mit den Forscherteams auf dem Polyport-Hof: Jeder der Männer und Frauen hatte seine Aufgabe, jeder hatte seinen Ort – auch wenn es dem Einzelnen zumeist nicht klar war, wie seine spezielle Aufgabe sich in das große Ganze einfügte.
Wir überließen es den Anzugpositroniken, den optimalen Weg zu ermitteln. Mondra, die neben mir flog, sagte nichts, während die Flugaggregate uns rasend schnell durch den Hof trugen. Ihre Stille war kein Vorwurf, sondern nur taktvoll. Es war eine der Eigenschaften, für die ich Mondra liebte. Sie nahm selten ein Blatt vor den Mund, sie konnte oft laut und manchmal verletzend sein. Aber kam es darauf an, bewies Mondra überraschendes Taktgefühl.
Innerhalb von Minuten hatten wir das Transferdeck erreicht. Hier waren die Dinge unverändert. Fast hatte ich erwartet, dass die Transferkamine in Tätigkeit getreten waren, aber die gewaltigen Röhren glommen weiter in dem geisterhaften fahlen Blau, das uns vertraut war.
Wir nahmen Kurs auf das »Kontrollzentrum«, ein erhöhtes Podest, knapp hundert Meter vom Zentralen Verladeplatz entfernt. Das Podest nahm ungefähr die Landefläche einer Korvette ein. Darüber verstreut waren Pulte, im üblichen Stil der Mächtigen mit abgerundeten Kanten, in Blaugrau und Silber und ohne den leisesten Hinweis darauf, welchem Zweck sie dienten. Aus ihrer Ballung und der Nähe zum Zentralen Verladeplatz hatte man geschlossen, dass es sich um eine Art Kontrollzentrum handeln musste, und die Bezeichnung hatte sich eingebürgert. Doch es handelte sich um wenig mehr als eine Mutmaßung.
Wissenschaftler und Techniker hatten sich in Grüppchen um die Pulte versammelt. An zweien der Pulte hatten sie die Verkleidungen entfernt, anderen versuchten sie durch Versuchsaufbauten oder Diagnosegeräte zu Leibe zu rücken.
Milton stand etwas abseits, umringt von bulligen Sicherheitsleuten. Er wirkte trotz seiner Größe verloren zwischen den wuchtigen Soldaten. Mondra und ich gingen vor ihm nieder.
»Was ist los?«, fragte ich. »Weshalb der Alarm?«
»Weitere Schaltungen haben sich aktiviert.«
Milton hatte den Helm nicht geschlossen. Ich fragte mich, was er mit dem Basthut angefangen hatte, den er die letzten Tage getragen hatte. Einen Augenblick später stieß ich auf die Antwort: Er hatte die Halme zu Armbändern umgearbeitet und sie um die Handgelenke
Weitere Kostenlose Bücher