Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn
Stockwerke über unserem Wissen angesiedelt ist. Wir können nur die Köpfe ganz tief in den Nacken legen, die Hälse verrenken und hoffen, dass ein Krümel des Verständnisses auf uns herunterfällt.«
»Also keine schnelle Enträtselung in Sicht?«
Der Hyperphysiker schüttelte den Kopf. »Meine Teams sind bereits an der Arbeit. Sie tun, was sie können. Sobald ein Abschnitt für gesichert erklärt ist, stürzen sie sich auf die Einrichtungen. Aber bislang konnten wir nur unsere ersten Beobachtungen bestätigten: ITHAFOR-1 bis -8 stammen aus derselben Serie, aber sie sind nicht identisch. Im Detail gibt es zahlreiche Abweichungen.« Milton blickte von dem Holo auf. »Aber vielleicht gibt es einen anderen Weg zur Erkenntnis als den der Wissenschaft. Einen schnelleren, direkteren Weg. Sozusagen eine Abkürzung.«
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Mondra neben mir hochruckte. Milton, das Genie, das nur seine Wissenschaft und schlechten Geschmack kannte, wollte einen Vorschlag machen, der jenseits seiner Vorlieben angesiedelt war?
»Und dieser Weg wäre?«, fragte ich.
»Ein Gefangener könnte uns helfen.«
»Du hast gehört, was Bully berichtet hat. Wir haben keine und werden wohl auch keine bekommen.«
»Falsch, wir haben bereits zwei: Sinnafoch und seinen Gehilfen.«
»An denen sich unsere besten Leute die Zähne ausgebissen haben«, schaltete sich Mondra ein. »Was schlägst du vor? Sollen wir die glühenden Zangen auspacken?«
»Nein, das wäre barbarisch.« Milton traf die Feststellung mit der Nüchternheit des Wissenschaftlers. »Die beiden scheinen unerschütterlich. Aber wieso ist das so?, frage ich mich. Weil sie sich uns für unendlich überlegen halten, glaube ich. Deshalb: Beweisen wir ihnen das Gegenteil. Bringen wir sie nach ITHAFOR – und wir werden sehen, wie es um ihre Unerschütterlichkeit bestellt ist.«
Ich überlegte. Miltons Logik war makellos. Und außerdem hatten wir bereits alle übrigen Möglichkeiten ausgeschöpft. Wieso nicht einen Versuch wagen? Wir hatten nichts zu verlieren.
Ich rief den für die Logistik der Transferkamine verantwortlichen Offizier über Visiphon an und wies ihn an, die beiden Gefangenen nach ITHAFOR bringen zu lassen.
Ich wandte mich wieder an Milton. »Was habt ihr über unseren Standort herausgefunden?«
Es war ein weiterer, zentraler Punkt für unser weiteres Vorgehen. Das Polyport-Netz kannte keine Entfernungen im herkömmlichen Sinn. ITHAFOR konnte buchstäblich überall im vierdimensionalen Einsteinuniversum verortet sein – in hundert Millionen Lichtjahren Entfernung oder vor unserer Haustür. Fest stand bisher nur eines: Wir befanden uns in einem sternenreichen Gebiet, wie der prachtvolle »Himmel« belegte, der durch das transparente Dach des Transferdecks zu sehen war.
»Wir sind in der Milchstraße«, antwortete Milton. »Ich habe die provisorischen astronomischen Messungen, die wir vorgenommen haben, per Kurier an NATHAN schicken lassen. Er hat unseren Standort eindeutig lokalisiert.«
»Wo?«, fragte Bully. Er strich sich mit der Hand durch das Borstenhaar. Schweiß spritzte und durchlöcherte das Holo, das ITHAFOR zeigte. Die Geduld meines Gefährten mit Chefwissenschaftlern, die sich die Würmer aus der Nase ziehen ließen, war von jeher beschränkt gewesen.
»Wir sind nahe dem Zentrum des Kugelsternhaufens M 68, im arkonidischen Sprachgebrauch Dhogar. M 68 befindet sich von der Erde aus betrachtet etwa dreiundzwanzigtausend Lichtjahre oberhalb der Milchstraßenhauptebene über der galaktischen Southside. Die Entfernung von Terra beträgt 38.480 Lichtjahre.«
»Besiedlung?«, fragte ich. »Gibt es hier terranische Vorposten oder Kolonien?«
»Weder noch. M 68 ist gewissermaßen eine Semiwüste. Der Haufen birgt ungefähr hunderttausend Sterne, darunter vierzig veränderliche vom Typ RR-Lyrae und etwa zweihundertfünfzig Riesensonnen. Die Stabilität ist deshalb eher dürftig. Die Zahl von Planeten, die Leben entwickelt haben, ist äußerst gering.«
»Mit anderen Worten«, sagte Bully. »Wir sind am Hintern der Welt gelandet, nach dem kein Hahn kräht.«
»So könnte man es, unwissenschaftlich, ausdrücken.«
Bully und Milton hatten jeder auf seine Weise den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir waren auf uns allein gestellt. Ein Vorteil, da wir zumindest keinen Angriff aus der unmittelbaren stellaren Nachbarschaft zu befürchten hatten – und ein Nachteil, weil wir nicht auf die Ressourcen der Liga zugreifen konnten.
Noch nicht
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