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Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Natürlich wusste er, was zwischen seinem Vater und dem Industriellen vorgefallen war.
    Whistler sagte sich, dass es dem jungen Mann ebenso zu schaffen machte wie ihm selbst.
    »Ich weiß nicht, was du glaubst, Timber, aber ich fürchte, du hast meinen Vater immer noch im Verdacht, dass er den Unfall absichtlich herbeigeführt hat. Duncan hatte wirklich nichts mit dem Absturz des Gleiters zu tun. Man hat dich hereingelegt. Aus irgendeinem Grund, den ich ebenfalls nicht kenne, hat Echnatom falsches Spiel getrieben.«
    »Sigur Echnatom ist tot, ich kann ihn nicht mehr danach fragen«, sagte Whistler. »Ich weiß, dass er sich an Bord eines Raumschiffs befand, das in einem Hypersturm spurlos verschwand. Das Wrack wurde bis heute nicht gefunden. Nicht einmal Trümmer. Es gibt nur einen kurzen Notruf vom 29. Juni 1408.«
    Sean Legrange kratzte sich an der Nase. Für einen Moment sah es so aus, als hätte Whistler ihn mit dem Einwurf aus dem Konzept gebracht. Aber dann redete er doch weiter. Stockend zwar und irgendwie unberührt. Als baute er im Nachhinein eine Barriere zwischen sich und seinem Vater auf. Vielleicht, erkannte Whistler, war das Seans Art, Abstand zu gewinnen und die Trauer nicht an sich heranzulassen.
    »Deine Verdächtigung hat Duncan damals schwer getroffen. Ich weiß, dass er zutiefst enttäuscht war und eine Zeitlang mit dem Gedanken an Selbstmord spielte. Er hat es nur nicht fertiggebracht, Hand an sich selbst zu legen – ich nehme an, weil er dir eines Tages doch seine Unschuld beweisen wollte.
    Duncan hat sich danach in den Vergnügungszentren von Stardust City herumgetrieben. Wahrscheinlich, um auf diese Weise Ablenkung zu finden und zu vergessen. Offensichtlich ist er damals dem Alkohol verfallen, vor allem aber den Frauen, die für Geld zu allem bereit waren. Duncan hätte ausreichend finanzielle Mittel für ein ruhiges und vor allem materiell unabhängiges Leben gehabt. Aber der furchtbare Verdacht seines besten und einzigen Freundes hat ihn völlig aus der Bahn geworfen.«
    Whistler setzte zu einem Einwand an, doch Seans abwehrende Geste hinderte ihn daran.
    »Irgendwann scheint Duncan erkannt zu haben, dass ihm der Suff und die Frauen nicht gut taten. Er ließ sich auf Trondgarden nieder, zog später, von seiner Unruhe getrieben, nach Katarakt weiter. Auch dort hielt er es nur wenige Jahre lang aus. Er kehrte nach Aveda zurück und lebte hier in völliger Zurückgezogenheit – als hätte er endgültig mit der Welt und ihrer Ungerechtigkeit abgeschlossen. Im Frühjahr vor sechs Jahren hat ihn dann seine Vergangenheit eingeholt.«
    Sean Legrange legte eine künstliche Pause ein. Sein Blick huschte durch den Raum, aber er vermied es, Whistler anzusehen.
    »Duncan wurde erpresst«, sagte er dann, und sein Zuhörer gewann unwillkürlich den Eindruck, als sei das eine Sache, die auch Sean betraf.
    »In seiner wilden Zeit war irgendeine Prostituierte von ihm schwanger geworden. Eigentlich undenkbar, dass so etwas passiert. Aber möglicherweise hatte die Frau es von Anfang an darauf angelegt. Erst durch diese Erpressung erfuhr Duncan, dass er ein Kind gezeugt hatte.«
    »Dich?«, brachte Whistler eigentlich ungewollt über die Lippen. Er sah, dass Sean zusammenzuckte und sich wieder an der Nase kratzte. Das war Antwort genug.
    »Die Frau hat Duncan erst dilettantisch erpresst und ihn später beinahe angefleht; sie wollte Geld für sich und ihr Kind. Duncan fand heraus, dass sie schon Monate vor der Geburt aus Angst zu ihrem Bruder nach Ares geflohen war. Offenbar hätte ihr Zuhälter sie zur Abtreibung gezwungen. Dass sie schwanger wurde, muss ein unverzeihlicher Fehler gewesen sein. Ihr blieb deshalb nichts anderes übrig, als sich jahrelang zu verbergen.« Sean sprach von der ›Frau‹, nicht von seiner ›Mutter‹. Whistler registrierte das genau. Offenbar hatte Sean ein Problem mit seiner Abstammung. Zumindest in der Hinsicht.
    »Es hat Jahre gedauert, bis Duncan sich überwand, die Frau und ihren Sohn in Ares City aufzusuchen. Sie wollten gemeinsam den Planeten verlassen, aber dann kam es zu einem Tunneleinbruch. Duncan hat sein Leben geopfert, um mich zu retten. Er wurde so schwer verletzt, dass er kurz darauf starb. Auch die Frau hat nicht überlebt.
    Ich war immerhin schon alt genug, mich fast zwei Jahre lang als Hilfsarbeiter und Mädchen für alles durchschlagen zu können. Danach hatte ich ausreichend Geld zusammen, um die wenigen Habseligkeiten meines Vaters auszulösen, die er bei

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