Perry Rhodan - 2511 - Schatten im Paradies
jede ihren eigenen individuell dominierenden Farbton hatte, waren lediglich für das Auge und für optische Sensoren sichtbar.
Elegant geschwungene Gebäude; Türme, von denen die höchsten gut hundertachtzig Meter aufragten und undurchsichtige Fenster aufwiesen. Alles das wirkte unglaublich attraktiv und ließ den Wunsch wachsen, ins Innere zu gelangen. In der Stadt wartete die Erfüllung aller Wünsche.
»Ich hatte den Eindruck, Amethyst-Stadt verdichte sich!«
Miklant hatte den Raum betreten. Was sie sagte, schreckte Makron aus seinen Betrachtungen auf. Wirklich bei der Sache war er ohnehin nicht gewesen. Seine Gedanken beschäftigten sich mit dem positronischen Rüsselreiniger, der sich auf einer schmalen Konsole niedergelassen hatte. Und er hatte genug vom ewigen Warten auf Katarakt. Das war vergeudete Zeit, denn keine der immateriellen Städte materialisierte.
»Hast du verstanden?«, fragte Miklant. »Mit Amethyst-Stadt geht etwas vor sich.«
Er ließ den Rüssel pendeln. »Falscher Alarm«, sagte er. »Das war nie anders. Mir ist längst klar geworden, dass wir einem Gespenst nachlaufen. Wir betrügen uns selbst, Miklant. Vergebliche Hoffnungen dürfen nicht gepflegt, sondern müssen ausgerissen werden. Wie oft haben wir schon darüber gesprochen ...«
» Du hast darüber gesprochen, nicht wir .«
»... und wir sind immer wieder geblieben. Einen Monat und noch einer, aber jeder so vergeblich wie alle anderen. Lass uns endlich gehen, Miklant.«
»Wir bleiben. Im Gegensatz zu dir glaube ich an unsere Aufgabe. Hinter den Städten verbirgt sich weit mehr, als alle wahrhaben wollen. Hast du vergessen, was Reginald Bull über seinen Besuch in Prymtuor gesagt haben soll? ›Die Stadt wurde gebaut von Wesen, die länger als die Sonne leben.‹ Sie sind unsterblich, Makron. Willst du die Chance auf Unsterblichkeit einfach wegwerfen? Nur weil es dir zu lange dauert, darauf zu warten?«
Der Unither schwieg. Er würde wieder einmal nachgeben. Er würde immer nachgeben, weil er seiner Frau verfallen war. Obwohl die Sehnsucht nach seiner Mutter und seinen Geschwistern wuchs, die auf Aveda lebten. Seit Jahren hatte er sie nicht mehr gesehen – und er würde noch Jahre darauf warten müssen. Wenigstens blieb ihm die Vorfreude. Eines Tages ...
Bis dahin würde er mit Miklant in Camp Immortality hausen und seiner Überwachungsaufgabe abwechselnd in den fünf Außenstationen bei den Städten nachkommen. In dieser Woche Amethyst-Stadt, in der nächsten Malven-Stadt und immer dieselbe vergebliche Hoffnung, wenigstens eine möge endlich aus ihrem »Schatten« heraus materialisieren und sich öffnen.
Natürlich hätten ebenso gut positronische Kameras die Überwachungsfunktion wahrnehmen können. Beobachtungen hatten aber längst gezeigt, dass nicht einmal optische Systeme alles aufzeichneten, was die Propheten der Städte als bedeutungsvoll einstuften. Die direkte Beobachtung war und blieb deshalb die wichtigste Aufgabe aller, die ihr Hoffen noch nicht aufgegeben hatten.
»Du denkst über die Städte und ihr Geheimnis nach?«
Miklant stand auf einmal neben ihm. Ihr fleischiger Rüssel tastete über seine Schultern und berührte sanft sein Gesicht.
»Ich weiß, wie schwer es dir fällt, auf deine Familie zu verzichten«, sagte seine Frau. »Ich verspreche dir, die nächste längere Freizeit werden wir auf Aveda verbringen.«
»Du meinst, wir wandern nicht wie stets von Stadt zu Stadt?« Makron schaffte es nicht, den ungläubigen Tonfall aus seiner Stimme zu verbannen.
Miklant blickte ihn voll verhaltener Sehnsucht an. Ihr bedeuteten die immateriellen Städte viel, das wusste er. Wenn Miklant wirklich bereit war, mit ihm für mehrere Wochen nach Aveda zu fliegen, brachte sie ein großes Opfer. Ihr Rüssel schlang sich um den seinen, und Makron erwiderte den zärtlichen Druck.
Sein Blick fiel auf die optischen Wiedergaben. Egal, aus welcher Perspektive die Holos Amethyst-Stadt zeigten, sie wirkte materieller als noch Sekunden zuvor.
*
»Der Resonanzmesser spielt verrückt!« Miklants Stimme überschlug sich geradezu. Sie klang schrill, prustend, dann beinahe erstickt.
Die Holos zogen Makron geradezu in ihren Bann. Amethyst-Stadt bot eine atemberaubende Kulisse, das flimmernde, unwirklich verschwommene Bild einer materiellen Nicht-Existenz. Makron sah nur den »Schatten« der Stadt, der sich erst dann verdichtete und massiver wurde, sobald eine wachsende paranormale Resonanz die Rückkehr der Stadt ankündigte.
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