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Perry Rhodan - 2525 - Mit den Augen der Gaids

Titel: Perry Rhodan - 2525 - Mit den Augen der Gaids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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auf dem Marktplatz scheinbar; es war, als wäre ihnen eine Stimme gegeben. Die Zwillingssäulen drehten sich allmählich, unermüdlich; unerfindlich, was sie antrieb. Kein Tropfen des Monsuns durchdrang die Hülle der Irrealität. Keiner schlug an ihre mattgoldene Demarkation.
    Wie ein Ruf aus der Ferne erklang es unverhofft. Holzbläser, Paukenstreicher, Sourracisten und Papanen, ein winziges Dickicht der Töne, wach, wendig und launisch. Irrlichterte durch die erhabene Monotonie.
    Schon verweht.
    Verklungen.
    Alles still.
    Ein verschwiegener Kosmos. Lautlose Spannung.
    Perisa hob den Klangspiegel in Richtung der Chor-Mulde. Wer stieg auf? Niemand anders als Berezmo Vunan, der Einzige. Der wunderbare Kastrat, der gaidsche Sternengong. Trat auf und sang. Seine lichte Gegenwart. Seine begnadete Bestürzung über das Licht. Wie immer ließ Cerdo Perisa auch hier die Melodie dem natürlichen Sprachakzent folgen, ein wisperndes Gaiadd, davon jedes Wort das Licht der Sonnen einschloss wie in eine melomagische Formel.
    Weitere Kastraten entstiegen der Chor-Mulde. Hatte man geglaubt, dass Vunan das einzige Abenteuer der Nacht war, hatte man geirrt. Sie waren alle da, alle, es war unfassbar: Peomi Pasznan, der grelle Drich, Vhamul & Vhamuli und – ein Jauchzen im Publikum – Aschoc Hesdral. Aschoc Hesdral brach sein Gelübde, kehrte in die Tonwelt zurück für diese eine Nacht.
    Sie sangen, wie sie noch nie gesungen hatten: im Chor. Untertänig-herrliche Diener der Melodie. Tonfolgen, schwingenden Sternengirlanden gleich. Klang gewordenes Licht. Schönheit, welche Qual. Einige im Publikum schrien. Einige seufzten. Und siehe, Cerdo Perisa hatte jeden Klang, jeden Ton, ob Schrei ob Seufzen, vorausgesehen und einbezogen in sein symphonisches Werk.
    Die beiden Zeitsäulen, deren mattes Gold durch den Regenvorhang leuchtete, schienen sich schneller zu drehen, ebenfalls zu singen.
    Perisa hob den Klangspiegel in Richtung der Papanen, der Sourrac-Spieler, dann der Klangatmer. Tongemälde von in sich gekehrter, kryptischer Schönheit entstiegen den Instrumenten, wurden von den Syntroniken aufgesogen, interpretiert, in Nullzeit zurückgerufen, wunderlich verwandelt, Echos aus dem Hyperraum. Die schwarzen Eier strahlten in harmonischer Finsternis.
    Cerdo Perisa schwenkte den Klangspiegel, dirigierte, variierte, organisierte das Stück.
    Die Instrumente gingen ihrer Wege, erkundeten ihre Möglichkeiten, schöpften sie aus, schöpften überhaupt, erschufen ein tausendfältig-orchestrales Universum. Trug, Traum oder Tat? Der Regen hatte seine Richtung geändert, gischtete fort von den Zeitsäulen. Die Papanen und die Holzbläser verstummten, die Sourracisten und die Klangatmer hielten still. Berezmo Vunan vergaß alle Verzierungen, Triller, Koloraturen, vergaß die unerhörten Höhen, zu denen er fähig war, sang den einen, einzigen tiefen Ton.
    Und verstummte.
    Die Stille, die nun einsetzte, war epochal. Niemand atmete mehr. Niemandes Herz schlug. Niemandes Facetten fokussierten.
    Jetzt! , dachte Cerdo Perisa.
    Es war Zeit für den kühnsten Akt des Stückes, sein hyperreales Crescendo, Zeit für die sich selbst generierende Strophe, die aus dem tonlosen Schweigen stieg, für den Melodienbogen, der sich selbst erschuf, erdachte und ersang.
    Für den volltönenden, alle Münder neu beseelenden, zu Selbstbewusstsein kommenden Klang.
    Cerdo Perisa hob den Klangspiegel und aktivierte die Hyperrezeptoren, um das Schwingen der Howalgoniumkristalle hörbar zu machen.
    Die Syntroniken schalteten auf finalen Empfang.
    In diesem Moment fiel Cerdo Perisas Blick auf die kristallisierten Grachteln. Auf das Gesicht der tefrodischen Komponistin. Was zeigte dieses Gesicht? Schwer, Tefroder zu lesen. Aber war das nicht Entsetzen?
    Unverhülltes Entsetzen?
    Was geschah?
    Warum sangen die Schwingquarze nicht? Was war das für ein Kreischen, für ein gottverlassenes Wimmern?
    Ein nie gehörter Ton, ein Schrei ohne Beispiel gellte ihm in den Ohren.
    Er sah die schwarzen Eier aufbrechen, sah ihre Verschalung zersplittern. Er hörte den Todesschrei der drei Syntroniken.
    Er starrte auf seinen Klangspiegel, vernahm , wie die Howalgoniumkristalle erloschen.
    Alles entglitt ihm.
    Er hörte die Erschütterung von allem, spürte, wie die Welt unstimmig wurde, dissonant.
    Er blickte, wie sie alle, hinaus, durch die Kuppel des Hauses Allen Lichts. Und kurz bevor sich das transparente Glassit der Kuppel verfinsterte, sah er, wie die Welt versank in Taubheit und

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