Perry Rhodan - 2535 - Der Seelen-Kerker
es für richtig gehalten habe«, sagt Sinnafoch.
»Was ein weiterer Beleg dafür ist, dass dein Urteilsvermögen getrübt ist«, sagt Vertebris. »Im Kleinen wie im Großen.«
Vertebris redet seltsam. Wieso spricht er nicht so klar wie Kruuper? Ich verstehe nicht, was er sagt. Doch das macht nichts. Ich habe etwas gelernt, seit ich selbst sprechen kann. Wichtig ist nicht nur, was man sagt, sondern auch, wie man es sagt. Vielleicht sogar noch wichtiger. Vertebris sagt seine Wörter böse. Er will Sinnafoch wehtun.
Sinnafoch lässt sich nicht wehtun. »Wo ist Cedosmo?«
»Dieses Wissen steht dir nicht zu, Sinnafoch. Wir führen Krieg. Frequenzmittler Cedosmo ist mit Aufgaben befasst, die ungleich wichtiger sind als ein Frequenzfolger, der seine Grenzen nicht kennt.«
»Frequenzmittler Cedosmo irrt sich«, sagt Sinnafoch. »Es ist sein Urteilsvermögen, das getrübt ist.«
»Langweile mich nicht mit deinen Anmaßungen.«
Vertebris beugt sich vor. Ich sehe ihn, sehe durch ihn durch. Er trägt ein Kleid aus Stahl mit vielen Löchern. Ich kann durch die Löcher sehen und durch seine Haut in sein Inneres. Ein schöner Anblick, stelle ich fest. Es wundert mich. Aber die Schatten des Bösen lasten auf ihm, machen das Schöne kaputt.
»Cedosmo hat mich ersucht, dich zur Rechenschaft zu ziehen«, sagt Vertebris. »Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen, Sinnafoch? Du hast dir Zugang zu Dingen verschafft, die über deinen Horizont gehen, wurdest verwarnt und hast die Warnung missachtet.«
»Habe ich das?«
»Ja, die Beweislage ist eindeutig. Es fällt schwer zu glauben, dass ein verdienter Frequenzfolger wie du derart stümperhaft agiert, aber es ist wahr. Ich frage dich, Sinnafoch: Was treibt dich zu diesem gefährlichen Unsinn an?«
Es tut mir weh, Vertebris zuhören zu müssen. Viel zu weh. Ich will, dass Vertebris aufhört.
»Es ist kein Unsinn«, sagt Sinnafoch. »Ich versuche lediglich, der FrequenzMonarchie so gut zu dienen, wie ich kann. VATROX-CUUR wird es verstehen.«
»VATROX-CUUR in seiner Weisheit vielleicht, doch wir werden VATROXCUUR nicht mit einer Unwichtigkeit wie deinem Schicksal belästigen. Was sollen wir mit dir anstellen, Sinnafoch?«
»Mich rehabilitieren, mich auf einen Posten setzen, der mir angemessen ist. Meine Erfahrungen, meine Kenntnisse, meine Fähigkeiten sind einzigartig.«
Sinnafoch tätschelt mich wieder. Er spürt meine Wut. Er will mich beruhigen. Ich versuche, still zu sitzen. Sinnafoch ist mein Herr. Ich will nichts tun, was er nicht will. Wenn er will, dass ich Vertebris totmache, wird er es mir sagen.
»Einzigartig ist deine Vermessenheit, sonst nichts.« Vertebris steht auf. Er ist klein, kleiner noch als Kruuper. »Du hast es verdient, ausgelöscht zu werden, Sinnafoch. Aber in Anbetracht deiner unleugbaren vergangenen Verdienste um die Frequenz-Monarchie ist Cedosmo bereit, dir ein letztes Angebot zu unterbreiten.«
»Und das lautet?«
»Freiwilliges Ausscheiden aus diesem Körper.«
»Der Tod?«
Tod?
»Temporär. Dein Vamu wird für eine Zeit lang verwahrt, dann wird dir ein neuer Körper zugeteilt. Eine neue Chance. Genauer gesagt: deine letzte Chance.«
Tod, Tod, Tod! Vertebris will Sinnafoch totmachen. Das darf er nicht! Das ... ich sehe zu Sinnafoch. Er leuchtet so freudig hell wie nie zuvor.
»Ein interessantes Angebot«, sagt Sinnafoch.
»Du nimmst es an?«
»Ich würde es erwägen. Aber ... « »Aber?«
»Nicht, wenn es von dir kommt. Sieh dich an! Du bist alt und gebrechlich, und dein Gehirn ist in keinem besseren Zustand als deine Beine!«
Vertebris ruckt hoch. »Was sagst du da?«
»Die Wahrheit. Und jetzt halt den Mund, Kriegsordonnanz! Du bist ein Diener, entbehrlich, ersetzbar. In meinen vielen Leben habe ich mehr von deinesgleichen verschlissen, als ich zählen kann.«
Sinnafoch ist böse zu Vertebris. Das ist gut so. Vertebris hat angefangen böse zu sein. Also darf Sinnafoch es auch sein. Er muss es sein.
»Was nimmst du dir heraus? Ich bin die rechte Hand Frequenzmittler Cedosmos! Ich ...«
»Du bist ein Nichts!« Sinnafoch lässt Vertebris nicht ausreden. »Ein Werkzeug, nicht mehr wert als diese Darturka. Nein, weniger. Denn Darturka vergessen niemals, wofür sie geboren wurden: um zu kämpfen und zu sterben! Nicht, um alt und fett und überheblich zu werden. Wieso, Vertebris, erweist du der FrequenzMonarchie nicht einen echten Dienst und bringst dich um?«
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