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Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs

Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs

Titel: Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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hallten ihre eiskalten Worte in ihm nach.
    *
    Obwohl nicht das Geringste gegen Orcizu vorlag!
    Seine einzige Verfehlung, Schuld, letztlich Todsünde bestand darin, nicht mehr gebraucht zu werden, im Intrigenkrieg des Hohen Klerus nicht länger

nützlich zu sein.
    Von diesem Wendepunkt an ergab ein rationaler Schritt den nächsten. Die

»Götterboten« waren keine, sondern tatsächlich Maschinen. Ihre frappierende Ähnlichkeit mit der

Reliquie war reiner Zufall; oder, wenn man so wollte, eine Ironie des Schicksals.
    Daraus folgte, dass man den Darlegungen dieses Priroda trauen konnte, sie

kämen nicht von Anthun, hätten aber dessen ungeachtet ein starkes Interesse, den Untergang

Frerinos zu verhindern, mit allem, was in ihrer Macht stand. Im krassen Gegensatz zur

Generalvikarin und dem Rest des abgehobenen Klausnerklüngels!
    War das zu fassen? Dahergelaufene Fremde engagierten sich für die Rettung der

Scheibenwelt - während die Kleriker nur danach trachteten, den Status zu bewahren, ihre

gepolsterten Thronsessel gegen ebenso satte, selbstherrliche Konkurrenten zu verteidigen.
    Sebyri tat das Richtige. Wo Recht zu Unrecht wurde, wurde Widerstand zur

Pflicht. Gleichwohl gehörte viel Courage dazu, ihrer langjährigen Gönnerin die Gefolgschaft

aufzukündigen.
    Orcizu empfand Respekt vor der steifen, unnahbaren, humorlosen Agentin,

seiner »Ehegattin«, die offiziell mit ihm verheiratet war, ohne dass sie je die Kuhle geteilt

hätten oder jemals teilen würden ... Noch so ein zynischer, obszöner Schwindel derjenigen, die

sich als Verkünder der einzig wahren Frohbotschaft aufspielten!
    Seine Wut wuchs mit jedem Mosaikstein, der das Bild vervollständigte. Die

Bauern von Gnaaz, die man in Armut und Ungebildetheit hielt ...
    Die wegen Bagatellen hingerichteten Kleinkriminellen. Die missbrauchten

Kinder. Die Pfahltanzmönche, die als »Illuminierte« gepriesen wurden und doch verblendet waren -

ja, sich freiwillig selbst blendeten mit den Haken, die sie sich in die Augen stachen.
    Nur, um den Abgesandten der Klause zu gefallen. Nur, um einem Götzen zu

dienen, dessen Kult eventuell auf eine historische Persönlichkeit zurückging, der jedoch längst

zu himmelschreienden Perversionen entartet war.
    Eine Assoziation kam Orcizu ... und wurde sogleich wieder verworfen. Nein.

Bei der »Entartung der Psi-Materie«, wie Priroda den leckenden Äther bezeichnete, worin die

Weltscheibe eingebettet war, handelte es nicht um eine Reaktion auf die Versündigungen der

Frerin.
    Warum sollte Anthun sein angeblich auserwähltes Volk, das er vor Chaon, der

Widersache, in Sicherheit gebracht hatte, derart hart bestrafen? Jetzt auf einmal? Nachdem er

unzählige Generationen lang all die in seinem Namen verübten Gräuel hingenommen hatte, ohne sich

in irgendeiner Form einzumischen?
    Gräuel. Und Frevel.
    *
    Orcizu bemerkte, dass sich seine Sicht der Welt soeben ins Gegenteil

verkehrte. Fast wäre ihm ein Schrei entfahren.
    So schwer es fiel, sich dies einzugestehen: Licafa war kein Frevler. Fehlbar,

wie jedes Frerin, natürlich.
    Und mitnichten frei von Standesdünkel. Ganz offensichtlich der Erbe einer

reichen Trifamilie. Sonst hätte er nicht so teures Parfüm verwendet oder über die Finanzmittel

verfügt, seine Gnostiker-Kommune aufzubauen und die illegalen Forschungen voranzutreiben.
    Nicht selten kehrte er den überlegenen Intellektuellen heraus oder

gestikulierte in affektierter Weise mit dem vierten, überzähligen Finger. Auch auf seine

wohlklingend sonore Stimme bildete er sich eine Menge ein. Er war eitel, arrogant und benahm sich

oft herablassend, als vermöge niemand seinen geistigen Höhenflügen zu folgen.
    Aber im Kern, im Wesentlichen hatte Licafa recht. Der Weiterbestand Frerinos

hing an einem seidendünnen Faden. Daher waren die Handlungen, welche die Gnostiker seit dieser

Entdeckung gesetzt hatten, absolut gerechtfertigt.
    Verflucht, das tat weh.
    Niemand blieb übrig, dem Orcizu die Schuld an seiner Verunstaltung

unterschieben konnte. Das Hinken, die Sprachbehinderung, die entstellenden
    Narben überall am Körper waren höchstens noch ihm selbst und seinem blöden

Opfermut zuzuschreiben.
    Wobei man nicht die Chirurgen vergessen darf. Und wer sie dazu

anhielt, ihre Skalpelle dermaßen rüde zu führen ...
    Das Bild war vollendet: eine Studie in Unredlichkeit, Machtmissbrauch und

Perfidie.
    Orcizu hatte Freund und Feind verkannt. Dieser Fehler

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