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Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs

Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs

Titel: Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Linie vertrat, und

seine Anhänger zogen den Kürzeren. Ihre Siedlung wurde geschleift und aus den Trümmern das

grausige Mausoleum errichtet, in dem die mumifizierten, ehemaligen Bewohner als

Ausstellungsstücke herhalten mussten.
    Sebyri bejahte. »Man sagt nicht umsonst, alle Wege enden in Frer.«
    »Dann haben wir wohl keine Wahl.«
    Lloyd/Tschubai verdrehte die Augen, dass das Weiße aufblitzte. »Oh Mann. So

viel zum Thema Nichteinmischung.«
    Noch vor Kurzem hatten sie sich gegenseitig darin bestärkt, dass sie es

möglichst vermeiden wollten, in die Geschicke der Frerin einzugreifen. Und jetzt waren sie im

Begriff, sich zu einem Sturmangriff auf deren Allerheiligstes zu rüsten!
    Orcizu hatte bislang still dabeigehockt, teilnahmslos, wie geistesabwesend.

Plötzlich brach das Apostul sein Schweigen.
    »Ich komme mit.«
     

8.
    Auf einem sehr schmalen Grat balancierend
     
    Wie oft musste ein Weltbild demoliert werden, damit man die Wahrheit

erkannte?
    Oder anders gefragt: Gab es überhaupt eine objektive Wahrheit? Tauchte nicht

eher hinter jeder eingestürzten Fassade eine neue, bloß anders gefärbelte Lüge auf?
    Vielleicht, sinnierte Orcizu, bestand ja der ganze Kosmos aus Schalen

innerhalb von Schalen, aus Hüllen, die andere Hüllen ummantelten, wie die Häutchen mancher

Fruchtwurzelknollen. Entfernte man eins und noch eins und immer so weiter, stand man am Ende mit

leeren Händen da.
    Nur Attrappen. Nichts dahinter.
    Von klein auf war es ihm als Gnade erschienen, glauben zu können: an Anthun,

den Allumfassenden. An die Unfehlbarkeit des Pontifex und seiner Heiligen Klause.
    Daran, dass in der von ihnen trefflich befestigten, sinnreichen,

gottgewollten Weltordnung jeder, der guten Willens war, seinen Platz fand; auch ein Sprössling

einfacher, meist nicht besonders gut riechender Müllleute aus der Schrannengasse.
    Ketzer wie Licafa, Mizami und die übrigen Mitglieder ihrer Kommune hatten ihm

leid getan. Verächtlich hatte das Apostul von den Zinnen seiner festen Glaubensburg auf sie

herabgesehen, sie bei aller Antipathie regelrecht bedauert ob des

trostlosen Nihilismus, der sie umnachtete.
    Nun aber war Orcizu aufgewacht als gleichermaßen Verdammter. Ringsum lag

alles, was ihm ehedem Orientierung und Halt geboten hatte, in Scherben.
    *
    Sein Versuch, stur zu leugnen, was nicht ins gewohnte Schema passte, war

ebenso kläglich gescheitert wie der Einsatz der Heiligen Reliquie gegen das Chaos, draußen am

Rand der Welt, unter den lodernden Himmeln. Neun verbrannte Finger legten schmerzhaft Zeugnis

dafür ab, bei jeder Bewegung wieder.
    Ihm war zum Heulen. Mit dem Verlust der mentalen Macht, die ihm die Reliquie

und der darin aufbewahrte, flüchtige Stoff verliehen hatten, ging eine furchtbare innere Leere

und Niedergeschlagenheit einher.
    Entzugserscheinungen: So musste sich ein Süchtiger fühlen, der seine

Rauschdroge vermisste.
    Wohin Orcizu blickte - in allen drei Richtungen, die ihm offenstanden,

gähnten Abgründe. Nach wie vor übte jener die größte Anziehungskraft aus, der zur

Realitätsverweigerung verlockte.
    Festhalten am Glauben, jegliche Zweifel ignorieren

... Zu spät, es ging nicht mehr. Oder nur um den Preis der vollständigen, endgültigen

geistigen Zerrüttung, der unumkehrbaren Flucht in den Wahnsinn.
    Vergebens durchwühlte Orcizu seinen Wissensschatz nach einem hilfreichen

Zitat aus den Heiligen Schriften - und fand doch kein Dogma, kein Kapitel, keinen Vers, woran

sich aufzurichten ihm noch möglich gewesen wäre. Nichts als hohles Pathos, samt und sonders

schäbige Ochsentäuscherei.
    Die zweite Option, selbst seinem verhunzten Leben ein Ende zu setzen, brachte

Orcizu ebenfalls nicht über die Herzen. Ja, hätte es noch die Gewissheit, dass seine Seele nach

dem Tod durch höherdimensionale Gefilde zu Anthun wanderte, um bei und mit und in ihm der ewigen

Seligkeit zu frönen!
    Aber diese Hoffnung, jede Hoffnung war

zusammengefallen wie eine Pyramide aus zerknickten Karten. Weil die Basis wegbrach, das

Fundament; und stattdessen schwankender, trügerischer Sumpfboden übrig blieb.
    Sebyri hatte ihm den wohlweislich angefertigten Mitschnitt ihres Telefonats

mit der Klause vorgespielt. Sobald Orcizu sich mit dessen Echtheit abfand und begriff, dass die

Generalvikarin das von ihr persönlich geweihte Apostul schmählich verriet, gab es kein Zurück

mehr.
    »Aus dem Verkehr ziehen, notfalls via Exekution«,

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