Perry Rhodan- 2556 - Im Innern des Wunders
die im Fesselfeld des Handelssterns gefangene
JULES VERNE. In solchen Kolossen konnte man leicht sein ganzes Leben
verbringen, ohne manchen Sektionen auch nur nahe zu kommen.
Äußerlich glich MIKRU-JON einem 73 Meter hohen Obelisken mit zwei
Einschnürungen auf jeweils etwa einem Drittel der Gesamtlänge. Im Museum der Ewigen Stadt hatte
Rhodan das Schiff wegen der reich verzierten bronzefarbenen Hülle tatsächlich für einen
Stützpfeiler gehalten, bis es sein wahres Wesen offenbarte.
Seine aktuelle Umgebung kam dem Terraner vollkommen unbekannt vor. Durch die
variable Formgebung konnte er sich allerdings ebenso gut täuschen. Andererseits hatte er
holografische Pläne des Schiffs studiert und dabei festgestellt, dass er alle Einzelteile bereits
betreten hatte; er kannte sowohl die Triebwerkssektion im unteren Drittel als auch die
Energieversorgung im mittleren sowie den Kommando- und Passagierbereich im oberen Drittel.
In einem derart kleinen Raumschiff blieb kaum Platz für verborgene
Sektionen.
»Wir sind da«, sagte Mikru bald darauf. Vor ihr öffnete sich eine Schleuse,
die in eine breite Kabine führte.
Rhodan betrat sie und entdeckte sofort den gläsernen Zylinder von drei Metern
Höhe und einem etwas kleineren Durchmesser. Augenblicklich stiegen Erinnerungen in ihm auf. »In
einem solchen Tank hast du meine schweren Verletzungen kuriert.«
»Ich nutze ihn auch als Medotank. Sein Einsatzbereich ist variabel und
vielfältig.«
»Ist es derselbe Tank?« Der Terraner schaute sich in der Kabine um. War es
diejenige, in der er dem Tod in letzter Sekunde entkommen war? Den Heiltank hatte Mikru nach
eigener Aussage speziell für seine Bedürfnisse errichtet. Hieß das, dass er nun wiederverwertet werden sollte, gewissermaßen zweckentfremdet?
Alles in Rhodan sträubte sich instinktiv dagegen, noch einmal in den Tank zu
steigen, in dem er solche Qualen erlitten hatte. Allerdings waren es Qualen des Heilungsprozesses
gewesen, ohne die er längst tot wäre.
Dies war ein Ort der Genesung gewesen, nicht etwa die Ursache seiner
Schmerzen. Seine Abneigung widersprach also jedweder logischen Beurteilung der Lage.
»Im Tank wirst du die Verbindung zum Schiff herstellen können. Erinnerst du
dich, dass du überempfindlich auf Geräusche und sonstige sensorische Reize reagiert hast, als du
in der Heilflüssigkeit schwebtest? Ansatzweise hattest du damals schon deine Sinne erweitert, und
MIKRU- JON konnte auf dich zugreifen.«
»Wie könnte ich das vergessen?«, fragte Rhodan. Er hatte geradezu alles gehört, nicht nur die Unterhaltungen, die Mondra in der Kabine oder auch
davor geführt hatte. Geräusche von überall im Schiff waren zu ihm gedrungen.
Einmal hatte er sogar geglaubt, Mondras Gedanken und Gefühle lesen zu können,
doch das schrieb er im Nachhinein seiner Agonie und Sinnesverwirrung zu. Vielleicht hatte sie es
auch leise vor sich hin geflüstert.
»Bitte, leg dich in den Tank«, forderte Mikru. »Deine Biodaten sind noch
gespeichert, sodass du perfekte Bedingungen vorfinden wirst.«
Rhodan grinste. »Ich habe keine Angst, in der Flüssigkeit zu frieren.«
Mikru nahm seine Worte ernster, als sie gemeint waren. »Die Temperatur ist
ideal für dich reguliert. Deinem Körper wird weder zu viel Hitze zugefügt, noch wird er
auskühlen. Es wird angenehm sein.«
Davon war Rhodan überzeugt. Er fragte sich nur, ob Mikrus Begeisterung daher
rührte, dass es auch für sie und das Schiff angenehm sein würde. Sie
schien begierig auf die Herstellung jener innigen Verbindung zu warten, auf den Abdruck, den Rhodan dem Schiff und damit auch Mikrus Persönlichkeit hinzufügen
würde.
Einen Augenblick lang dachte er daran, wie während der Transition sein
Innerstes nach außen gekehrt und seine Emotionen und Erinnerungen von den gierigen Klauen
eingefangen wurden.
Ein Schauer lief über seinen Rücken. Doch dieses schreckliche Erlebnis stand
nicht mit Mikru in Zusammenhang, sondern war ein gänzlich anderes Phänomen gewesen.
Wirklich?, fragte er sich leise, wischte diesen
misstrauischen Einwand aber zur Seite. Zweifel waren unangebracht. MIKRU-JON spielte nicht
falsch. Weder das Schiff noch seine Verkörperung hatten je Anlass gegeben, sein Vertrauen zu
verlieren; ganz im Gegenteil.
Langsam entkleidete er sich. »Als ich im Heilschlaf lag, hast du also meine
... Eignung zum Piloten vorsorglich getestet?«
»Ich sagte dir schon, dass
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