Perry Rhodan - 2560 - Das Raunen des Vamu
Wahrnehmung. Er gab sich einen Ruck, richtete sich im Sessel auf,
schüttelte erneut den Kopf.
Verschwommen sah er die riesigen Fassaden der Stadt, neben denen sich sein modifizierter
Gartenarbeitsroboter wie ein Mikroorganismus ausnahm. Sie schienen im Zeitlupentempo
vorbeizuwandern. Corma wollte beschleunigen, aber der Automat reagierte nicht.
»Funktion gesperrt. Du bist derzeit nicht in der Lage, das Fahrzeug zu steuern.«
»Ich bin ... « Er setzte zu einer geharnischten Entgegnung an, aber da senkte sich ein
schweres dunkles Tuch über sein Bewusstsein. Der Druck in seinem Kopf nahm zu. Übergangslos sah
er die Umgebung klar und deutlich.
Roboter patrouillierten durch die Straßen. Vereinzelt transportierten sie Menschen, die
seltsam apathisch wirkten. Corma wusste, woran es lag. Es war der Bann, unter dem sie standen.
VATROX-VAMU hatte den mentalen Druck auf die Menschen ein wenig zurückgenommen, um Kraft zu
sparen. Außerdem lenkte es ihn vom Wesentlichen ab.
Und das Wesentliche war in dieser Stunde ... Vorremar Corma.
Alles andere blieb zweitrangig, die Menschen etwa, die sich wie trunken bewegten, die aßen,
schliefen, tranken und dabei den Gewohnheiten ihrer Körper folgten. Was sie taten, taten sie
unbewusst. Das mentale Tuch lag auf ihnen und hüllte ihren Geist ein. Es fesselte sie, ließ kein
Entkommen zu. Die Menschen dachten nicht über ihren Zustand nach. Sie entwickelten keinen
Widerstand. Sie waren nicht mehr in der Lage, sich gegen andere zu verschwören.
Und das genügte vorerst.
Wieder schrie diese Stimme. »VATROX-VAMU hat mich auserwählt! Weil ich einzigartig bin - und
weil ich schon auf der Insel war!«
Corma erkannte seine eigene Stimme. Sie war ihm seltsam fremd, als habe er sie vor langer Zeit
zum letzten Mal gehört.
Er dachte kurz an Yvonne, seine Frau. Daran, dass sie beide nun niemals Sohn oder Tochter
haben würden, die sie sich so sehr wünschten.
Alles wegen Far Away! Er war der einzige Siganese im gesamten astronomischen Umfeld. Er
hatte den Exodus unfreiwillig mitgemacht, und es gab keinerlei Chance auf eine Rückkehr.
Oder vielleicht doch?
Begriffe tauchten in seinem Bewusstsein auf: Polyport-Höfe, Perry Rhodan, NEO-OLYMP ... Rhodan
war hier gewesen. Er benutzte Transportwege, über die sie im Stardust - System recht wenig
wussten. Warum sollten sie nicht auch ihm offen stehen, dem einsamsten Siganesen der Fernen
Stätten?
Jemand rammte Corma ein glühendes Messer in den Kopf. Er schrie auf, warf sich im Sessel hin
und her. Die geistige Fessel, gerade noch locker, zog sich fester um sein Bewusstsein. Corma
fürchtete, erneut das Bewusstsein zu verlieren. Die Klammer lockerte sich ein wenig, sodass er
befreit durchatmen konnte.
Roboter transportierten Verletzte. Ein Leichenschweber kreuzte seinen Weg, darauf zwei
Menschen, unter einer Glocke aufgebahrt. Ohne die Kontrolle der Roboter durch den Großrechner
CREST hätte niemandem auf den Stardust-Planeten geholfen werden können. Die Menschen selbst waren
geistig nicht dazu in der Lage.
Corma spürte das Fremde in sich immer deutlicher, das er anfangs eher vage und nebulös
wahrgenommen hatte. Sein Verstand arrangierte sich mit der Gegenwart des fremden Geistes, der
seinen Körper und seine Gedanken lenkte. Der winzige Rest eigener Persönlichkeit, der in diesem
gewaltigen mentalen Raum existierte, loderte immer wieder auf, aber meistens blieb er ein kleiner
Funke, ständig darum bemüht, nicht endgültig zu erlöschen. Immer wenn Corma glaubte, dass es so
weit war, erhielt das winzige Flämmchen wieder etwas Nahrung.
Das Geisteswesen erschien ihm so groß wie das Universum. Es war irgendwo da oben, wo kleinere
Fahrzeuge ihre Bahn zogen, aber auch rundherum zwischen den Fassaden, den Türmen und
Schächten.
Ab und zu blitzte kurz die Erkenntnis des allumfassenden Geistes in ihm auf, der das gesamte
Stardust - System ausfüllte und in ihm einen Anker auf Aveda besaß. Der Gedanke, für eine hohe
Aufgabe gebraucht zu werden, erfüllte ihn mit Stolz. Er kannte den Standort der Insel, er kannte
das Innere der Felsennadel.
Das bedeutete ein Potenzial, das ihm Macht und Einfluss verlieh. Er war unentbehrlich, ein
Zustand, der ihm in den über hundert Jahren im Stardust-System meistens gefehlt hatte. Die Zeit
als Administrator hatte nur unzureichend überdeckt, was ihm fehlte.
Wenn er ehrlich zu sich selbst war, eigentlich alles.
Und jetzt
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