Perry Rhodan - Die Chronik - Band 3
Freunde allerdings das Aussterben werden, denn intergalaktischer Sex findet nicht statt. Die Leser scheinen seltsamerweise auch keine Erotik zu vermissen. Ob daraus Rückschlüsse auf die Leserstruktur zulässig sind? Ich glaube nicht, denn einer Untersuchung zufolge sind die Mehrheit der PERRY RHODAN-Leser junge Männer zwischen 16 und 24 Jahren, wobei Studenten (!) der Naturwissenschaft (!) stark vertreten sein sollen. Wahrscheinlich ist, dass Perry Rhodan niemals eine Frau körperlich wird lieben dürfen, zu sehr ist er Kultfigur, Guru und geistig-moralischer Führer einer großen Fan-Gemeinde, die in unzähligen Clubs organisiert sind und über den ›Mausbiber Gucky‹, das ›Konusraumschiff der Pseudogurrads‹, den Konflikt zwischen ›ES‹ und ›Anti-ES‹ besser Bescheid wissen als z.B. über die irdische Tagespolitik.« Was die sogenannten »geschlechtslosen Freunde« angeht, so denke man nur an die Abenteuer, die der Arkonide Atlan während seines 10.000 Jahre dauernden Exils erlebte, und auch an seine zahllosen Affären mit der holden Weiblichkeit aller irdischen Epochen, die ihm zum Spitznamen »Der Einsamer der Zeit« verholfen haben. Und PR selbst? Nun, bereits im zweiten Zyklus wartete er mit dem missratenen Sohn Thomas Cardif auf, dem dann Michael Reginald und Susan Betty Rhodan folgten. Und wie er den Verführungskünsten der Arkonidin Ascari da Vivo erliegt und es zur Zeugung des »Sternenvagabunden« Kantiran kommt, das zeigte eigentlich nur auf, wie sehr sich die Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat, wie sehr Erotik und Sexualität Einzug nicht nur in die Öffentlichkeit, sondern auch in die Heftroman-Szene gehalten haben.
Und Debes’ Resümee ist durchwegs positiv. Er schließt seinen Text mit den Worten: »Abschließend bleibt zu bemerken: Perry Rhodan ist besser als sein Ruf in den sogenannten intellektuellen Kreisen. Robert Jungks seinerzeit geäußerter Faschismusvorwurf ist im Laufe der Jahre hinfällig geworden. Perry Rhodan ist kein ›Weltraum-Hitler‹, eher der populäre Vorreiter einer neuen Denkweise, der mit den Mitteln der Trivialliteratur einer breiten Masse durchaus demonstriert, welche Möglichkeiten der Menschheit offenstehen, wenn sie sich einigt, um ihre Probleme zu lösen. Dass es in den unendlichen Weiten des Raumes andere ›intelligente‹ Lebensformen gibt, daran zweifeln heute nicht einmal mehr die angesehensten Wissenschaftler. Perry Rhodans Erfolg könnte sich in der Tatsache begründet finden, dass er einer breitgefächerten Leserschicht konkrete Möglichkeiten einer vorstellbaren intergalaktischen menschlichen Existenzform anbietet, die in sich selbst logisch zu sein scheint und den Lesern vielfältige Identifikationsmöglichkeiten gibt, wie der intensive Kontakt zwischen Verlag und Leserschaft belegt.«
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Mit Ratber Tostan das zweite Comeback
Im Dezember 1986 gab PR-Mitbegründer K.H. Scheer mit Band 1320 sein zweites und diesmal dauerhaftes Comeback. Hauptfigur von »Tostan, der Spieler« und noch etlicher weiterer Romane war die Figur des Ratber Tostan, den Scheer für die bereits im JUBILÄUMSBAND 7 publizierte Kurzgeschichte »Ein seltsamer Helfer« entwickelt hatte. Scheer selbst zu dieser Figur:
»Die Figur des Ratber Tostan habe ich ganz bewusst, ohne an Militarismus oder an sonst was zu denken, von mir aus entwickelt. Er war ursprünglich eine von mir in einer Kurzgeschichte eines Jubiläumsbandes erfundene Figur. Als ich wieder einstieg, hatte ich an Tostan überhaupt nicht mehr gedacht, bis mir der Mahn von Amerika aus am Telefon vorschlug, diese Figur doch zu nehmen, weil sie ganz gut gewesen wäre. So sah das in der Realität hinter den gewissen Türchen aus!
Mir passte diese lächerliche Bande von sogenannten Terranern im Tarkan-Universum, die fahnenwedelnd durch die Galaxis geflogen sind, nicht mehr. Sie waren anomal und verhielten sich wie die letzten Vollidioten! Ich war nicht mehr bereit, bei einem solchen Nonsens mitzumachen.
Der einzige zu dieser Zeit mögliche Mann war ein normal denkender Mensch, der durch sein Suchtleiden zum halben Tod geworden war, der klipp und klar gesagt hat: Freunde, was wollt ihr denn eigentlich von mir? Ich bin doch verträglich, hier ist doch meine Hand. Tu mir nichts, ich tu dir auch nichts!
Trittst du mir aber gegen das Schienbein, dann trete ich selbstverständlich zurück! Was ist denn daran anomal, was ist daran militaristisch, was ist
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