Perry Rhodan - Die Chronik - Band 3
der Schlimmste. Jedes Mal, wenn ich in einem amerikanischen Fernsehkrimi den Alibi-Farbigen agieren sehe, denke ich peinlich berührt an die Alibi-Frauen in verschiedenen Voltz-Exposés.
In der modernen SF beginnt die Stellung der Frau (oft genug auch in experimenteller Weise!) sich allmählich zu normalisieren, aber im Allgemeinen leidet die Science Fiction an der »Ursünde«, den gleichen Ideenklischees wie Kriminal- und Westernromane entsprungen zu sein: SF war in den Anfängen, kein Weg geht daran vorbei, sterile Männerliteratur. Man erinnere sich nur an das Aufsehen, das zum Beispiel Philip José Farmer 1952 mit seinem Roman »The Lovers« erregte, als er ein regelrechtes SF-Tabu missachtete und sich dem Thema Sexualität widmete. Heute erscheint uns dieser Roman nicht sehr ungewöhnlich.
Trotzdem halte ich nichts davon, nun mit aller Gewalt auf eine Stellung der Frau in der SF hinzuarbeiten, die von ihrer »normalen« Rolle allzu weit entfernt ist: Wer wollte sich mit derart utopischen weiblichen Wesen noch identifizieren? Entwicklungen verlaufen zäh, und allzu eifrige Verfechter neuer Ideen resignieren oft an ihrer eigenen Ungeduld. Meine Frau (sie nimmt in meinem SF-Bereich natürlich eine exponierte Stellung ein) reagierte auf meine entsprechende Frage gelassen: »Ich werd’ dir schon sagen, wenn mir was nicht passt!« Offensichtlich geht’s an der Basis normaler und zufriedener zu, als man denken möchte. Und nur von dort (Orwell , »1984«) kann eine Veränderung kommen.
Dieses Editorial wurde vor mehr als dreißig Jahren geschrieben, und tatsächlich hat sich seither in diesem Bereich – und nicht nur dort – ich Sachen Emanzipation sehr viel getan. Immer öfter sind Frauen die Protagonistinnen, und die Geschichten werden aus ihrer, der weiblichen Sicht geschildert. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die »Science«, die Wissenschaft, heute einen viel geringeren Stellenwert in der Science Fiction hat als früher und die Themenpalette der Publikationen vielfältiger und bunter geworden ist, die unter dem Label SF zur Veröffentlichung gelangen.
Und was hatte William Voltz zum Dauerbrenner »Stellung der Frau in PERRY RHODAN« zu sagen?
Essay: Frauen in PERRY RHODAN – von William Voltz
Als ich zu ersten Mal davon hörte, dass das Thema dieses PERRY-RHODAN-MAGAZINS den Titel »Frauen in der Science-Fiction« tragen werde, ergriff mich in düsterer Vorahnung schiere Verzweiflung. Ich fürchtete, alle möglichen Abhandlungen und Kommentare schreiben zu müssen. Eine Zeitlang sah es so aus, als käme ich, vom Editorial einmal abgesehen, ungeschoren davon. Trotzdem nahm ich kaum noch Telefongespräche entgegen, ließ Post des Verlages unter fadenscheinigen Gründen zurückgehen und verbreitete skrupellos das Gerücht, mehrere Wochen Urlaub auf den Westindischen Inseln zu machen. Walter A. Fuchs, der für PRM zurzeit das ist, was man in der Fußballsprache als »Interimstrainer« bezeichnet, schaffte es dennoch, mich aufzuspüren und zur Niederschrift dieses Artikels zu überreden. Ich will gar nicht darauf eingehen, welche Register der Überredungskunst er dabei gezogen hat; als er dann noch die Illustrationen von Pierangelo Boog erhielt, traf mich vollends der Schlag. Nicht, dass mir die Bilder nicht gefielen (Erbarmen, genau das Gegenteil ist der Fall!), aber sie sind die Essenz der (Vor-)Urteile, die eine Gruppe von Lesern den Frauen in PERRY RHODAN gegenüber hegt. (Die andere Gruppe findet alle Frauen in PERRY RHODAN steril, und obwohl ich meinen Freund einigermaßen kenne, werde ich nie begreifen, wie eine solche Polarisierung möglich ist!) Was immer wir mit den Frauen in PERRY RHODAN auch anfangen: Es gibt mit Sicherheit jemanden, der sich darüber aufregt und uns heftig kritisiert.
Jeder Leser macht sich natürlich ein eigenes Bild von den Frauen in PERRY RHODAN, so auch Angelo. In der Vorstellungswelt der Autoren sehen sie dabei wieder anders aus. Das mag auch daran liegen, dass der gute Illustrator sich ausgerechnet die Frauen ausgesucht hat, die mit Perry Rhodan verheiratet waren. Es ist schade, dass er nicht Auris von Las Toór (sie fand leider schon in Band Nr. 125 den Tod), Demeter, Irmina Kotschistowa, Betty Toufry oder Tipa Riordan (um nur einige zu nennen) ausgewählt hat, denn er zwingt mich förmlich, besonders auf diese drei Frauen einzugehen. Das Problem, einen Unsterblichen mit einer Sterblichen zu verheiraten, wurde in der PERRY RHODAN-Serie von verschiedenen
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