Perry Rhodan - Jupiter
größere Bedeutung zugekommen.
Aber Ganymed ... Die Allgemeinheit hatte kaum Notiz von der Kuppelstadt auf dem Eismond genommen. Erst in jüngerer Zeit war Galileo City zu einer Art Geheimtipp avanciert, weil Eistaucher und Wintersportler Ovadja Regio entdeckt hatten. Außerdem gab es eine Rückbesinnung auf die Schönheiten des eigenen Sonnensystems, und Jupiter aus dieser Nähe zu sehen, war einfach überwältigend.
Der Gleiter wurde eingeschleust. Minutenlang hing er im Griff starker Traktorfelder, dann beschleunigte er wieder.
Eine funkelnde Lichtfülle breitete sich schnell in alle Richtungen aus. Die Metropole, die mehr Einwohner hatte als Terrania, feierte seit Wochen ihr dreitausendjähriges Bestehen. Bully fragte sich, wie viele Ganymedaner diese Zahl schon als Hauch der Ewigkeit ansehen mochten.
Weit entfernt brodelte unter der Kuppel ein grelles Farbenmeer. Und schräg vor dem Gleiter entstanden kilometergroße holografische Bilder. Sie malten die Geschichte Ganymeds an den Himmel: die ersten Siedler, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts von der Erde gekommen waren und mit einem Konvoi aus Kettenfahrzeugen die Eiswüste erkundeten. Kuppeliglus wurden aufgebaut, mit Wissenschaftlern besetzte Forschungsstationen. Auch die ersten Abenteurer erschienen auf Ganymed, auf der vergeblichen Suche nach Rohstoffen. Hier und da die Überreste eines Asteroideneinschlags, aber mehr?
Reginald Bull stellte fest, dass er nicht mehr nachvollziehen konnte, weshalb die Siedlung auf Ganymed so lange weiterbestanden hatte. Es mochte vor allem die Faszination gewesen sein, die Jupiter auch derzeit wieder ausübte, das Gefühl, den Sternen nahe zu sein, ohne sich weit von der Heimat Terra entfernen zu müssen.
Der Gleiter näherte sich dem Zentrum der sternförmig angelegten Metropole, wurde langsamer und verlor an Höhe. Galileo City konnte durchaus mit Terrania konkurrieren. Inmitten der lichten Dämmerung des Mondes war die Stadt ein überbordendes Lichtermeer, in dem niemand zu schlafen schien.
Ein Hauch Mittsommernacht, ging es Bull durch den Kopf. Mehr als sieben Tage brauchte der Mond für eine Umdrehung – sieben Tage für eine Phase Hell und Dunkel, und die Grenzen verwischten ohnehin.
Kateen Santoss stöhnte leise. Der Aktivatorträger wandte sich ihr zu. Sie wirkte unruhig, allerdings hätte er nicht zu sagen vermocht, ob sie schon kurz davor war, aufzuwachen.
Der Gleiter schwebte in den Hangar des Verwaltungstrakts ein. Von hier aus war Bully kurz nach 16.00 Uhr am Vortag gestartet, um sich das Artefakt anzusehen. Knapp zehn Stunden seitdem, aber wirklich neue Erkenntnisse hatte er nicht gewonnen.
Nichts Greifbares, sagte er sich. Keine beweisbaren Fakten – noch nicht.
Er hatte erwartet, von Robotern in Empfang genommen zu werden, und war überrascht, einen der Beiräte des Stadtparlaments zu sehen. Der Mann – Egghon Kobschinsk, wenn Bully sich richtig entsann – hatte beim gestrigen Empfang teilgenommen. Zwei Frauen begleiteten ihn jetzt, Ärztinnen, wie sich schnell herausstellte. Sie nahmen sich der Archäologin an und versprachen, den Residenz-Minister umgehend zu informieren, sobald sie aufwachte.
»Die Bürgermeisterin ist soeben im Gebäude eingetroffen«, sagte Kobschinsk, während er die Kabine eines Antigravlifts öffnete. »Jeder der letzten Tage war schon sehr lang für sie ...«
»Ich würde Kaci Sofaer nicht um diese Zeit belästigen, wenn ich es nicht als dringlich ansähe«, erwiderte Bull.
»Du hast dich beim Artefakt informiert?«
Der Residenz-Minister nickte nur; sein Begleiter schwieg ebenfalls. Zwei Minuten später erreichten sie ohnehin schon ihr Ziel. Es war ein kleiner Besprechungsraum. Die Bürgermeisterin balancierte eben eine randvolle Tasse dampfenden Kaffees zu ihrem Sitzplatz.
»Wenn ihr auch etwas nötig habt, um euch wach zu halten ...« Kaci Sofaer verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen. »Ich vergaß, Reginald, dass du als Aktivatorträger mit sehr wenig Schlaf auskommst. Fast so wie viele da draußen ...«
Ihre flüchtige Kopfbewegung schien ganz Galileo City zu umfassen. Sie gähnte verhalten, als sie sich in ihren Sessel sinken ließ. Wortlos hob sie die Tasse und trank genießerisch.
Ein leises Zischen erklang. Bull hatte geradezu erwartet, dass sich der graugrüne Schal bewegte, den die Frau locker über ihren Schultern hängen hatte. Die Fhandour-Schlange blähte sich auf und ruckte mit abgespreiztem Nackenschild in die Höhe. Für einen Moment erinnerte
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