Perry Rhodan - Jupiter
der Honovin gewesen, die Quantrill auf die andere Seite hätten begleiten und die Geburtsstunde der Schwarzen Festung erleben sollen. Diejenigen, die nötig waren, um den Betrieb der TYCHE aufrechtzuerhalten.
Anatolie von Pranck wird nicht mehr erfahren, dass Quantrill sie nie hatte opfern wollen, dass er aber keinen anderen Weg gesehen hatte, den Aufstand zu beenden und das nötige Tau-acht doch noch verladen zu können. Sie war die Ablenkung gewesen, damit die Kampfroboter hatten zuschlagen können.
Der Schiqalaya setzt Mondra Diamond in Sicherheit ab und verschwindet in den Weiten des Jupiter, genau wie seine Artgenossen.
Es nimmt eine Stunde in Anspruch, bis die TYCHE abkoppeln kann und sämtliches Tau-acht in der Atmosphäre entsorgt wurde, um Platz zu schaffen für möglichst viele Flüchtlinge. Das Schiff fliegt zum Hangar, in dem die Massen warten, die durch die Schleusen in Sicherheit strömen. Dutzende, Hunderte, Tausende zuletzt. Und doch zu wenige im Verhältnis zu denen, die bereits in der Faktorei gestorben sind und noch sterben werden, weil sie irgendwo in der verheerten Station gestrandet sind, abgeschnitten von jeder Rettung.
Irgendwann bleibt keine andere Wahl. Die TYCHE muss ablegen. Ganymed rast heran, und der Mond ist viel zu nah. Die künstlichen Gravitonen fressen die Faktorei.
»Noch mehr«, flüstert Mondra Diamond an Bord der TYCHE ihrem Kollegen Porcius Amurri zu. »Wir hätten noch mehr Personen retten müssen.« Aber sie weiß selbst, dass es nicht möglich gewesen wäre.
Aus der Entfernung gleicht MERLIN nicht mehr einer Schildkröte, sondern einem kranken Albtraum, der in der Realität keine Daseinsberechtigung besitzt. Der Gravo-Fraß hat die Faktorei in ein verworrenes, schrumpfendes und sich verformendes Etwas verwandelt, in eine kranke Geschwulst.
Nur noch zehn Menschen sind darin am Leben. Drei ersticken nach einem Hüllenbruch, als die TYCHE ablegt, mehr als zwölf Decks vom Hangar entfernt. Vier werden von einem riesigen schwarzen Nichts aufgesogen, das Mishealla Ceist zuerst entdeckt hatte. Zwei setzen sich gleichzeitig, aber unabhängig voneinander eine Waffe an den Kopf und töten sich.
Der Letzte, der noch lebt, ist Rolston Har'Vell. Er sitzt mit angezogenen Knien inmitten eines Quartiers. Wem es einst gehörte, weiß er nicht. Er weiß nichts mehr. Aber er ist glücklich, wie ein neugeborenes, sattes und zufriedenes Kind in den Armen seiner Mutter.
Es ist der 12. Februar 1461 NGZ, 22.23 Uhr.
Der Countdown der Faktorei MERLIN ist beendet.
TSUNAMI und SHIVA
Die TYCHE taumelte mehr, als dass sie flog. Mondra steuerte das Schiff vom Platz des Piloten aus, doch es war nahezu unmöglich, sich in der entarteten Atmosphäre zu orientieren. Die Faktorei blieb als grotesk verzerrtes, sich windendes Ding zurück, einem sterbenden Klumpen Fleisch ähnlicher als einem toten Gerüst aus Metall.
Eines jedoch konnte Porcius am Platz des Ortungsoffiziers klar und deutlich anmessen – den riesigen Mond, der auf sie zuraste, auf MERLIN und auf Jupiter. Ganymed würde in wenigen Minuten als mehr als fünftausend Kilometer große Bombe den Planeten völlig zerstören. Zwar war Quantrill getötet, das meiste Tau-acht aus der Faktorei entfernt und einige Tausend Bewohner der Faktorei gerettet worden ... aber das änderte nichts am tödlichen Ende. Die größte Gefahr hatten sie nicht beseitigen können.
Ganymed raste als Todesbote heran, einen Schweif aus glühenden Atmosphäregasen hinter sich. Es gab keinen Weg, dieses mörderische Geschoss zu stoppen.
Mondras einziges Ziel war, die TYCHE aus der Schussbahn zu bringen und Jupiters Atmosphäre zu verlassen. Aber sie wusste nicht, wohin sie flog, war ortungstechnisch blind und taub; und mehr noch: Niemand konnte sagen, ob das Schiff eine gerade Flugbahn einhalten würde.
Ihre Gedanken wanderten zu Anatolie von Pranck, die sich geopfert hatte, um sich an Quantrill zu rächen und die Enterung der TYCHE zu ermöglichen. Sie war eine brillante Wissenschaftlerin gewesen, die ihr volles Potenzial nicht hatte ausschöpfen können. Was wäre wohl aus ihr geworden, wenn sie nie auf Oread Quantrill getroffen wäre? Aber am Ende hatte sie die richtige Seite gewählt, die richtige Entscheidung getroffen, auch wenn es ihr eigenes Leben gekostet hatte. Nur das zählte. In Wahrheit hatten nicht Mondra und Porcius all die Menschen an Bord gerettet, sondern Anatolie.
Die Frage war nur, ob Mondra sie länger am Leben halten konnte. Es kam
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