Perry Rhodan - Jupiter
»Doch wir werden sie leiten. Wenn wir dicht vor ihre Sichtkanzeln gehen, können sie uns sehen und uns folgen.«
»Bringt sie zum Kopf der Schildkröte«, bat Mondra. »Zur TYCHE. Danach werden wir alle sammeln, die noch leben, und für immer von hier verschwinden. Ihr dürft dann frei sein, und ich werde dafür sorgen, dass ihr nie wieder gefangen werdet.« Sie wusste, wie schal ihre Worte klangen; wenn Ganymed in Jupiter einschlug, würde es für die Schiqalaya keinen Lebensraum mehr geben. Selbst sie konnten dieses Chaos nicht überleben. Oder doch?
»Wir leiten«, sang ihr Träger, und in perfekter Formation schwärmten die Schiqalaya aus.
Armageddon nahm seinen Anfang.
T minus Null: Armageddon
MERLIN existiert nicht mehr. Er kann den Countdown der Faktorei, die seine Welt bildete, nicht mehr zählen. Könnte er es jedoch, müsste er sich korrigieren. Es bleibt noch weniger Zeit, als die ersten Hochrechnungen vermuten ließen. Der Gravo-Fraß wächst exponentiell.
Neben der Faktorei, vor dem Kopf der Schildkröte, sieht Mondra Diamond durch den Schleier in die Cockpitkanzel einer Jet und entdeckt darin Porcius Amurri und Anatolie von Pranck. Als die TYCHE in Sichtweite kommt, hebt Anatolie den Blick, sieht Mondra genau in die Augen, streckt ihr die Hand wie zum Gruß entgegen – und senkt sie erneut auf die Kontrollen. Das Glas der Kanzel wird auf der Seite des Copiloten abgesprengt. Porcius Amurri wird mit ungeheuerem Druck in die Atmosphäre geschleudert. Die Jet rast weiter auf die TYCHE zu.
Die entarteten Giftgasschwaden der Jupiter-Atmosphäre umgeben Anatolie von Pranck. Sie hat noch weniger als dreißig Sekunden zu leben. Obwohl sie die Luft anhält, tötet ihre Umgebung sie mit unerbittlicher Präzision. Die Kälte frisst sich in ihre Haut. Die Augen erstarren und gefrieren. Sie spürt es nicht. Sie kann nur an eines denken. Sie beschleunigt die Jet, lenkt sie um die TYCHE, an den Ort, der ihr Rache verheißt.
TYCHE, denkt sie. Die altgriechische Göttin des Glücks, die Tochter des Gottes Jupiter und auch die Göttin des Schicksals. Dies ist dein Schicksal, Oread Quantrill. Sie kennt ihren Feind genau, der noch vor Tagen ihr Geliebter war und alle Geheimnisse mit ihr ebenso teilte wie seinen Körper. Oder fast alle Geheimnisse. Dass er Anatolie am Ende entsorgen würde, hatte sie nicht geahnt.
Die Jet rast auf einen glasartigen Aufbau zu. Dahinter verbirgt sich Quantrills Domizil in der TYCHE, seine Heimat, sein luxuriöses Quartier. Dunkelheit dringt in Anatolies Bewusstsein, als sie mit einem verzweifelten Aufschrei ihre Paragabe ein letztes Mal aktiviert und die Leistung der Jet in ungeahnte Höhen puscht. Das Fluggefährt beschleunigt mit Werten, die einer Maschine wie dieser gar nicht möglich sind. Die Ganymedanerin, die einst das erste Tau-acht synthetisierte und damit das Verderben überhaupt erst möglich machte, stürzt nach vorn, völlig entkräftet, dem Tode nahe. Ihre Stirn schlägt gegen die Frontscheibe. Ihr Blick bricht, doch das Letzte, das sie sieht, ist die Gestalt ihres Feindes, der hinter der Panoramascheibe steht, auf die ihre Jet mit mörderischer Geschwindigkeit zurast.
Dann stirbt sie, eine Sekunde, bevor die Jet in die TYCHE schmettert.
Quantrills Domizil vergeht in der Explosion. Nichts bleibt davon, weder die futuristischen Möbel noch der Luxus der Ausstattung. Oread Quantrill selbst steht im Zentrum der Explosion. Ihm bleibt nicht einmal Zeit, zu verstehen, dass er stirbt. Sein Körper wird in seine Atome zerblasen. Sein Bewusstsein verweht im Bruchteil eines Lidschlags.
Das Feuer frisst sich vom Domizil aus weiter. Wände bersten, Böden brechen zwei Decks tief. Folgeexplosionen richten weiteren Schaden an, ehe die automatischen Schutzschirme hochfahren und die völlige Detonation der TYCHE verhindern. Notfallschaltungen werden aktiviert, Roboter schwärmen aus. Brände werden gelöscht. Sektionen abgeriegelt.
Nicht weit entfernt treibt Porcius Amurri als winziger Spielball in seinem Raumanzug durch das Nichts. Es dauert mehr als zehn Minuten, bis er vom Piloten einer Jet gerettet wird. Er blickt in die Augen von Anforulikas Zureskolperotona. Gemeinsam stürmen die Besatzungen von insgesamt elf Jets, denen der Anflug dank der Leitung der Schiqalaya gelungen ist, die TYCHE. Nach der verheerenden Explosion und Oread Quantrills Tod leisten die wenigen Angehörigen der SteDat, die sich an Bord befinden, keinen Widerstand. Sie wären die Auserwählten
Weitere Kostenlose Bücher