Perry Rhodan - Jupiter
zerstörte Lagerhallen, die sich an den Hangar anschlossen. Feuer loderte rund um sie, Rauch wölkte und verschmierte die Scheibe.
Der TLD-Agent stellte keine Fragen mehr, sondern zog den Notfall-Raumanzug aus dem Fach unter dem Sitz und schlüpfte hinein.
Die Hände der ganymedanischen Chefwissenschaftlerin lagen völlig ruhig auf den Kontroll-Steuereinheiten. »Weiter vorne kommen wir zu den Korridoren. Dort endet unser Weg. Wir können nicht schnell genug alle Wände zerstören. Also können wir nur hoffen, dass es hier nach draußen geht.«
Sie zog die Jet herum und jagte einen Torpedo in Richtung einer noch etwa dreißig Meter entfernten Wand. Porcius hatte längst alle Orientierung verloren. Die Welt vor ihm explodierte, etwas krachte gegen die Jet, ein Trümmerstück schmetterte auf die Sichtscheibe und schrammte darüber, hinterließ einen feinen Haarriss.
Dann rasten sie in eine Hölle hinein, wurden durchgeschüttelt. Alarm gellte. Metall ächzte und kreischte. Die Jet drohte zu zerbrechen. Doch sie waren durch. Die Schwaden der Jupiter-Atmosphäre wallten rundum.
»Der Riss«, sagte Porcius matt. Eine winzige, graublaue Menge Gas drückte hindurch und schlängelte sich in die Kanzel. »Die Kuppel wird brechen!«
»Sie wird halten«, sagte Anatolie. »Wir brauchen nicht mehr lange. Notfalls muss ich die Luft anhalten, ehe ich das Gift einatme. Ist der Helm deines Anzugs geschlossen?«
»Aber du ...«
»Ist er geschlossen?«
»Ja.« Porcius legte in einer hilflosen Geste die flache Hand auf den Riss. Zwischen seinen Fingern wallten feine Atmosphäreschleier. »Du musst dir ebenfalls ...«
»Ich muss gar nichts. Nur die TYCHE finden.« Anatolie zog die Jet herum – und blickte nicht auf den metallenen Schildkrötenleib, sondern auf eine wirbelnde Anomalie. Die Ganymedanerin fluchte. »Die Instrumente zeigen nichts mehr! Die Ortung versagt! Wo sind wir?«
Porcius fühlte sich fatal an den Anflug auf MERLIN erinnert. »Wir werden die Station nicht mehr finden«, flüsterte er. »In diesem Chaos ist jede Orientierung unmöglich.«
Mondra flog wieder.
Der Schiqalaya, der sie trug, jubelte inmitten von zehn seiner Artgenossen. Mondra hatte alle seine Artgenossen befreien können. Sie rasten mit zunehmender Geschwindigkeit durch eine sich grausam verzerrende Wirklichkeit. Ganze Decks waren weggebrochen, unter ihnen erstreckte sich ein Dutzende Meter tiefes Loch, als sei eine gewaltige Bombe explodiert. Und doch war es nichts im Vergleich zu dem, was bald geschehen würde.
Irgendwann stoppte der Schiqalaya. Um die kleine Gruppe herum bogen sich die Wände zu Kugeln, aus denen immer wieder Eruptionen wie Tentakel stießen. »Wir müssen nach draußen.«
»Ihr dürft meine Freunde nicht vergessen!«, rief Mondra. »Ihr habt versprochen, mich zu ihnen zu bringen!«
»Sie sind dort draußen«, sagte ihr Träger.
Mondra durchfuhr ein schmerzhafter Stich. Konnte das sein? »Ich werde nicht atmen können! Die Atmosphäre ist Gift für mich.«
Das Fledermauswesen antwortete nicht. Stattdessen schloss sich der bunte Flugkranz zu einer Kugel, die Mondra von allen Seiten umgab. Sie sah hindurch wie durch einen Schleier, und einen verrückten Augenblick lang dachte sie an ihren Jungmädchentraum, an ihre Hochzeit, an den Moment, als ihr Ehemann den Schleier zur Seite zog, um sie zu küssen.
Dann stießen sie in die freie Atmosphäre des Jupiter vor.
Mondra spürte eine Welle der Freude, die von außen über sie schwappte. Endlich waren die Schiqalaya frei und dorthin zurückgekehrt, wohin sie gehörten – oder an einen Ort, der ihrer Heimat weitgehend glich.
»Wir bringen dich zu deinen Freunden«, sagte ihr Träger.
In ihrem sicheren Hort konnte sich Mondra der Schönheit nicht verschließen, die sie umgab. Hier, ohne die störenden Mauern der Faktorei, tobte sich das Gravo-Chaos ungehindert aus. Die Schwaden wirbelten und tanzten zu einer unhörbaren Melodie. Farben rauschten und explodierten. Ihr Atem ging flach. Viel Sauerstoff stand ihr nicht mehr zur Verfügung. Sie würde die Atemluft ihres engen Gefängnisses schon bald verbrauchen.
Nur Sekunden später tauchten vor ihr kleine Beiboote auf, die wirr und ohne Ordnung in der Atmosphäre trieben. Einige flogen in Richtung der Station, andere von ihr weg. Zwei steuerten aufeinander zu, kollidierten und vergingen in einer kurz aufflammenden Detonation.
»Sie sind ohne Orientierung, wie wir in eurer toten Welt«, psalmodierte der Schiqalaya.
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