Perry Rhodan - Jupiter
Andere waren zerstückelt, zerschmolzen, grotesk in die Länge gezogen. Diese Bilder würden Mondra wohl nie wieder aus dem Sinn gehen.
Der Schiqalaya manövrierte sicher und ohne auch nur ein einziges Mal zu stocken. Leicht, geradezu ätherisch, flog er durch den Albtraum, und je bizarrer alles wurde, je mehr Mondra schreien wollte, weil ihr Verstand revoltierte und das Bewusstsein lähmte, umso wohler schien sich ihr Träger zu fühlen. »Wenn das alles vorüber ist«, sang er, dieses Mal in wohlklingendem Falsett, »werden wir schweben, in der Atmosphäre des Jupiter schweben ...«
Mondra schloss die Augen, verbarg den Kopf in den Armen und lauschte nur dem leisen Flattern des Segels. Sie zitterte und fragte sich, ob die Hyperstrahlung wohl bleibende Schäden in ihrem Hirn hinterließ. Und ob sie sich in wenigen Stunden überhaupt noch Sorgen um bleibende Schäden machen konnte.
Irgendwann landeten sie. Der Schiqalaya setzte sie ab. »Öffne die Augen.« Sie gehorchte. Die Umgebung drehte sich vor ihr, doch diesmal lag die Ursache in ihr selbst. Der Raum rundum stabilisierte sich nach einigen Sekunden, der Schwindel verschwand.
Vor ihr ragten die Glastanks auf, aus denen Schiqalaya starrten. Die dürren Fledermausleiber zitterten aufgeregt. Die Pilze auf den Schädeln pulsierten – leuchteten sie nicht sogar? –, und kleine Fingerchen kratzten über die Scheibe. Graugrüne Schwaden wallten um die Gestalten.
»Befreie sie aus der Schwarzen Obhut«, forderte der Schiqalaya.
»Das werde ich. Aber danach benötige ich ein letztes Mal eure Hilfe. Weißt du, wo sich mein Begleiter aufhält? Du hast ihn gesehen, im Jupiteranischen Ozean. Er führt viele Menschen durch MERLIN.«
Ein kurzes Zögern, während sich das Segel einfaltete. »Ich weiß es. Sie wandeln und sie schreien .« Das letzte Wort stieß er gequält aus, das Fledermausgesicht verzerrte sich.
Mondra lief ein Schauer über den Rücken. »Wirst du mich zu ihnen bringen?«
»Ich werde.«
»Gut. Bitte geh zur Seite.« Entschlossen zog die ehemalige TLD-Agentin ihren Strahler. Es war eine radikale Methode, aber sie hatte den unschätzbaren Vorteil, dass keine weitere Zeit verlorenging. Sie stellte minimale Intensität und einen dauerhaften Strahl ein. »Ich werde Ausgänge für die Gefangenen schneiden. Sie müssen zurückweichen, soweit es möglich ist.«
Vorsichtig ging Mondra an die Arbeit.
»Wir sitzen fest«, sagte Porcius resigniert. Sämtliche Kraft wich aus seinem Körper. Zu viel. Es war zu viel. Vielleicht hätte er schon längst aufgeben sollen. Wie hatte er nur glauben können, eine derart titanische Aufgabe bewältigen zu können?
Anatolies Gesicht glich einer starren Maske. Jede Sanftheit war aus ihren Zügen gewichen. Mehr denn je glich sie einem in die Enge getriebenen Raubtier. »Es gibt einen Weg.«
Porcius zeigte durch die Glaskanzel der Jet auf die offen stehende Schleuse, hinter der sich der Raum verbog und Metallwolken trieben. »Etwa dort hindurch?«
»Das wäre sicher nicht der richtige Weg.« Die Ganymedanerin baute eine Funkverbindung zu den Piloten der übrigen Jets auf. »Folgt mir! Wir werden zur TYCHE fliegen. Alle anderen bleiben in diesem Hangar zurück. Versucht, so viele Menschen wie möglich hierherzubringen. Es bleibt wenig Zeit. Aber jeder Augenblick kann genutzt werden, jemanden zu retten.«
»Was hast du vor?«, fragte Porcius.
»Jeder, der nicht mehr an Bord ist, wenn die Station kollidiert, verringert das Tau-acht-Potenzial. Quantrill muss nicht nur sterben – auch nach seinem Tod darf sich sein Plan nicht erfüllen. Leg einen Raumanzug an.«
»Noch einmal – was hast du vor? «
»Keine Zeit für Erklärungen.« Anatolie startete die Jet. Sanft hob sie vom Boden ab. Anatolie richtete sie jedoch nicht auf das Schott aus, sondern steuerte eine Seitenwand des Hangars an. »Leg einen Raumanzug an«, wiederholte sie.
Und feuerte eine Salve ab.
Die Wand wurde auseinandergerissen. Trümmerstücke sausten durch den Raum, krachten zu Boden. Anatolie schoss erneut und jagte mit der Jet in die lodernden Flammen. »Ihr folgt mir!«, befahl sie den übrigen Piloten erneut. »In der TYCHE werdet ihr gebraucht.«
Porcius zitterte. Der Plan war so einfach wie selbstmörderisch. Wenn es keinen Weg nach draußen gab, würde Anatolie eben mitten durch MERLIN fliegen. Die Station war ohnehin dem Untergang geweiht. Ständig feuernd und die Jet in halsbrecherische Manöver jagend rasten sie weiter, durch
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