Perry Rhodan - Jupiter
Ader ist dicht hinter dem rechten Lungenflügel geplatzt. Die Leber ragt in die Wirbelsäule. Aus einem kleinen Riss rinnt Magensäure ins Innere des Leibes. Eine Darmschlinge bildet eine Einheit mit der Milz. Die Luftröhre steckt im Herzmuskel. Die Hände zucken, verkrampfen sich ins Laken. Der Unterkiefer zittert.
Man findet Errinna Darevin zur selben Zeit, als ein Mediker ihren Geliebten behandelt, den komplizierten Bruch des Unterschenkels heilt und entscheidet, dass die einzige Möglichkeit, den Patienten zu retten, darin besteht, die mit dem Roboter verschmolzene Hand zu amputieren.
Deshum überlebt tatsächlich, doch Errinna ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Äußerlich ist sie unversehrt geblieben, aber der Mediker, der die Autopsie leitet, um die genaue Todesursache festzustellen, übergibt sich, als er in ihren verheerten Körper schaut.
Deshum Hiacu und Errinna Darevin konsumieren Tau-acht.
Deshums Uhr tickt noch.
Für Errinna ist die Party an Bord der Faktorei MERLIN endgültig vorüber.
Aus den Fugen
Ein Heulen ertönte, dann schweres metallisches Ächzen, als sei die Micro-Jet in eine gewaltige Schrottpresse geraten. Wäre es nur so, dachte Rhodan. Dabei hätte es sich wenigstens um eine überschaubare Situation gehandelt – ganz im Gegensatz zu dem Hexenkessel, der unvermutet um sie herum ausbrach.
Wieder erklang das Geräusch, schriller diesmal und so durchdringend, dass es in den Ohren schmerzte. Die Intensität nahm zu.
Wie ein abschmierendes antiquiertes Kleinflugzeug. Die Assoziation erheiterte den Terraner trotz des Chaos rundum: Wie viele Jahrhunderte waren vergangen, seit er das zuletzt gehört hatte? Und doch steckte die Erinnerung noch genau in ihm und wartete offenbar nur darauf, abgerufen zu werden. Gerüche vergaß man angeblich nie; ob das auch für Geräusche und die damit verbundenen Emotionen galt?
»Es ist der Alarm!«, rief Mondra. »Aber warum klingt er so verzerrt und ...« Sie unterbrach sich. »Wir stürzen ab!«
Sämtliche Energie verschwand blitzartig aus der Micro-Jet, alle Maschinen standen still. Totenstille herrschte ringsum, wie in einem metallenen Sarg, der durchs All raste – oder eben durch die Gas- und Nebelfelder der äußeren Jupiter-Atmosphäre. Bräunliche und rötliche Schwaden peitschten gegen das Sichtfenster.
Die Jet raste genau einem gigantischen Strudel entgegen, der die Wirklichkeit aufzureißen schien. Vor ihnen tobten Gewalten, die sie zwischen sich zermalmen würden.
Kräfte, dachte Rhodan, die zweifellos tausendmal stärker sind als jede nur denkbare Schrottpresse. »SERUNS sofort schließen, um Atemluft zu sparen!«
Mit einem pneumatischen Zischen schloss sich der Helm seines Schutzanzugs. Noch war die Atemluft in der Micro-Jet nicht knapp, noch gab es keinen Auslöser für eine automatische Sicherheitsreaktion der Schutzanzüge. Im Inneren der Jet schien alles beim Alten geblieben zu sein, mit dem einen Unterschied, dass das Fluggefährt unkontrolliert dem Kern des Jupiter entgegenraste und niemand an Bord auch nur das Geringste dagegen unternehmen konnte. Der Atmosphäredruck, der auf die Außenhülle drückte, stieg von Sekunde zu Sekunde. Irgendwo vor ihnen wurde er so stark, dass die Gashülle in einen flüssigen Zustand überging.
Doch dort würden sie niemals ankommen. Vorher würde sie der Strudel verschlucken, der wohl das äußere Zeichen eines gigantischen Wirbelsturms war, dem Großen Roten Fleck ähnlich.
Nur – woher kam ein solcher Sturm? Er konnte sich nicht einfach so bilden. Etwas Unfassbares musste geschehen sein.
Die Hülle der Jet ächzte. Ein tausendfach verästelter Blitz zuckte über die kleine Schutzschildblase, die flackerte, als würde sie jeden Augenblick brechen wie eine Eierschale.
»Wir brauchen Energie.« Mondra klang ruhig und überlegen. Natürlich. Jemand wie sie geriet ebenso wenig in Panik wie Rhodan selbst. Nur wenn alle nüchtern und klar handelten, konnten sie vielleicht einen Ausweg finden und ihr Überleben sichern. Und daran würden sie bis zum letzten Atemzug arbeiten.
»Fragt sich nur, wo Energie herkommen soll.« Während Rhodan sprach, untersuchte er mögliche Ursachen des völligen Ausfalls. Dass so etwas von einer Sekunde zur anderen und erst recht ohne äußere Anzeichen geschah, war eigentlich unmöglich – wobei der Terraner die Vokabel eigentlich längst aus seinem Wortschatz gestrichen hatte, seit das eigentlich Unmögliche zu seinem Alltag gehörte ... also im
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