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Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Titel: Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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einen Moment, überlegte und fragte schließlich: »Ihr Bruder, Clifford. Erinnern Sie sich an seinen Namen?«
    »Ja. N... natürlich. Er heißt ... er heißt ...« Monterny brach ab. Da war kein Name. Aber da musste einer sein. Sein Bruder. Wie konnte er ihn nur vergessen haben? Er erinnerte sich an ihn, nicht? Ein schlaksiger Junge, auf der Schaukel neben ihm. Sie stießen sich ab, schaukelten immer wilder.
    Wie hieß er? Sein Name! Sein Name, sein Name, sein Name!
    Monterny sah zu Julie, las Mitleid in ihrem Gesicht. Es machte ihn wütend. Grenzenlos wütend. »Sie spielen mit mir!«, stieß er hervor, und die Worte kamen plötzlich mühelos von seinen Lippen. »Ich habe keinen Bruder! Sie haben ihn erfunden!«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Er hat Sie besucht, Clifford. Letzte Woche, zusammen mit Ihren Eltern. Sie haben Ihnen Blumen und ein Laptop gebracht.« Sie deutete auf einen halb verwelkten Strauß, der auf dem Nachttisch neben dem Bett stand, als handele es sich dabei um ein unwiderlegbares Beweisstück.
    »Wieso weiß ich dann nichts davon?« Monterny hätte die Vase am liebsten zu Boden gefegt. Aber ihm war zu schwindelig.
    »Weil Sie sehr schwer verletzt sind, Clifford. Sie haben ein Hirntrauma erlitten. Sprechschwierigkeiten und Erinnerungslücken sind ein gewöhnliches Symptom einer solchen Verletzung. Aber sie geben sich für gewöhnlich nach einigen Monaten wieder.«
    »Behaupten Sie!«
    »Es ist so. Ich bin keine Ärztin, aber in meiner Zeit hier im Walter Reed Medical Center habe ich viele Patienten wie Sie gesehen, Clifford. Es ist ein langer und steiniger Weg. Aber Sie werden sehen, Ihre Erinnerungen werden zurückkehren. Sie dürfen nicht aufgeben!«
    »Sie haben leicht reden!« Ihre dozierende Art hielt seine Wut aufrecht. »Sie machen sich auf dem Hocker an meinem Bett breit und löchern mich! Sie wollen alles von mir hören – und erzählen mir nichts von Ihnen!«
    »Clifford, es geht hier nicht um mich.« Sie versteifte sich, rückte eine Handbreit von ihm ab.
    Es tat ihm nur noch mehr weh. Julie war kaum älter als er und hübsch. Dunkles, langes Haar und braune Augen. Genau sein Typ. Hätte er sie in seinem früheren Leben in einer Bar oder einem Club gesehen, er wäre zu ihr gegangen und hätte sie angesprochen. Monterny war berühmt für sein Draufgängertum gewesen. Er hatte jede Frau mit Worten umgarnt , die ihm gefiel. Seinem gewinnenden Lächeln hatten nur wenige Frauen widerstehen können. Und die wenigen, die es vermocht hatten, hatten sich von seinen Bitten erweichen lassen.
    Aber das war vorbei. Unwiderruflich.
    »Ja, es geht um mich? Wieso helfen Sie mir dann nicht?« Monterny wusste, dass er ungerecht war, dass sich Julie große Mühe mit ihm gab, dass er ihr bereits jetzt viel zu verdanken hatte. Doch da war dieser Schmerz in ihm, der nicht nachlassen wollte und danach verlangte, dass es einen Schuldigen gab. Irgendjemanden. Und Monterny hatte niemand anderen als Julie.
    »Ich helfe Ihnen, Clifford.«
    »Sie lügen!«
    »Wieso sollte ich lügen?«
    »Wieso sagen Sie mir dann nicht, was mit mir geschehen ist?«
    »Das habe ich bereits viele Male. Sie wurden in Sadr City, einem Stadtteil von Bagdad, schwer verwundet. Ein improvisierter Sprengsatz hat Ihnen ein schweres Hirntrauma zugefügt.«
    »Ich kann mich an keine Explosion erinnern.«
    »Das ist nur normal. Ihre Psyche schützt sich. Die Erinnerung wird zurückkommen. Sie müssen nur Geduld haben.«
    »Geduld! Immer nur Geduld.« Monterny erinnerte sich an die Patrouille. Die Hitze im Humvee. Sanders, der Ivanhoe anbrüllt, als die Kinderschuhe seine Füße fesseln. Die Gasse, »Hearts and Minds Alley«, dann der Sprengsatz, der den dritten Humvee im Konvoi erwischt. Er gibt Gas. Weg, nur weg. Ivanhoes Schrei: »Clifford, stopp!« Das Kind, das reglos auf der Straße liegt. Ivanhoe, der plötzlich auf das Kind zurennt und es auf die Arme nimmt. Und dann ... nichts.
    »Was ist mit dem Kind? Lebt es?«
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Julie. »Im Tagesbericht für Bagdad ist kein verwundetes Kind verzeichnet.«
    »Sanders? Was ist mit Sanders?«
    »Sie haben ihm eine Mail geschrieben, Clifford. Auf dem Laptop, das Ihre Familie Ihnen gebracht hat.«
    Stammte es wirklich von seiner Familie? Auf jeden Fall hatte Monterny plötzlich ein Laptop gehabt. Er hatte zwei Tage gebraucht, die kurze Mail zu tippen. Jeder Buchstabe hatte eine Herausforderung bedeutet, die ihm alles abverlangte. Julie hatte ihm die Mail-Adresse

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