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Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge

Titel: Perry Rhodan Neo 006 - Die dunklen Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Nacht geworden. Eine zweite Gewehrsalve wies ihnen den Weg zum Zaun. Hinter der Küche erhellte der Kegel eines Scheinwerfers die Fläche unmittelbar vor dem Zaun.
    Im gleißenden Licht standen zwei Kinder. Sie hielten einander an der Hand.
    Sid González und Elmer Bradley auf der Flucht.
    Die beiden Jungen rührten sich nicht, schienen aufgegeben zu haben. Monterny wusste es besser. Sie waren buchstäblich auf dem Sprung. Sid und Elmer bildeten einen mentalen Block. Mit vereinten Kräften mochte Sid eine Teleportation gelingen. Ein Sprung, bei dem er Elmer mitnehmen würde.
    »Nein!«, brüllte Monterny. Jenseits des Camps gab es nur staubtrockene Wildnis und Drogenbarone. Die Jungen würden keine Woche überleben. »Tut das nicht!«
    Er sprintete los. Julie konnte nicht mehr mithalten und fiel zurück.
    Doch ein anderer war noch schneller als er: Ivanhoe.
    »Feuer einstellen!«, brüllte er. »Nicht schießen!«
    Ivanhoe rannte von links in den Lichtkegel, machte einen weiten Satz und riss Elmer Bradley um. Der Kamerad und der Junge rollten wie zu einer Kugel verfangen weiter, kamen am äußersten Rand des Lichtkegels zum Liegen.
    Im nächsten Moment war Monterny heran. Er sprang Sid an, warf den Jungen zu Boden. Sid stieß einen gequälten Schrei aus, bäumte sich auf, versuchte Monterny zu kratzen und zu beißen.
    Monterny drückte ihn mit seinem ganzen Gewicht hinunter. Sid war stark, viel stärker, als er vermutet hatte. Seine Nägel gruben sich in Monternys Unterarm, trieben blutige Striemen in die Haut.
    Monterny hielt fest.
    Er musste Sid an der Teleportation hindern. Solange er den Körperkontakt aufrechterhielt, musste er ihn bei einem Sprung mitnehmen, ein Mehrfaches der Kraft aufwenden, die er für seine eigene Flucht benötigt hätte.
    Er musste Sid nur festhalten, abwarten, dass sich der Junge verausgabte.
    Von der Seite kam ein tiefer Schrei, erfüllt von Qual. Er brach in einem Gurgeln ab. Monterny fuhr herum. Ivanhoe und Elmer waren zusammengesackt.
    »Ivanhoe! Was ist los?«
    Er erhielt keine Antwort. Monterny ließ Sid los, rannte zu den beiden am Boden Liegenden. Blut strömte aus Ivanhoes Brust wie Wasser aus einer Quelle. Elmers linker Arm ragte heraus. Monterny sah nur den Schulteransatz, das übrige Glied wurde vom Hemd Ivanhoes verdeckt.
    Der Junge war leblos.
    Ein Messer? Unmöglich. Der stille Elmer konnte keiner Fliege etwas zuleide tun.
    Monterny packte Elmers Schulter, wollte seinen Arm aus dem Hemd ziehen.
    Es ging nicht.
    Der Arm musste sich verklemmt haben. Monterny riss das Hemd Ivanhoes auseinander – und verharrte hilflos. Er wollte nicht wahrhaben, was seine Augen ihm mitteilten, konnte es nicht glauben: Elmers Arm steckte bis zum Ansatz in Ivanhoes Brust!
    Funken sprühten, tauchten Ivanhoe in Licht, das noch greller war als das des Scheinwerfers. Im nächsten Moment fegte eine Welle erhitzter Luft über Monterny.
    Sid González hatte die Gelegenheit genutzt. Der Junge war teleportiert.
    Monterny nahm es nur am Rande wahr. Ivanhoe! Ivanhoe starb!
    Ein Ruck ging durch den Kameraden. Sein Kopf kam hoch. Er öffnete die Augen, als wäre er aus einem Traum erwacht. Sein Blick fixierte Monterny. »Clifford, es ... es tut mir ... Iwan ... bitte ... «
    Ivanhoe bäumte sich auf, als jeder Muskel in seinem Körper sich anspannte, verkrampfte. Dann war der Moment vorbei und Ivanhoe sackte zurück.
    Iwanowitsch Goratschin starb.
    Und Camp Specter folgte ihm in den Tod, als Ivanhoe seine Psi-Kräfte in einem letzten Aufbäumen entfesselte.
     
    Die Küche war als Erste dran. Das Gebäude verging in einer Stichflamme, als handelte es sich dabei um den Kopf eines Streichholzes, das man entzündet hatte. Jack, der Koch, rannte heraus. Er stand in Flammen.
    »Clifford, was ist los?«, schrie Julie auf. Sie war neben ihm in die Knie gegangen. Sie hob die Hände vor das Gesicht, um sich vor der Hitze zu schützen.
    Sie konnte nicht ahnen, was geschah. Sie wusste nichts von Ivanhoes Psi-Gabe. Sie wusste so vieles nicht über Ivanhoe.
    Als Nächstes verging die Schule, dann der Schlafsaal für die Jungen, dann der für die Mädchen.
    Es war, als streife ein Unsichtbarer mit einem Flammenwerfer durch das Camp, arbeite sich Gebäude um Gebäude vor – in Richtung auf den Gemeinschaftssaal.
    »Nein!«, brüllte Julie auf und rannte los, der Flammenspur hinterher.
    Monterny ließ den sterbenden Kameraden los und folgte ihr. Es gab nichts mehr, was sie für Ivanhoe hätten tun können. Doch dieses

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