Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
Seltsamerweise hat er mich als Besun angesprochen. Er nannte mir seinen Namen und wollte mir etwas sagen, aber er verlor das Bewusstsein, bevor ich verstanden habe, was los war.«
»Es tut mir leid, Sid«, sagte Marshall. »Aber dieser Kerbir war bereits tot, als wir euch fanden. Es gab nichts mehr, was wir für ihn tun konnten. Ich wünschte wirklich, dass dein Alleingang erfolgreich gewesen wäre. Wir nehmen ihn ebenfalls mit nach Terrania. Dort bewahren wir seinen Körper auf und übergeben ihn an die Fantan, falls sich unsere Wege noch einmal kreuzen sollten. Es tut mir leid, Sid.«
Sid presste die Lippen zusammen. Er hatte es geahnt, aber erst jetzt den Mut aufgebracht, nach ihm zu fragen.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Goratschin.
»Wir warten, bis die unterirdische Anlage versiegelt ist, dann fliegen wir zurück nach Terrania. Später werden mehrere Teams zurückkommen und alles zur Untersuchung mitnehmen.«
»Das bedeutet, dass sich nun unsere Wege trennen.«
Sid sah verblüfft zu dem Hünen hoch. Dann erhob er sich. Schwindel erfasste ihn, aber bevor er das Gleichgewicht verlor, packten ihn Goratschins Hände.
»Du solltest dich hinlegen, Sid«, sagte Goratschin.
Sid schüttelte den Kopf. »Nicht bevor ich sagen kann, was ich zu sagen habe.«
Goratschins Mundwinkel verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Du musst nichts sagen, Sid. Es ist alles in Ordnung.«
»Ist es nicht«, widersprach er. »Es tut mir leid, was ich in Terrania zu Ihnen gesagt habe. Sie sind kein Monster. Sie sind ... wie ich. Genauso wie ich. Es war falsch, dass ich zwischen Ihnen und Ihrem Bruder nicht unterscheiden konnte. Es ... es tut mir wirklich leid.« Fast flehend starrte er den großen Mann an.
»Du hattest mit vielem recht, was du gesagt hast. Deine Worte haben mir sogar geholfen, eine wichtige Entscheidung zu fällen.« Goratschin sah John Marshall an. »Nun ist etwas geschehen, was ich allein für mich verarbeiten muss. Vielleicht schaffe ich es doch, Frieden mit meiner Gabe zu finden.«
»Das ist etwas, das ich nicht verstehe«, sagte Marshall. »Ich dachte, die Operation sei erfolgreich verlaufen.«
Goratschin lächelte erneut. Seine Augen blieben aber traurig. »Es war nur die erste Operation von vielen. Und das menschliche Gehirn ist ... sehr komplex. Offenbar will es nicht, dass ich seine Anlagen so einfach zerstöre.«
Er streckte die Hand aus, und Marshall ergriff sie. Dann beugte er sich zu Sid hinunter und drückte ihn kurz an seine breite Brust.
»Auf Wiedersehen«, sagte Goratschin, drehte sich um und ging den Hang hinunter.
Sid blickte ihm mit offenem Mund hinterher, bis der Hüne im aufkommenden Nebel des Abends verschwunden war.
»Habe ... habe ich etwas Falsches gesagt?«, fragte er.
»Nein«, sagte John. »Im Gegenteil. Aber er muss seinen eigenen Weg gehen.«
»Werden wir ihn wiedersehen?«
»Wer weiß? Er ist ein außergewöhnlicher Mensch. Und außergewöhnliche Menschen finden hoffentlich immer wieder den Weg nach Terrania.«
Sid dachte eine Weile darüber nach. »Und was machen wir mit Scaramanca?«
Marshall drehte den Kopf und blickte nachdenklich zu dem Supercopter. »Er scheint auch ein außergewöhnlicher Mensch zu sein. Wenngleich mit völlig anderen Vorzeichen. Ich weiß nicht, was Adams mit ihm machen wird.«
»Er ist gefährlich.«
»Und er scheint ein technisches Genie zu sein.« Marshall machte eine kurze Pause, bevor er hinzufügte: »Scaramanca ist übrigens ein Tarnname. Sein echter Name lautet Allister T. Whistler.«
29.
Tatana Michalowna
In der Vergangenheit, Thorta, Ferrol
Es war feucht und kalt in dem Gewölbe unter der Burg. Es stank nach altem Urin, der festgestampfte Lehmboden glänzte vor Feuchtigkeit. Eine einzelne Lampe spendete dämmriges Licht. Sie war elektrisch betrieben, was wie ein Anachronismus wirkte. Eine Fackel hätte besser in diese Umgebung gepasst.
Tatana Michalowna musste an einen ihrer früheren Verehrer in Russland denken. »Sie werden dich noch als Hexe verbrennen!«, hatte er befürchtet, als er begriff, dass in der schlanken Schönheit gefährliche Gaben schlummerten.
»Sie werden uns nichts antun«, flüsterte Crest.
»Natürlich nicht«, bestätigte der Weise. Der Topsider hatte wieder die Augenklappe über die Augenhöhle gelegt. »Wir haben kein Verbrechen begangen. Es muss sich um einen Irrtum handeln.«
Die Telepathin verzichtete darauf, ihren Gefährten mitzuteilen, was sie in den Gedanken der Wachen las. Der
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